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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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es?«
    »Oh, vielleicht will ich es nicht sagen.«
    Ein kleiner Kopf mit dünnem weißem Haar schob sich von der Seite in Carters Gesichtsfeld. »Eine künstlerische Abwandlung der Strahlenschutzanzüge, in denen sich unsere wackeren Ahnen heute vor vierhundertzwanzig Jahren aus dem Atomzeitalter in die Morgenröte der Vernunft hinüberretteten?«
    Totsa schrie triumphierend: »Ich wußte, daß Sie es wissen würden, Doktor! Carter hatte nicht die leiseste Ahnung. Nicht einen Schimmer!«
    »Ein Gastgeber ist ein Gastgeber«, sagte Carter. »Entschuldigt mich, ich muß mein eigenes Kostüm anziehen.«
    Er ging wieder hinaus und durch den Innenhof. Die Luft war angenehm kühl in seinem erhitzten Gesicht. Er hoffte, Totsa habe die Andeutung in seiner letzten Bemerkung verstanden – daß er bloß höflich gewesen war, indem er vorgegeben hatte, von der Bedeutung ihres Kostüms keine klare Vorstellung zu haben. Aber wahrscheinlich hatte sie es nicht so verstanden. Sie würde seine Worte als einen Versuch interpretieren, mit geheimnisvollem Blabla zu verbergen, daß er ihr Kostüm nicht erkannt hatte. Am dicken Fell einer solchen Frau wurde das Florett zuschanden. Und zu denken, daß er einmal mit ihr ... man mußte einen Knüppel gebrauchen. Und das Schlimmste dabei war, daß er die Bedeutung ihres Kostüms sofort erkannt hatte. Er hatte bloß scherzen wollen, als er es nicht gleich gesagt hatte ...
    Der eingeborene Häuptling stand noch immer unbeweglich, wo Carter ihn stehengelassen hatte. Wahrscheinlich wartete er auf seinen Moment.
    »Mußt du immer im Weg herumstehen?« sagte Carter gereizt, als er herankam.
    Der Häuptling tat einen langen, stelzbeinigen Schritt zurück, bis er halb verborgen im Schatten eines Rosenspaliers stand. Carter ging mißmutig weiter und in sein Schlafzimmer.
     
    Sein Frack lag auf dem Bett, und er stieg unbeholfen in die enge Hose, während er die Planung für den bevorstehenden Abend überdachte. Mindestens fünf Stunden bis zum abschließenden Feuerwerk, schätzte er, als er seinen Hals in den Stehkragen zwängte. Die Begrüßungscocktails waren gut für eineinhalb, vielleicht zwei Stunden. Länger wagte er diese Phase nicht auszudehnen, oder Ani würde sich sinnlos betrinken. Schon so würde es schlimm genug, mit einem Cocktailempfang und Wein zum Abendessen. Aber vielleicht konnte Totsa ihre Schwester unter Kontrolle halten. Wie auch immer – zwei Stunden, und weitere zwei für das Abendessen. Anschließend bliebe eine Stunde oder so für geselliges Beisammensein.
    Nun – Carter arbeitete sich in den eng geschnittenen Frack –, in dieser Phase könnte er seine übliche kleine Ansprache zu Ehren des Festtages halten. Und der Häuptling! Ja, natürlich! Tatsächlich waren die Eingeborenentänze bedeutungslose und langweilige Angelegenheiten, obwohl Carter sich anfangs für sie interessiert hatte, aber schließlich hatte er immer einen wachen und wissensdurstigen Verstand gehabt. Trotzdem, die anderen mochten so eine Vorführung lustig oder unterhaltend finden, wenn sie nicht zu lange dauerte, wenigstens dieses eine Mal.
    Er band die Schleife, knöpfte seinen Frack zu, und nach einem letzten Blick in den Spiegel – er war mit seiner Erscheinung sehr zufrieden – kehrte er durch den Innenhof zurück. Seine gehobene Stimmung äußerte sich in freundlicheren Gefühlen für den Eingeborenen, und als er diesmal an ihm vorbeikam, blieb er stehen und fragte: »Willst du etwas essen?«
    Der Eingeborene stand stumm und abwesend, gesprenkelt von den Schatten der Rosenblätter. Weder bewegte er sich, noch antwortete er, und Carter eilte mit einem entschieden erleichterten Gefühl weiter. Er achtete immer darauf, daß für solche Fälle einheimische Nahrung im Hause war – schließlich wurden auch sie hungrig. Aber es war ein Glück, daß er sich jetzt, wo er so beschäftigt war, nicht darum kümmern mußte, daß das Zeug für diesen ungebetenen und unerwarteten Gast richtig zubereitet wurde.
     
    Die Gäste hatten sich von der Empfangshalle in den Gesellschaftsraum begeben, wo es eine besser ausgestattete Bar und mobile Sessel gab. Als Carter ihnen nachging, sah er, daß sie sich bereits in drei Gruppen aufgespalten hatten. Seine und des Doktors Frau hatten sich zum Klatsch in eine Ecke zurückgezogen; Ramy spielte auf seiner Gitarre und sang dazu mit leiser, nicht unangenehmer, aber heiserer Stimme, während Ani, das Cocktailglas in der Hand, mit halbem Lächeln an ihm vorbei in die

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