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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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selbst. Ich machte meine Stimme so freundlich wie möglich.
    »Was soll ich nach Meinung Ihres Freundes mit diesen Dingern machen, Mr. Longan?«
    »Kaufen Sie nicht Sachen für die Museen auf der Erde?« fragte er.
    Ich nickte. Ich hob das Stück auf, das einer kauernden Tiergestalt ähnelte, und drehte es zwischen meinen Fingern. Es war eine peinliche Situation. »Mr. Longan«, sagte ich. »Ich bin seit vielen Jahren in diesem Geschäft.«
    »Ich weiß«, unterbrach er mich. »Darum habe ich Ihnen geschrieben.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Nun, wie ich sagte, ich bin schon lange in diesem Geschäft, und ich glaube, ich kann ohne Überheblichkeit sagen, daß ich etwas von Kunst verstehe. Wäre etwas Künstlerisches an diesen Arbeiten, die Ihr Freund gemacht hat, so würde ich es erkennen. Und das kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
    Er blickte mich an, Erschrecken in den grünbraunen Augen.
    »Sie sind ...«, murmelte er schließlich. »Das ist nicht Ihr Ernst. Sie sind verärgert, weil ich Ihnen diesen Umweg zugemutet habe.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich bin nicht verärgert, und es ist mein Ernst. Diese Dinger sind nicht bloß nicht gut – sie sind wertlos. Jemand hat Ihren Freund zu dem Glauben verleitet, daß er Talent habe. Sie würden ihm einen Gefallen erweisen, wenn Sie ihm die Wahrheit sagten.«
     
    Er starrte mich lange an, als warte er auf einen Zusatz von mir, der das Verdikt mildern würde. Dann stand er plötzlich auf, ging mit drei langen Schritten ans Fenster und starrte hinaus. Seine schwieligen Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
    Ich gab ihm ein wenig Zeit, den Kampf mit sich selbst auszufechten. Dann begann ich die Steine wieder in ihre Fächer zu legen.
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    Er drehte sich um und kam zu mir, blickte auf mich herab. Er sagte: »Wirklich?«
    »Glauben Sie mir«, sagte ich aufrichtig. »Ich bedaure es außerordentlich.«
    »Wollen Sie dann etwas für mich tun?« Die Worte kamen überstürzt. »Wollen Sie mitkommen und Charlie sagen, was Sie mir gesagt haben? Würden Sie ihm den Bescheid selber geben?«
    »Ich ...« Ich wollte das Ansinnen zurückweisen, aber als ich seine gequälten Augen sah, brachte ich es nicht über mich. »In Ordnung«, sagte ich.
    Sein angehaltener Atem kam in einem langen Seufzer heraus. »Danke«, sagte er. »Wir werden morgen aufbrechen. Sie wissen nicht, was das für mich bedeutet. Danke.«
    Ich hatte reichlich Zeit, meine Zusage zu bedauern, sowohl an diesem Abend als auch am folgenden Morgen, als Longan mich zu früher Stunde weckte, mit Buschkleidern und hohen Gummistiefeln ausrüstete und in einem klapprigen alten Luft-Boden-Kombinationsfahrzeug entführte, das mit Proviant und Ausrüstungsgegenständen voll beladen war. Aber ein Versprechen ist ein Versprechen.
    Wir flogen an einer hohen Gebirgskette entlang südwärts, bis wir zu einem Küstengebiet kamen und das Sumpfdelta eines mächtigen Stromes überflogen. Hier ließ Longan die Maschine niedergehen – sehr zu meinem Verdruß. Ich habe für feuchtheiße Niederungen wenig übrig und konnte mir nicht vorstellen, daß jemand freiwillig unter solchen Bedingungen leben würde.
    Die Maschine setzte im offenen Wasser eines toten Flußarms auf, und Longan lenkte sie zum nächsten Ufer – einer schwammigen Masse aus Sumpfgras und weichem Schlamm und hohem braunem Gestrüpp. Ich wäre an dieser Stelle nicht an Land gegangen, denn es sah wie ein grundloser Sumpf aus, der einen im Nu verschlingen konnte – aber Longan trat unbekümmert hinüber, und ich folgte. Der sumpfige Grund gab federnd nach, und um meine Stiefel bildeten sich sofort kleine Wasserlachen. Ein heißer Geruch von Fäulnis und verwesender Vegetation stieg in meine Nase.
    »Hier entlang«, sagte Longan und arbeitete sich nach rechts durch das Gestrüpp.
     
    Ich folgte ihm einen Pfad entlang, der mehr wie ein Wildwechsel aussah, und wir gelangten schließlich auf eine sumpfige kleine Lichtung mit kuppelförmigen Hütten aus geflochtenen Zweigen, die mit Schlamm beworfen waren. Und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, daß der schwarze Charlie etwas anderes als ein exilierter Erdenbewohner sein könne – möglicherweise ein Eingeborener dieses Planeten, obwohl ich bisher von keiner anderen humanoiden Rasse auf den entdeckten Welten gehört hatte. Verwundert folgte ich Longan zum niedrigen Eingang eines dieser kleinen Krale und blieb stehen, als er einen Pfiff ausstieß.
    Ich weiß heute nicht
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