Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Aufputzes auszuknobeln, wenngleich er es ein wenig ungewöhnlich fand, daß der Eingeborene einen schlanken Speer aus dunklem Holz und mit feuergehärteter Spitze hielt. Die Jagd war den Eingeborenen ausdrücklich verboten.
    »Was nun?« sagte Carter. Der Eingeborene (ein lokaler Häuptling, erkannte Carter plötzlich) hob seinen Speer und machte ganz unerwartet mehrere langsame, gemessene Hopser – wie ein balzender Kranich. »Oh, nein!« sagte Carter mit ungeduldig-verzweifelnder Gebärde. »Erzähl mir bloß nicht, du willst jetzt tanzen!«
    Der Eingeborenenhäuptling stellte seine Bewegungen ein und wurde wieder zu einem Pfosten. Er starrte über Carters Kopf hinaus wie zu einem Horizont, unsichtbar hinter den Mauern und schillernden Spiegelscheiben von Carters weitläufiger Behausung. Carter ächzte, überlegte und blickte besorgt zur Empfangshalle, von wo er jetzt Onas Stimme hören konnte, die den ersten Gast mit weiblichem Gezwitscher begrüßte.
    »Also gut«, sagte er zum Häuptling. »Also gut – dieses eine Mal. Aber nur, weil heute Überlebenstag ist und wir sowieso feiern. Und du mußt bis nach dem Abendessen warten.«
    Der Eingeborene trat zur Seite und wurde wieder steif. Carter eilte an ihm vorbei und weiter zur Empfangshalle, die Blütenzweige umklammernd. Seine Frau sprach mit einem kleinen, braunbärtigen Mann in einem rot- und weißgewürfelten Hemd mit Puffärmeln, der eine schwarzglänzende Gitarre umgehängt hatte.
    »Ramy!« rief Carter, während er zu ihnen eilte. Die Landebühne des Transporters in der Mitte des Raumes läutete wieder. »Sei so gut und nimm diese Zweige, ja?« Er stieß das duftende Bündel ohne Umschweife in Onas dickliche, nackte Arme. »Der Häuptling«, erklärte er mit einer Grimasse. »Zu Ehren des Tages. Du weißt, wie sie sind – und ich mußte ihm versprechen, daß er nach dem Abendessen tanzen darf.« Sie starrte, das weiße, weiche Gesicht zu ihm aufgehoben. »Ich konnte nichts machen.«
    Er wandte sich ab und eilte zur Landebühne. Von der kleinen runden Plattform stiegen bereits ein untersetzter, älterer Mann mit schütterem weißem Haar und eine ziemlich fette, stumpfnasige Frau vergleichbaren Alters. Beide trugen den altertümlichen ionischen Chiton als Kostüm. Carter fühlte sich bestätigt. Er hatte Ona dringend davor gewarnt, einen Chiton zu tragen, aus dem einzigen Grund, daß diese zwei in der gleichen Verkleidung auftauchen könnten. Er dachte mit Befriedigung an Onas pompöses Ballkleid, als er den Ankömmlingen mit ausgebreiteten Armen entgegeneilte.
    »Doktor!« rief er. »Lidi! Da seid ihr ja!« Er schüttelte dem Mann die Hand. »Einen frohen Überlebenstag euch beiden!«
    »Ich dachte schon, wir kämen zu spät«, sagte Lidi, mit beiden Händen ihre Gewandfalten raffend. »Aber du kennst ja meinen Mann. Er läßt sich nicht zur Eile drängen, egal was ich sage ...« Sie warf ihrem Gemahl einen strafenden Blick zu, aber der, mit der Begrüßung der Gastgeberin beschäftigt, ignorierte sie.
     
    Die melodische Glocke läutete erneut, und zwei Frauen, deren verschiedenartige Kleidung nicht verleugnen konnte, daß sie Schwestern waren, erschienen auf der Plattform. Eine trug einen gewöhnlichen Rock mit Umhang – überhaupt kein Kostüm. Die andere war in einen anliegenden Anzug aus irgendeinem grauen Material gekleidet, dessen Stil sich nicht ohne weiteres einordnen ließ. Sie stürzte sofort auf Carter los.
    »Cart!« rief sie, ergriff mit beiden Händen seine Rechte und pumpte sie auf und nieder. »Glücklichen Überlebenstag!« Dabei strahlte sie ihn aus einem etwas derben Gesicht mit kräftigen Zügen an, die sie stark mit Make-up übertüncht hatte. »Ani und ich ...« Sie sah sich nach ihrer Schwester um und entdeckte, daß diese bereits zur Selbstbedienungsbar am anderen Ende der Halle wanderte. »Ich«, korrigierte sie sich hastig, »konnte es kaum erwarten, hierher zu kommen. Wer kommt sonst noch?«
    »Niemand. Nur was du hier siehst, Totsa«, sagte Carter mit ausgreifender Handbewegung. »Wir dachten, daß wir dieses Jahr nur eine kleine Party machen – ein kleines, gemütliches Beisammensein ...«
    »Wie nett! Und wie findest du mein Kostüm?« Sie drehte sich langsam um ihre Achse, daß er sie begutachtete.
    »Wieso – gut, sehr gut.«
    »Aber Cart!« Totsa kam ganz herum und sah ihn herausfordernd an. »Du kannst überhaupt nicht erraten, was es ist.«
    »Natürlich kann ich«, sagte Carter herzlich.
    »Also, dann, was ist

Weitere Kostenlose Bücher