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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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– und zu dir?«
    »Es gibt nur eine Erde.«
    »Und nur einen Kyle Arman, vermutlich?«
    Er seufzte und gab es auf. Nach dem Tod seiner Mutter war er von seinem Vater und einem Onkel aufgezogen worden, und in einem Streit mit Tina fühlte er sich immer hilflos. Er stand vom Tisch auf und ging zu ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern und versuchte sanft, sie umzudrehen. Aber sie widerstand ihm.
    Er seufzte wieder und wandte sich von ihr ab und zum Waffenschrank. Er nahm eine geladene Kugelpistole heraus, steckte sie ins passende Halfter und befestigte das Halfter am Gürtel, so daß die Jacke es verdecken würde. Dann wählte er ein Jagdmesser mit dunklem Heft und breiter, zwanzig Zentimeter langer Klinge, bückte sich und steckte es in die Scheide im Innern seines linken Schaftstiefels. Er ließ sein Hosenbein wieder über den Stiefelrand fallen und richtete sich auf.
    »Er hat kein Recht, hier zu sein«, sagte Tina heftig, noch immer zum Brotkasten gewandt. »Touristen haben sich in den Museumsgebieten und Touristenherbergen aufzuhalten.«
    »Er ist kein Tourist. Du weißt das«, antwortete Kyle geduldig. »Er ist der älteste Sohn des Herrschers, und seine Urgroßmutter stammt von der Erde. Seine Frau wird auch von hier sein. Jede vierte Generation muß die Herrscherdynastie zur Blutauffrischung eine Frau von der Erde aufnehmen. Das ist das Gesetz.« Er zog seine Lederjacke an und schloß die beiden untersten Knöpfe, um das Pistolenhalfter zu verbergen, wandte sich halb zur Tür – und verhielt.
    »Tina?« fragte er.
    Sie antwortete nicht.
    »Tina!« wiederholte er. Er ging zu ihr, faßte ihre Schultern und versuchte sie umzudrehen. Auch diesmal widerstrebte sie, aber er gab nicht nach.
    Er war ein eher unauffälliger Mann mittlerer Größe, mit einem runden Gesicht und leicht hängenden, wenn auch dicken Schultern. Aber seine Kraft war ungewöhnlich. Er konnte den Schimmelhengst mit einer in die Mähne gewickelten Faust auf die Knie zwingen, und das hatte noch kein anderer Mann aus seinem Bekanntenkreis fertiggebracht. So zog er sie jetzt mit Leichtigkeit herum, daß sie ihn ansehen mußte.
    »Nun, hör mich an«, begann er. Doch bevor er enden konnte, wich die widerspenstige Starre von ihr, und sie hängte sich an seinen Hals.
    »Er wird dich in Schwierigkeiten bringen – ich weiß es!« murmelte sie, das Gesicht an seiner Schulter vergraben. »Geh nicht, Kyle! Es gibt kein Gesetz, das dich zwingen könnte.«
    Er streichelte ihr weiches Haar, und seine Kehle fühlte sich steif und trocken an. Es gab nichts, was er ihr sagen konnte. Was sie verlangte, war unmöglich. Seit die Sonne das erste Mal über Männern und Frauen aufgegangen war, hatten die Frauen in Zeiten wie dieser an ihren Ehemännern gehangen und zu erbetteln versucht, was nicht sein konnte. Und immer hatten die Männer sie in den Armen gehalten, wie Kyle sie jetzt in den Armen hielt, als ob das Verstehen irgendwie von einem Körper in den anderen gepreßt werden könnte, und hatten nichts dazu gesagt, weil es nichts gab, das gesagt werden konnte.
    So hielt er sie noch ein paar Augenblicke länger an sich gedrückt und streichelte sie, und dann griff er hinter sich und löste ihre in seinem Nacken ineinandergeflochtenen Finger. Er küßte ihre Stirn und ging. Als er auf dem Hengst davonritt und den Wallach an den Zügeln führte, sah er sie durch das Küchenfenster stehen, wo er sie verlassen hatte. Sie weinte nicht einmal, sondern stand nur mit gesenktem Kopf da und ließ die Arme hängen, ohne sich zu bewegen.
     
    Er ritt durch das bewaldete Hügelland, und nach zweieinhalb Stunden erreichte er das Forsthaus, wo er seinen Schützling abholen sollte. Als er auf das Tor zum Innenhof der im rustikalen Blockhausstil erbauten Anlage trat, sah er einen großen, bärtigen Mann in der Tracht der jüngeren Welt herauskommen und ihn erwarten.
    Aus der Nähe bemerkte Kyle, daß der Bart zu ergrauen begann und der Mann auf seiner Unterlippe nagte. Die Augen zu beiden Seiten der dünnen geraden Nase waren blutunterlaufen und dunkel gerändert, als ob der Mann Kummer hätte oder an Schlaflosigkeit litte.
    »Er ist im Hof«, sagte der Bärtige, als Kyle anhielt. »Ich bin Montlaven, sein Hauslehrer. Er ist bereit zur Abreise.« Die dunklen Augen blickten beinahe bittend zu Kyle auf.
    »Kommen Sie dem Hengst nicht zu nahe«, sagte Kyle. »Er beißt gern. Und führen Sie mich zu ihm.«
    Montlaven trat zurück und betrachtete den Schimmel

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