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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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aufzulehnen.
    Oben angekommen, sieht er sich neugierig in meinem kleinen Reich um. Man kann es leicht überblicken. Sofort wenn man reinkommt, steht man mittendrin. An der gegenüberliegenden Wand befinden sich die Kochnische und die Tür zum Badezimmer. Gleich hier vorn steht mein Bett, worauf ich mich, ohne ihn groß zu beachten, niederlasse und diese verdammten Schuhe ausziehe. Die Socke ist von unten blutig.
    »Ich fasse es nicht«, knurrt er plötzlich. Als ich verdutzt aufsehe, schaut er tatsächlich fassungslos auf meinen Strumpf. »Und du arbeitest mit so etwas einfach weiter?«
    »Na ja …« Was soll ich darauf sagen? Ich zucke mit den Schultern und stehe auf, um ins Bad zu gehen und die offene Blase zu reinigen. »Ähm, vielen Dank fürs Herbringen, aber ich komme jetzt schon wieder alleine klar.«
    »Warum glaube ich das nur nicht?«, brummt er kopfschüttelnd. »Du hast anscheinend überhaupt keine Achtung vor deinem eigenen Körper.«
    Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Mein Körper wird von mir nicht sonderlich geschätzt. Aber das hat Gründe. Ehe ich etwas zu meiner Verteidigung hervorbringen kann, schubst er mich zurück aufs Bett.
    »Bleib da sitzen. Ich hoffe, du hast was zum Desinfizieren und Pflaster?«
    »Im Bad«, murmle ich verwirrt. Ich werde nicht besonders häufig in ein Bett geschubst. In meinem Hirn bildet sich ein Vakuum, da mein gesamtes Blut anscheinend woanders hin absackt. Erst im nächsten Moment fällt mir ein, dass ich eigentlich nicht will, dass ein Fremder bei mir im Badezimmer rumturnt und meine Sachen durchwühlt. Da ist es aber auch schon zu spät. Er ist verschwunden. Auch egal. Peinliche Dinge besitze ich eigentlich nicht. Eher das, was fehlt, ist unangenehm, aber darauf wird er schon nicht achten. Er macht ja keine Checkliste.
    Zahnbürste – check, Zahnpasta – check, Duschgel – check, Deo – check, Haargel – check, Rasierer – check, Kondome – ups, Gleitmittel – wie bitte? Wozu?
    Bevor ich mir noch mehr unnötige Gedanken machen kann, kommt er auch schon zurück. Ich habe mir indessen vorsichtig die Socken ausgezogen. Die Blase ist natürlich aufgeplatzt und völlig wund gelaufen.
    Als Kilian das betrachtet, atmet er mitfühlend zwischen den Zähnen ein. »Was hast du für Schuhe?«
    »Sind okay«, murmle ich verlegen. Sein Blick, der auf meine ausgelatschten Turnschuhe fällt, spricht Bände. Na gut, dann sind sie eben nicht mehr okay. Aber ich muss das Geld für die Gebühren aufbringen und ich will keinen weiteren Kredit zurückzahlen müssen. Mir reicht schon das bisschen Bafög, das ich bekomme und das sich über die zehn Semester zu einem ziemlichen Haufen aufsummiert.
    Pragmatisch holt Kilian nun auch noch ein Geschirrtuch von der Spüle, feuchtet es an und benutzt es schließlich, um das Blut wegzuwischen. Dann tupft er fachmännisch Jod auf die Wunde und klebt – während mir Tränen in die Augen schießen, aber immerhin kein Laut über die Lippen kommt – mir das Pflaster darauf.
    Jetzt komme ich mir wirklich kindisch vor. Erst recht, weil mein Herz wieder zu pochen angefangen hat. Dabei ist er doch nur nett. Ich schätze nicht, dass er dieser Situation irgendetwas Romantisches abgewinnen kann. Verlegen starre ich auf das Pflaster.
    »Danke.«
    »Wie sieht denn der andere Fuß aus?«, will er wissen.
    »Der ist okay.«
    »Lass mich mal sehen.« Anscheinend glaubt er mir nicht mehr, wenn ich okay sage. Resigniert hebe ich ihn hoch. Er sieht wirklich ganz okay aus. Ein bisschen gerötet vielleicht. Kilian scheint beruhigt. Trotzdem schüttelt er den Kopf.
    »Aber du wolltest wirklich mit so etwas weiter arbeiten? Und warum suchst du dir nicht einen weniger anstrengenden Job?«
    »Die Trinkgelder sind gut«, murmle ich verlegen. »Außerdem gibt’s in dieser Stadt kaum noch Jobs. Alle versuchen irgendwie die Studiengebühren zusammen zu kriegen.«
    »Wie viel fehlt dir denn noch?«, erkundigt er sich ziemlich indiskret.
    Ich runzle die Stirn. »Etwa die Hälfte.«
    »Das ist wie viel? Dreihundert Euro?«, schätzt er.
    Ich zucke mit den Schultern und werde misstrauisch. »Ungefähr. Wieso?«
    »Vielleicht könnte ich dir helfen«, bietet er an.
    »Ich nehme keine Trinkgelder in der Höhe an und leihen will ich mir auch nichts«, entgegne ich konsequent.
    Er schmunzelt amüsiert. »Und wenn du sie dir verdienst?«
    »Hast du einen Job für mich?«, wundere ich mich verdattert. Er dürfte ja wohl schon mitbekommen haben, dass ich nicht sehr

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