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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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hatte. Seine Kleidung war derb und verwaschen, und seine Haltung drückte die verlegene Unbeholfenheit eines Mannes aus, der selten unter Menschen ist und verlernt hat, sich in zivilisierter Umgebung mit selbstverständlicher Sicherheit zu bewegen. Als Verkäufer von Kunst ein zweifellos ungewöhnlicher Typ.
    »Ihre Nachricht«, sagte ich ihm, »war nicht sehr aufschlußreich. Die Institutionen, die ich vertrete ...«
    »Ich habe es hier«, sagte er und legte seine Hand auf den kleinen Kasten.
    Ich schaute ihn verdutzt an. Der Kasten war vielleicht vierzig Zentimeter lang, zwanzig breit und ebenso hoch.
    Ich nickte, dann blickte ich wieder vom Kasten auf, während sich ein erstes Mißtrauen in mir regte. Vermutlich hätte ich vorsichtiger sein sollen, als diese Botschaft direkt gekommen war, statt über die Erde. Aber Sie wissen, wie es ist – ein unerwartetes, schönes Stück nach Hause zu bringen, trägt Anerkennung ein und beweist die Tüchtigkeit und den guten Riecher des Agenten.
    »Sagen Sie mir, Mr. Longan«, sagte ich, »woher kommt diese Statuette, oder was es ist?«
    Er sah mich an, einen Anflug von Trotz in den Augen. »Ein Freund von mir hat sie gemacht«, sagte er.
    »Ein Freund?« sagte ich – und ich muß zugeben, daß ich etwas ärgerlich wurde. »Darf ich fragen, ob dieser Freund von Ihnen jemals Arbeiten von sich verkauft hat?«
    »Nun, das nicht, aber ...« Longan verstummte. Er litt sichtlich, aber auch mir war nicht wohl, wenn ich an meine vergeudete Zeit dachte.
    »Ich sehe«, sagte ich schroff. Ich stand auf. »Sie haben mich zu einem sehr kostspieligen Abstecher verleitet, nur um mir die Arbeit irgendeines Amateurs zu zeigen. Leben Sie wohl, Mr. Longan. Und bitte nehmen Sie Ihren Kasten mit, wenn Sie gehen!«
    Er blickte erschrocken und bestürzt zu mir auf. »Sie haben so etwas noch nie gesehen!«
    »Ohne Zweifel«, sagte ich.
    »Schauen Sie. Ich will es Ihnen zeigen ...« Er fummelte mit nervösen Fingern am Verschluß. »Weil Sie von so weit gekommen sind, können Sie wenigstens einen Blick darauf werfen.«
    Nachdem es keine Möglichkeit zu geben schien, ihn loszuwerden, es sei denn mit handgreiflicher Unterstützung des Hotelpersonals, setzte ich mich unwillig. »Wie heißt Ihr Freund?« fragte ich.
    Longans Finger zögerten an der Haspe. »Schwarzer Charlie«, antwortete er, ohne aufzusehen.
    Ich starrte. »Entschuldigen Sie. Schwarzer – Charles Schwarz?«
    Er hob den Kopf, begegnete trotzig meinem Blick und schüttelte seinen Kopf. »Bloß Schwarzer Charlie«, sagte er mit plötzlicher Ruhe. »Genauso wie es klingt. Schwarzer Charlie.« Und er beschäftigte sich wieder mit dem Kasten.
    Ich sah skeptisch und mißmutig zu, wie es ihm endlich gelang, den klobigen, handgemachten Bolzen zu lösen, der die Haspe sicherte. Er wollte den Deckel heben, dann besann er sich, drehte den Kasten herum und schob ihn über den Tisch zu mir.
    Das Holz war hart und uneben unter meinen Fingern. Ich klappte den Deckel an seiner Lederscharniere zurück. Das Innere des Kastens bestand aus fünf kleineren Fächern, und jedes enthielt einen Klumpen aus feinkörnigem, graugelbem Sandstein. Sie waren von verschiedener, aber völlig unverständlicher Form.
    Ich starrte sie an – dann blickte ich schnell zu Longan, um zu sehen, ob dies nicht etwa ein Scherz besonderer Art sei. Aber seine Augen hatten einen Ausdruck von feierlichem Ernst. Langsam begann ich die Steine aus ihren Fächern zu nehmen und auf dem Tisch aufzureihen.
     
    Ich studierte sie sorgfältig, einen nach dem anderen, bemüht, ihren Formen irgendeinen Sinn abzugewinnen. Aber da war nichts, absolut nichts. Einer der Steine ähnelte vage einer gleichseitigen Pyramide. Ein anderer ließ sich mit viel Phantasie und gutem Willen als eine kauernde Gestalt deuten. Das Beste, was man über den Rest sagen konnte, war, daß sie jener Art von Steinen glichen, die von manchen Leuten nach Hause getragen werden, wo sie dann als Papierbeschwerer dienen. Doch alle zeigten deutliche Spuren von Bearbeitung. Und darüber hinaus waren sie poliert, so gut der weiche, körnige Stein es zuließ.
    Ich blickte zu Longan auf. Er saß gespannt, erwartungsvoll. Ich war völlig verblüfft über seine Entdeckung – oder was er dafür hielt. Ich versuchte tolerantes Verständnis dafür aufzubringen, daß er dies als Kunst akzeptierte. Offensichtlich war es nicht mehr als Loyalität zu einem Freund, einem Freund, der in Fragen Kunst ohne Zweifel so unbewandert war wie er

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