Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Sohn der Firmengründer und somit mein Chef, seit etwa einem halben Jahr sind wir auch ein Paar.
Er hat recht lange um mich geworben. Immer wieder fragte er mich, ob ich mit ihm ausgehen wollte, aber ich lehnte jedes Mal ab. Nicht weil ich ihn abstoßend fand. Ich habe ihm schlicht nicht geglaubt, dass er es ernst mit mir meinte. Abel war für seinen lockeren Lebensstil bekannt. Er steht offen zu seiner Homosexualität und wenn ihm ein Mann gefällt, dann macht er auch kein großes Geheimnis daraus. Neben all seinen nächtlichen Eroberungen kam ich mir sehr blass und langweilig vor. Warum sollte ich ihm also glauben, dass er sich ernsthaft in mich verliebt haben könnte?
Aber schließlich gab ich nach. Mehr aus Ermüdung als aus fester Überzeugung. Doch ich sollte es nicht bereuen.
Mit Abel zusammen zu sein, ist schön.
Schön und befriedigend.
Gerade so perfekt, dass es noch wirklich ist.
Was will man mehr?
Er hält mich immer noch im Arm. Sein Körper ist warm. Ich kann die erhitzte Haut unter dem weißen Hemd fühlen.
Fühlt sich gut an.
»Du lässt dich zu leicht verunsichern«, sagt er mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Um seine Anschuldigung abzuschwächen, drückt er mir einen kleinen Kuss auf die Wange. Ich verziehe das Gesicht.
»Ich will doch nur alles richtig machen«, verteidige ich mich und klinge dabei wie ein kleines, beleidigtes Kind. Das passiert mir öfter. Vor allem wenn ich mit Abel zusammen bin. Seine Stärke und sein Selbstbewusstsein sind die Eigenschaften, die mich am meisten zu ihm hinziehen. In meinen Augen machen sie ihn unheimlich attraktiv und begehrenswert… und sie erinnern mich jedes Mal an meine eigenen Schwächen…
Manchmal kommt er mir so groß vor…
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Abel verteilt kleine Küsschen auf meiner Wange. Federleicht huschen seine Lippen über das rechte Ohrläppchen und meinen Hals. Ich entspanne mich langsam, lehne mich an seine breite Brust und schließe leise seufzend die Augen.
»Ich hab noch viel zu tun…«, nuschle ich halbherzig.
»Ich bin dein Chef und ich bestimme, wann du was zu tun hast…«, raunt Abel. Seine heiße Zunge streift wie zufällig meine Halsschlagader.
Ich bekomme eine Gänsehaut.
»Das ist sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz«, sage ich lächelnd.
»Korrekt.«
Er beginnt gezielt an meinem Hals zu saugen. Da bin ich sehr empfindlich. Tausend Nervenenden scheinen sich genau auf diese Stellen konzentriert zu haben. Ein Feld aus winzigen Sensoren. Alle anfällig für Berührungen.
Kleine elektrische Schauer, Impulse, Wellen.
Sie verteilen sich, wandern sofort ins Hirn, zum Herzen, in den Bauch und tiefer…
»Abel… nicht hier… wenn einer kommt…« Keuchend blinzle ich in Richtung der immer noch offen stehenden Bürotür. Auf den Tratsch der Kollegen kann ich gut verzichten.
»Du weißt, wie sehr mich diese Location anmacht…«, haucht Abel mit tiefer Stimme an meinem Ohr.
Ja, das weiß ich.
Sex im Büro ist für ihn das Größte.
Er steht auf das Risiko, entdeckt zu werden. Das Wissen, dass im Raum nebenan die Kollegen ihrer täglichen Büroarbeit nachgehen, während man selbst es auf dem Schreibtisch treibt, ist in seinen Augen sehr reizvoll.
Ich würde mich nicht gerade als prüde bezeichnen, trotzdem bringen mich seine Offensiven gelegentlich in Verlegenheit. Schamlos nutzt seine Hand den Schutz der Dunkelheit und tastet nach meinem Schritt, während wir mit Freunden in einem überfüllten Kinosaal sitzen und bei gemeinsamen Shoppingtouren muss ich ständig damit rechnen, dass er in den Umkleidekabinen über mich herfällt.
Den Höhepunkt seiner Unverfrorenheit bildete jedoch der Golfausflug mit seinen Eltern vor etwa drei Wochen. Wir hatten uns zu einem gemütlichen Brunch im Restaurant des Clubs, in dem seine Eltern treue Mitglieder sind, verabredet. Nach Champagner und Lachshäppchen stiegen wir in unsere Golfwagen und machten uns auf den Weg zum ersten Loch. Ich hatte noch nie zuvor Golf gespielt und wollte mich natürlich nicht vor meinen Arbeitgebern und Schwiegereltern in spe blamieren. Darum gab ich mir besonders viel Mühe. Abel jedoch schien mein Debüt in diesem edlen Sport nicht wirklich zu unterstützen. Er hatte seine eigenen Ziele und Vorstellungen von einem gelungenen Vormittag auf einem Golfplatz.
Und so lehnte ich schon bald mit dem Rücken an der harten Rinde eines hohen Laubbaums, umgeben von dichten, grünen Büschen und fragte mich verwundert, warum mir
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