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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wie Charlies Artgenossen den Menschen sahen – und ich sah, was die Welt des Menschen dem schwarzen Charlie bedeutete. Und vor allem sah ich Kunst, wie er sie sah, durch seine glänzenden fremden Augen, sah die Schönheit, die er um den Preis seines Lebens gesucht und halb gefunden hatte.
    Und ich erkannte, daß diese grobe Statuette Kunst war.
    Noch ein Wort. Im Schlamm und Gestrüpp des Sumpfdeltas hatte ich die Statuette in den Händen gehalten und gelobt, daß dieses Werk einmal im Museum stehen werde. Nach diesem Augenblick wahrer Erkenntnis in meinem Büro bemühte ich mich, die Plastik an Museen zu verkaufen, die mich als seriösen Kunsthändler kannten.
    Aber ich konnte keine Abnehmer finden. Obwohl sie mir vertrauten und meinen Sachverstand schätzten, war nicht einer bereit, ein so armselig aussehendes Stück zu nehmen, für dessen abenteuerliche Entstehungsgeschichte ich allein bürgen konnte. Es gibt immer Leute – und im Kunstbereich sind sie besonders häufig –, die nur zu gern in der Pose des überlegenen Kenners mit Worten wie »Schwindel« oder »Betrug« um sich werfen. Jahrelang bemühte ich mich ohne Erfolg, Charlies Werk den ihm gebührenden Platz zu sichern. Dann gab ich die wahre Geschichte auf und verkaufte die Statuette zusammen mit anderen schwierig zu klassifizierenden Einzelstücken an einen ausländischen Händler, dem ich sie als einen Gegenstand darstellte, dessen Geschichte mir nicht bekannt sei.
    Seltsamerweise hat die Statuette meinen Glauben an das, was Kunst ist, gerechtfertigt, indem sie auch ohne mein Zutun eine Nische für sich fand. Ein gutes Jahr später verfolgte ich ihren Weg von dem Händler zu einem sehr bekannten Kunstmuseum, das eine umfangreiche Sammlung präkolumbischer Arbeiten aus Mittel- und Südamerika besitzt.
    Und die Statuette des schwarzen Charlie ist unter ihnen. Ich werde nicht verraten, welche es ist.
     

 
Ein ehrenvoller Tod
     
    Vom Baumgarten an einem bis zum Landeplatz am anderen Ende stand der ganze Haushalt mit den Vorbereitungen zur Party Kopf. Wie gewöhnlich mußte Carter alles selbst beaufsichtigen, oder die Dinge wären nicht vorangegangen; und dies fiel ihm um so schwerer, als es ihm in letzter Zeit an Enthusiasmus zu mangeln schien. Er war sich eines unbestimmten Überdrusses und Lebensekels bewußt, der vielleicht nicht das Leben im allgemeinen betraf, jedenfalls aber sein Leben mit allen Begleitumständen. In diesem Herbst würde er seinen siebenundvierzigsten Geburtstag feiern. Konnte es sein, daß der wahre Grund für seine Lustlosigkeit der war, daß er sich der Schwelle des Alters nahe fühlte? Oder war es der, daß auf diesem kleinen, verschlafenen Planeten nichts passierte? Was immer der Grund war, dieses Jahr ging alles noch langsamer voran als gewöhnlich. Carter hatte noch nicht einmal Zeit gefunden, sein Galakostüm (19. bis 20. Jahrhundert) mit langen Rockschößen und Stehkragen anzulegen, das er ausgewählt hatte, als die Glocke läutete und den ersten Gast ankündigte.
    Er warf den Frack auf sein Bett, ging hinaus und überquerte den im spanischen Stil gestalteten Innenhof seiner Villa – komplett mit Ziersträuchern, Kletterpflanzen und Springbrunnengeplätscher. Etwa auf halbem Weg prallte er beinahe mit einem der Ureinwohner des Planeten zusammen, der wie ein schlanker, bläulicher Pfosten steif auf dem hübschen weißen Plattenweg stand.
    »Was tust du hier?« rief Carter.
    Das schmale, indigofarbene, pferdeähnliche Gesicht beugte sich vertraulich zu Carter herab. Und dann sah Carter die dichte Masse von Apfelblüten, die der Eingeborene gegen seine tintige Brust gedrückt hielt.
    »Oh, verd...«, begann Carter wütend. Dann warf er hilflos die Hände hoch und nahm das Gewirr der Blütenzweige entgegen. Er spähte an dem unbeweglich stehenden Eingeborenen vorbei zu seinem importierten Apfelbaum. Aber der war nicht so schlimm verstümmelt, wie Carter befürchtet hatte. »Danke, danke schön«, sagte er abwesend und winkte den Eingeborenen aus dem Weg.
     
    Aber der Eingeborene blieb stehen. Carter starrte – dann sah er, daß die magere und haarlose Kreatur, obschon so unbekleidet wie immer, zu diesem Anlaß mit Gürteln, Halsketten und Armbändern aus einheimischen Blumen erschienen war. Die Farben und Muster waren zweifellos so zusammengestellt, daß sie irgendeine besondere Bedeutung ausdrückten – das taten sie immer. Aber im Moment war Carter zu verdrießlich und zu sehr in Eile, um die Bedeutung dieses

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