Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Bürotür.
»Soll ich dir ein Handtuch bringen?«
»Danke, es geht gerade noch so…« Ich reiche ihr meinen Schirm. »Den darfst du zum Trockenen aufspannen.«
»Wie nett.« Sie lacht. »Ich bekomme gerne wichtige Aufgaben, bei denen ich mein ganzes Talent unter Beweis stellen kann.« Sie zwinkert mir zu und tätschelt dann meine Wange.
»Überarbeite dich nicht«, stichle ich und betrete eilig mein Büro.
Ich habe einen eigenen kleinen Raum, was mich sehr freut und auch etwas stolz macht. Bereits nach so kurzer Zeit bei der Firma habe ich das Vertrauen und die Anerkennung meiner Arbeitgeber erworben. Das Büro ist nicht gerade luxuriös, aber es hat ein Fenster, einen großen, gläsernen Schreibtisch, ein schickes Regal und zwei moderne, schwarze Ledersessel. Ich fühle mich hier wirklich wohl.
Stöhnend lasse ich nun meine Umhängetasche fallen und stelle den Kaffeebecher auf dem Schreibtisch ab. Ich schalte den Computer ein und streiche mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Der Schirm konnte mich nicht ganz vor dem Regen schützen. Während der Rechner hochfährt, hole ich einen dicken Ordner aus dem Regal und suche nach den Unterlagen für die heutige Besprechung. Ich finde sie fast sofort. In meiner Ordnung geht nur selten etwas verloren. Ein hastiger Blick auf die Armbanduhr – gut, ich habe noch genügend Zeit, um mich auf den Termin vorzubereiten.
»Morgen.« Eine vertraute Stimme.
Ich schaue auf.
»Morgen«, sage ich lächelnd. Ich beuge mich über meine PC-Tastatur, um das gefragte Passwort einzugeben.
»Kann es sein, dass du wirklich eine Viertelstunde zu spät dran bist?«
»Kann sein…« Ich verdrehe die Augen.
»Oh mein Gott – der Weltuntergang ist nahe…« Mein Gegenüber presst sich geschockt die flache Hand auf die Brust und lässt sich dann in einen der Ledersessel fallen.
»Das ist nicht lustig, Abel«, antworte ich ruhig. »Meine Bahn hatte Verspätung.«
»Ich bin schockiert.« Abel blinzelt mich amüsiert an. Um seinen Mund und seine Augen bilden sich einige Lachfältchen, in seinen Wangen kommen kleine Grübchen zum Vorschein.
»Wenn du mich nur aufziehen willst, dann kannst du gleich wieder gehen«, sage ich gelassen. »Ich habe noch einiges zu tun.«
»Ja?«
»Der Termin mit dem neuen Kunden…« Ich mache ein vielsagende Handbewegung und öffne dann meinen Email-Account, um ihn nach wichtigen Nachrichten zu durchsuchen.
»Ach… natürlich…« Abel nickt und in seinen braunen Augen funkelt es schelmisch. »Sag mal, wo sind eigentlich die Präsentationsunterlagen, die wir den Kunden mitgeben möchten?«
»Unterlagen?« Ich schaue verwirrt auf. Hektisch suche ich meinen Schreibtisch ab. »Ich habe Hilda eben am Telefon gebeten, alles vorzubereiten. Hat sie die Mappen nicht in den Konferenzraum gebracht?«
»Nein.« Abel schüttelt den Kopf.
Ich suche weiter. Wo sind die Dinger dann? Nervös reiße ich verschiedene Schubladen auf, von denen ich sicher weiß, dass sie die Mappen nicht beinhalten können. Ich verfalle in eine leichte Panik.
»Also, gestern Abend habe ich sie extra auf meinem Schreibtisch liegen lassen und… und Hilda ist doch normalerweise so zuverlässig… ich… ich werde sie sofort fragen…« Ich haste um meinen Schreibtisch herum und stürme auf die Bürotür zu.
Abel schnappt nach meinem Handgelenk. Er umklammert es fest und zieht mich mit einem schnellen Ruck zu sich. Ich lande in den starken Armen. Sie schließen sich um mich und drücken mich an seine breite Brust. Die Muskeln spannen sich unter dem weißen Hemd.
»Du bist hinreißend, wenn du dich aufregst.« Er küsst mich.
Der Kuss ist vorbei, bevor ich mich entschieden habe, ob ich mich gegen ihn wehren oder ihn erwidern möchte.
»Du sollst mich nicht immer so aus dem Konzept bringen«, schimpfe ich Abel atemlos. »Du weißt, wie sehr ich das hasse.«
»Ja, ich weiß.« Er grinst mich an. Er ist etwas größer als ich. Vorsichtig lehnt er seine Stirn gegen meine. Das kurze, dunkelblonde Haar kitzelt. Ich betrachte sein Gesicht. Ich kenne es so gut und ich mag es. Sehr sogar.
Seine markanten Gesichtszüge, das ausgeprägte Kinn und die dichten Augenbrauen unterstreichen seine unübersehbare Männlichkeit. Abel ist wahnsinnig attraktiv. Sehr sexy, stark und selbstbewusst. Er ist wie einer dieser alten, amerikanischen Comichelden. Superman.
Ich kann einfach nicht fassen, dass ein Mann wie er sich für jemanden wie mich interessiert. Aber so ist es. Abel ist nicht nur der
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