Vorsicht, Herzalarm! (German Edition)
eine feste Größe in der Barszene gewesen war und vor den Erinnerungen und sich selbst davongelaufen war, hatte er etwas beweisen müssen. Er hatte seine Aggressionen mit hinaus auf den Wurfhügel genommen und zu den Gegenspielern auf der Home Plate. Jenseits des Spielfeldes hatte er jeden herausgefordert, sich mit ihm zu messen, und hatte sich mit seinem Status als künftiger Star gebrüstet.
Er hatte immer gewusst, dass er mehr Talent besaß als der durchschnittliche Baseballspieler und dass er sich selbst auf der Gosse herausarbeiten musste, in die er hineingeboren war. Durch einen glücklichen Zufall war ein Pastor von der presbyterianischen Westminster Academy auf ihn aufmerksam geworden, der ihn über ein Stipendiumprogramm auf die Schule gebracht hatte. Dort hatte er Julia Caldwell getroffen. Doch nachdem sie ihm Glück für die Minor League gewünscht und ihn verlassen hatte, verlor er seine Konzentration. Nach einem Drink und einer Schlägerei zu viel war Kyle hinter Gittern gelandet. Sein Mentor in der Minor League hatte ihn gegen Kaution aus dem Gefängnis geholt, hatte ihn ausgenüchtert und ihn gezwungen, sich im Spiegel anzuschauen und zu erkennen, dass der Weg zum Erfolg nicht über Drinks und Tussis führte.
Kyle schüttelte den Kopf und schob sich die Sonnenbrille auf die Nase. Es gab keinen Grund, warum ihm ausgerechnet jetzt jene Tage wieder einfielen. Er hatte sich seitdem zusammengerissen und hart gearbeitet und lebte nun seinen Traum als Vorzeigespieler von Miamis neu gegründetem Team.
Er schwang seine Sporttasche über die Schulter und trat durch die Stadiontüren, wobei er den Wachleuten im Vorbeigehen zuwinkte.
Bevor er in den langen Gang zum Umkleideraum einbiegen konnte, hörte er eine vertraute weibliche Stimme hinter sich. „Hansen, ich muss dich kurz sprechen!“
Der Kommandoton ließ ihn zusammenzucken. Macy Kroger, die Pressesprecherin der Suns, hatte eine lautere Stimme als jeder Mann, den er kannte, und zudem einen eisernen Willen. Wenn sie von jemandem etwas wollte, bekam sie es normalerweise auch.
Als Captain und Vorzeigespieler des Teams bemühte sich Kyle sehr, nett zu Macy zu sein, allerdings hatte er eine Regel, von der er annahm, dass sie sie respektieren würde.
„Geschäftliches nach dem Spiel, nicht vorher“, rief er ihr zur Erinnerung zu. Ob er nun heute als Pitcher dran war oder nicht, er brauchte seine Konzentration für das Spiel.
Macys Stilettos klackerten auf dem Boden, während sie den Korridor hinunterlief und ihn genau in dem Moment einholte, als er um die Ecke bog. „Warte, Kyle.“
Er blieb stehen und schaute sie an. „Was ist?“
Sie hatte einen Stift hinters Ohr geklemmt, und das feuerrote Haar fiel ihr über die Schultern. Ihr Sprint den Gang entlang hatte sie nicht außer Atem gebracht.
Macy war um die dreißig, knallhart und attraktiver, als es erlaubt sein sollte. Der Eigentümer der Suns hatte sie von dem konkurrierenden Team am anderen Ende der Stadt weggelockt, indem er ihr ein sechsstelliges Gehalt versprach sowie uneingeschränkten Zugang zu allen Spielern. Den brauchte sie, damit sie ihren Job erfolgreich erledigen konnte.
„Was ist so wichtig, dass es keine Zeit bis später hat?“, fragte er.
„Eine Mission der Barmherzigkeit.“ Sie holte eine Akte hervor und las ihm eine traurige Statistik über alleinerziehende Eltern und die Auswirkungen von ernsthaften Erkrankungen auf die ganze Familie vor, dazu viele weitere Aspekte, die ihm nur allzu vertraut waren.
Wieder tauchten Bilder von Julia vor seinem inneren Auge auf.
Er sah auf seine goldene Uhr und verzog das Gesicht. „Komm zum Punkt“, bat er Macy. „In drei Stunden fängt das Spiel an.“
Sie grinste ihn an. „Gut. Zwillingsbrüder. Einer hat Leukämie. Der andere nicht. Der gesunde Zwilling könnte eine Art Mentor brauchen.“
Kyle musste schlucken, als er das Wort Leukämie hörte und bei der Bemerkung, dass es das andere Geschwisterkind war, das Hilfe benötigte. Julia war früher dieses andere Geschwisterkind gewesen. Damals, als sie sich kennengelernt hatten, hatte sie ihm Nachhilfe in Spanisch gegeben. Sie brauchte einfach nur Aufmerksamkeit, und die hatte er ihr nur zu gerne geschenkt. Die Tage mit Julia standen für eine Zeit in seinem Leben, die er nicht gern wiederauferstehen ließ. Sie hatte ihn schrecklich verletzt, und er vermied es, daran erinnert zu werden.
Zu viel wenn und hätte.
Aus diesem Grund tat er das, was er immer tat, sobald seine
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