Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)
grunzte kaum hörbar.
Julia lehnte sich gegen die Wand und klammerte sich am Türrahmen fest. Michael war härter, als sie gedacht hatte. Kyles Worte hatten nicht einmal sein Interesse geweckt.
Kyle musste ihre Bestürzung gespürt haben. Er schaute über die Schulter zu ihr und winkte.
Mit dieser einfachen Geste signalisierte er ihr, dass er Michael schon dazu bringen würde, ihm aus der Hand zu fressen. Bei ihr hatte er das ja weiß Gott auch schon geschafft.
„Vielleicht könnte ich dir ein paar Tipps geben?“, bot Kyle dem Jungen an.
„Weshalb denken Sie, dass Sie das könnten?“, fragte Michael voller Abwehr und Arroganz. Er blickte nicht einmal auf.
„Weil ich einen Cy-Young-Award bekommen und einen 95 Meilen schnellen Fastball geworfen habe, deshalb.“
Die gebieterische Stimme, der selbstbewusste Tonfall und die Worte an sich weckten Michaels Aufmerksamkeit. Er hob ruckartig den dunklen Kopf und sah Kyles breite Brust und das bekannte Gesicht vor sich.
„Kyle Hansen! Cool!“ Er sprang von der Couch, wobei sein kostbarer Ball mit einem Plumps zu Boden fiel.
Michaels spontane Neugier verwandelte sich in Erstaunen, Ehrfurcht und schließlich in Bewunderung. Julia schmolz bei dem Anblick völlig dahin. Ihr Impuls, Kyle hierherzubringen, hatte ins Schwarze getroffen. Aber letztendlich lag es an Kyles Bereitschaft, den Jungen zu treffen, die den entscheidenden Unterschied machte. Und es war Kyles Hilfe, die den künftigen Verlauf von Michaels Leben ändern konnte.
Julia zog sich zurück und ließ die beiden allein, damit sie einander besser kennenlernten.
Ihr Job war an dieser Stelle erledigt.
4. KAPITEL
Julia ging in ihr Büro, wo sie sich in Papierkram regelrecht versenkte. Was auch nicht schwer war, denn überall, wo sie hinschaute, stapelten sich die Akten. Ihre Arbeit für das Krankenhaus brachte Freude, Traurigkeit und jede Menge administrative Aufgaben mit sich. Doch heute vermochten sogar die Stapel an Arbeit ihre Aufmerksamkeit nicht lange zu fesseln. Ihr Gedanken waren bei den beiden Menschen in dem anderen Raum – dem Teenager, der lautlos nach Aufmerksamkeit schrie, und dem großen bösen Baseballspieler, dem noch immer ein Teil ihres Herzens gehörte.
Ja, es tat weh, sich das einzugestehen. Sie hatte Jahre damit verbracht, sich davon zu überzeugen, dass sie über ihn hinweg war, und musste nun feststellen, dass es doch nicht so einfach war.
„Klopf, klopf. Dürfen wir hereinkommen?“
Der Klang von Kyles Stimme erschreckte sie und ließ Julia auf ihrem Stuhl zusammenzucken. „Ich war wohl in meine Arbeit vertieft“, sagte sie zu sich und fügte laut hinzu. „Herein mit euch!“
Michael trat als Erster ein, Kyle folgte ihm. Seine Präsenz schien ihr ganzes Büro auszufüllen, das sowieso nicht sehr groß war.
Er stand mit dem Rücken vor einem Druck von Georgia O’Keeffe. Obwohl seine männliche Erscheinung die eher feminine Blume hätte dominieren sollen, stellte Julia fest, dass die überdimensionale Blüte wie Kyle selbst war: groß, imposant und verführerisch.
„Was kann ich für euch beide tun?“, erkundigte sie sich und bemerkte ein Leuchten und eine Lebendigkeit in Michaels Augen, die sie nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
„Kyle hat gemeint, ich könnte morgen mit ins Stadion, weil doch Samstag ist und ich keine Schule habe!“, platzte Michael heraus.
„Ja, das habe ich, doch zuerst müssen wir über etwas Wichtigeres sprechen.“ Kyle stieß den Jungen leicht in die Seite. „Nun?“
„Richtig.“ Michael trat näher an Julias Schreibtisch heran. „Ich wusste nicht, dass Kyle und Sie mal ein Paar waren! Aber danke, dass Sie ihn hierhergebracht haben. Für mich.“
Julia spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und sie rot wurde. „Wir waren nicht … Wir haben … Bitte, habe ich gerne gemacht.“ Wieder warf sie Kyle einen bösen Blick zu.
Kyle zuckte die Achseln. „Es geht nur darum, dem die Ehre zu geben, dem sie gebührt.“
„Danke“, entgegnete sie und war auf merkwürdige Weise berührt. Und noch immer verlegen. „Nun, was hat es mit diesem Tag im Stadion auf sich?“
„Na ja, das klappt nur, wenn du uns begleitest, weil ich auf der Spielerbank sitze und ihn nicht im Auge behalten kann.“ Kyle deutete auf Michael, der sie aus großen flehenden Augen ansah. „Ich werde versuchen, ihn als Batboy einzuschleusen, aber selbst dann wäre es hilfreich, dich dabeizuhaben.“
Julia war sprachlos. Zum einen, weil Kyles Großzügigkeit
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