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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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Zeit lernte ich viel. Ich lernte, daß sie intelligent sind. Ich erfuhr, daß es der schwarze Charlie gewesen war, der sie daran gehindert hatte, mich sofort zu töten. Anscheinend vertrat er den Standpunkt, daß ich ein vernünftiges Wesen sei und daß wir, wenn er bloß mit mir reden könnte, uns zusammentun und den Krieg beenden könnten.« Longan lachte kurz und bitter. »Sie nannten es einen Krieg, Charlies Leute.« Er versank in Schweigen.
    Ich wartete. Und als er stumm blieb, fragte ich zuletzt: »Was geschah dann?«
    »Sie ließen mich gehen«, sagte er. »Und ich setzte mich für sie ein. Ging bis zum Gouverneur, der auf dem Nachbarplaneten residiert. Es war schwierig, weil ein paar kapitalkräftige Unternehmen der Pelzbranche sich mit Händen und Füßen dagegen wehrten, aber schließlich brachte ich durch, daß sie als Personen anerkannt wurden, statt als Tiere. Ich machte dem Jagen und Fallenstellen ein Ende.«
    Wieder verstummte er. Wir flogen in geringer Höhe an der Gebirgskette entlang, und endlich brach die Sonne durch und ließ den Dschungel unter uns grün aufleuchten.
    »Ich sehe«, sagte ich endlich.
    Longan blickte mich steinern an.
    Wir flogen zurück in die Stadt.
     
    Ich verließ Elmans Welt am nächsten Tag, überzeugt, daß ich Longan und den schwarzen Charlie niemals wiedersehen würde. Mehrere Jahre später besuchte mich ein Beamter des Außenministeriums in meinem Haus bei New York. Er war ein schmächtiger dunkler Mann, und er hielt sich nicht lange mit Vorreden auf.
    »Sie kennen mich nicht«, sagte er. Ich blickte auf seine Karte – Antonio Walters. »Ich arbeitete in der Kolonialverwaltung auf Elmans Welt, als Sie sich dort aufhielten.«
    Ich blickte erstaunt auf. Ich hatte Elmans Welt inzwischen so gut wie vergessen.
    »Tatsächlich?« sagte ich einfältig, und ich ärgerte mich, daß mir nichts Vernünftigeres einfallen wollte. Ich drehte seine Karte einige Male um und um, während ich darauf starrte. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Walters.«
    »Die Lokalregierung von Elmans Welt hat uns ersucht, Sie ausfindig zu machen, Mr. Jones«, antwortete er. »Cary Longan liegt im Sterben ...«
    »Im – Sterben!« murmelte ich betroffen.
    »Lungenpilz, unglücklicherweise«, sagte Walters. »Den kann man sich in den Sümpfen holen. Longan möchte Sie vor dem Ende noch einmal sehen – und weil wir ihm für die unermüdliche Arbeit, die er in all den Jahren für die Eingeborenen geleistet hat, zu Dank verpflichtet sind, haben wir im nächsten Kurierschiff der Regierung, das in die betreffende Region geht, einen Platz für Sie reserviert. Das heißt, wenn Sie bereit sind, diese Reise zu unternehmen.«
    »Wieso, ja ... ich ... ich werde verschiedene Leute verständigen müssen«, sagte ich zögernd. Ich fühlte mich überrumpelt, aber wenn ich auch nur einen Funken Anstand für mich in Anspruch nehmen wollte, konnte ich nicht ablehnen.
    »Selbstverständlich«, sagte er.
    Glücklicherweise bestanden meine Vorbereitungen nur aus einigen Anrufen und dem Packen meines Koffers. Als ein erfahrener Reisender konnte ich jederzeit mit einem Minimum an Aufwand und Durcheinander aufbrechen. Am folgenden Morgen fuhren Walters und ich mit der Schnellbahn nach Washington, und von da an brauchte ich mich um nichts mehr zu kümmern; das Außenamt umsorgte mich wie einen Diplomaten einer umworbenen Nation.
    Kaum eine Woche später stand ich im Krankenhaus der kleinen Ortschaft, die ich vor Jahren besucht hatte, an Cary Longans Krankenbett. Der Mann war nicht viel mehr als ein lebendes Skelett, kaum fähig, mehr als ein paar Worte über die mumienhaften Lippen zu bringen. Von seiner zähen Vitalität war nichts übriggeblieben.
    »Schwarzer Charlie ...«, wisperte er.
    Ich beugte mich über ihn, um besser verstehen zu können. »Ja? Was ist mit ihm?«
    »Er hat neue Arbeiten gemacht«, wisperte Longan. »Dieses Ding, das Sie schnitzten, brachte ihn darauf, Sachen zu kopieren. Seinem Stamm gefällt das nicht.«
    »Sie finden es schlecht?« fragte ich verdutzt.
    »Sie«, flüsterte Longan, »verstehen nicht. Es ist nicht normal, in ihren Augen. Sie fürchten ...«
    »Sie meinen, sie sind abergläubisch über das, was er macht?« fragte ich.
    »So ähnlich. Hören Sie – er ist ein Künstler ...«
    Bei seinem letzten Wort krümmte ich mich innerlich, aber dem Sterbenden zuliebe hielt ich den Mund.
    »... ein Künstler. Aber sie werden ihn dafür umbringen, nun, wo ich nicht mehr da bin. Sie können ihn
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