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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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retten.«
    »Ich?«
    »Sie!« Longans Stimme war wie ein Wind, der durch trockene Blätter raschelt. »Wenn Sie hinkommen – nehmen Sie diese letzte Arbeit von ihm ... tun Sie erfreut ... dann werden sie nicht wagen, ihn anzurühren. Aber beeilen Sie sich. Jeder Tag ist kostbar.«
    Seine Kraft verließ ihn. Er schloß die Augen, und seine Halsmuskeln entspannten sich. Die Pflegerin schob mich hastig hinaus.
     
    Die lokale Regierung half mir. Ich war überrascht und beeindruckt, wie viele Leute Longan kannten und wie viele unter ihnen seine Bemühungen bewunderten, den Eingeborenen Wiedergutmachung zu leisten, indem er ihnen half, wo er konnte. Auf einer Karte lokalisierten sie Charlies Stamm für mich und gaben mir einen Piloten mit, der das Land kannte.
    Wir wasserten am Rand derselben Schlammbank. Ich ging allein zur Lichtung. Das hohe braune Gestrüpp umgab sie noch immer wie eine Mauer, der Ort zeigte keine natürlichen Veränderungen, aber die Hütte des schwarzen Charlie war beschädigt und verlassen. Ich pfiff und wartete. Ich rief. Und schließlich ließ ich mich auf alle viere nieder und kroch hinein. Aber im Innern gab es nichts als einen Haufen Steine und eine Menge getrocknetes Gestrüpp, das Charlie als Lager gedient haben mochte. Steif und unbeholfen kroch ich wieder hinaus – und sah mich von einer Menge umringt.
    Es sah aus, als ob alle anderen Dorfbewohner aus ihren Hütten gekommen wären und sich vor Charlies versammelt hätten. Sie schienen erregt, drängten durcheinander und stießen gelegentlich diesen leisen, klagenden Ton aus, der das einzige Geräusch war, das ich je von Charlie gehört hatte. Nach einiger Zeit schien die Aufregung sich zu legen, die Gruppe teilte sich, und ein Individuum kam allein vorwärts. Es blickte einen Moment in mein Gesicht auf, dann drehte es um und glitt schnell und geschmeidig zum Rand der Lichtung.
    Ich folgte. Was sollte ich sonst tun? Und es kam mir nicht in den Sinn, daß ich mich möglicherweise in Gefahr begab.
    Mein Führer leitete mich tief ins Dickicht hinein, dann war er auf einmal verschwunden. Ich sah mich überrascht und unschlüssig um, beinahe geneigt, kehrtzumachen und auf meiner Fährte aus niedergetretenem Gestrüpp zur Lichtung zurückzukehren. Dann hörte ich ganz in der Nähe ein leises Pfeifen. Ich arbeitete mich vorwärts und fand Charlie.
     
    Er lag auf einem kreisförmigen kleinen Fleck aus zertrampeltem Sumpfgras und Gestrüpp, und er war so schwach, daß er sich nicht erheben konnte. Er hob seinen Kopf und sah mich an, das war alles. Sein ganzer Körper war mit flachen Wunden bedeckt, aus denen dunkles Blut sickerte und die geknickten Halme und Zweige färbte, in denen er auf der Seite lag. Heißer Zorn kochte in mir auf, und ich bückte mich, um ihn mit beiden Armen vorsichtig aufzuheben.
    Er war nicht so schwer, wie ich gedacht hatte, denn die Knochen seiner Rasse sind leicht und knorpelig, und auch ihr Fleisch ist lockerer und leichter. Ich kam ohne große Mühe mit ihm hoch und trug ihn behutsam wie ein Baby zurück auf die Lichtung.
    Die anderen warteten auf mich, als ich mit meiner Last die freie Fläche erreichte. Ich blickte sie finster an – und dann erlosch der Zorn in mir wie eine ausgeblasene Kerzenflamme. Denn da gab es nichts, das hassenswert gewesen wäre. Sie hatten Charlie nicht gehaßt. Sie hatten ihn nur gefürchtet; und ihr einziges Verbrechen war Unwissenheit.
    Sie wichen vor mir zurück, und ich trug Charlie zur Tür seiner Hütte. Dort legte ich ihn nieder. Brust und Ärmel meiner Buschjacke waren von seiner dunklen Körperflüssigkeit durchtränkt, und ich sah, daß sein Blut nicht gerann, wie das unsrige es tut.
    Ich zog mein Hemd aus und riß es in Streifen, und dann unternahm ich einen hilflosen Versuch, seinen Körper zu verbinden. Aber das Blut sickerte trotzdem weiter, und Charlie hob mit einiger Anstrengung seinen Kopf vom Boden und zupfte mit seinen Zähnen schwächlich an den Bandagen, so daß ich aufgab und sie entfernte.
    Darauf setzte ich mich neben ihn, hilflos und mit einem elenden Gefühl im Magen. Trotz Longans Bemühungen, die er noch auf dem Sterbebett fortgesetzt hatte, war ich zu spät gekommen. Ich saß wie betäubt da und fragte mich immer wieder, warum ich nicht einen Tag eher hatte kommen können.
     
    Benommenheit und Selbstvorwürfe endeten, als ich bemerkte, daß Charlie in seine Hütte zu kriechen versuchte. Meine erste Reaktion war, daß ich ihn zurückhalten wollte. Aber von
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