Vorsicht Nachsicht (German Edition)
eloquent bin. Beim Radio habe ich doch keine Chance!
»Vielleicht?« Er lehnt sich zurück, um mich zu betrachten. Mir wird dabei etwas mulmig. Zumal er mich nicht so betrachtet, als wäre ich ein Mensch. Seine Augen sind kühl. Sachlich. Doch dann blitzt etwas anderes in ihnen auf. Ich kann es nicht ganz deuten, aber mein Herzklopfen wird schlimmer.
»Kommt auf dich an. Bist du käuflich?«
Im ersten Moment erstarrt versuche ich das zu verarbeiten. Hat er gerade…? Nun, anscheinend. Aber… Ich keuche leise und gaffe ihn einfach nur sprachlos an. Er will mir Geld dafür geben? Mühsam versuche ich, zu schlucken und die Hitze aus meinen Ohren zu vertreiben. Das kann doch nicht sein Ernst sein! Habe ich da etwas nicht mitbekommen? Besser mal nachfragen. Nachher will er mich für seine Sendung kaufen.
»Du willst mit mir schlafen?«
»Schau nicht so überrascht!« Er lacht leise. »Schließlich versuche ich das schon die ganze Zeit. Aber du hast ja jeden Annäherungsversuch abgeblockt. Also, würde Geld dich umstimmen?«
»Ähm.« Immerhin gebe ich einen Laut von mir. Ein Anfang. Der Rest geht leichter. Auch wenn ich mich dafür am liebsten tot schämen würde. »So viel ist es wohl kaum wert.«
Mit ‚ es‘ meine ich den Sex mit mir.
Er scheint es auch so zu verstehen und es amüsiert ihn sichtlich. »Warum lässt du mich das nicht selbst entscheiden?«
»Nein, das ist nicht…« Ich breche ab, bevor es noch peinlicher wird. Geht das überhaupt noch? Er bietet mir Geld für etwas an, das ich die ganze Zeit wollte. Ich habe es total verpeilt. Diese Situation kommt definitiv in die Top Ten meiner peinlichsten Momente.
Plötzlich grinst Kilian entspannt und zwinkert mir schelmisch zu. Unsicher erwidere ich seinen Blick und es macht ‚klick‘ . Oh, es war ein schlechter Scherz! Dann war es ja gar nicht ernst gemeint. Er wollte mich nur verarschen. Aus der Reserve locken. Ist ihm ja auch gelungen. Ich spüre, wie sich ein selbstironisches Lächeln auf meine Lippen legt. Daraufhin beugt er sich vor und drückt seine Lippen auf meine.
Oh, ein Kuss. Mein Herz setzt in der ersten Sekunde ganz aus. Perplex gehe ich auf seine fordernden Lippen ein, aber wie immer bin ich zu verkrampft. Ich muss ein grauenhafter Küsser sein. Es scheint ihm nichts auszumachen. Er weicht nicht zurück und ich entspanne mich allmählich und schließe die Augen.
Seine Lippen fühlen sich so toll an. Er schmeckt ein bisschen nach Rauch, aber das ist mir egal. Nachgiebig gebe ich seinem Drängen nach und öffne den Mund, wodurch der Kuss noch intensiver wird. Ab da höre ich auf, mir Gedanken zu machen.
Das währt, bis er mich schließlich auf die Matratze zurück drückt. Sollte ich ihm vielleicht sagen, dass er nicht zu viel erwarten soll? Nein, wohl eher nicht. Trotzdem kommt mir mein Traum wieder in den Sinn.
Ich schiebe ihn sanft zurück. »Sorry, aber ich glaube, dafür bin ich echt zu erledigt.«
Sofort geht er auf Abstand und leckt sich über seine Lippen. Er wirkt merklich zerknirscht. »Oh ja, das hatte ich gerade ganz verdrängt. Du solltest schlafen.«
Ich nicke und bin unwahrscheinlich erleichtert. Ein bisschen darüber nachdenken, was da gerade mit mir passiert ist, wäre nett. Obwohl ich mir sicher in den Arsch beiße, ihm nicht sofort nachgegeben zu haben, bevor er es sich anders überlegt. Müde zu sein, ist bei einem Kerl wie ihm eine beschissene Ausrede.
Doch er lächelt tapfer. »Wie sieht’s denn morgen bei dir aus? So wie ich das mitbekommen habe, hast du frei.«
Na, viel Zeit zum Nachdenken und Ärgern bleibt mir da wohl nicht. Ich nicke dennoch und räuspere mich, um den Frosch in meinem Hals zu vertreiben. »Ja, sieht so aus.«
»Also? Wie wäre es, wenn ich gegen Mittag vorbeikomme und dich zum Essen abhole?«, erkundigt er sich fröhlich. Hat er etwa in meinen Kühlschrank geguckt und die gähnende Leere bemerkt?
»Okay«, stimme ich leise zu.
»Okay!« Er strahlt und gibt mir noch einen Kuss, ehe er geht.
Erschöpft und verwirrt falle ich auf die Matratze zurück. Mein Herz hat sich immer noch nicht beruhigt. Verdammt, was ist da eben eigentlich passiert?
Kapitel 3
Wie soll man schlafen und sich erholen können, wenn man weiß, dass man mittags – wann auch immer das ist – von seinem Traummann abgeholt wird. Ich bin jedenfalls schon um sieben Uhr hellwach. Um neun klingle ich schließlich Torben aus dem Bett, der in derselben Straße wohnt. Natürlich ist er die Nacht nicht allein
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