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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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verstehen, dass vor allem Alleinerziehende keine Nanny und Wahl haben . Sie sagen: ›Bevor mir der Job um die Ohren fliegt, gebe ich mein krankes Kind in den Kiga‹«, meint Simone.
    Die Suche nach dem Schuldigen geht überall um. Egal in welcher Krippe, in welchem Kindergarten. Auch bei Läusen wird nach ihm gefahndet. Denn gerne wird die sprichwörtliche Sau durch den Kindergarten getrieben. Ein Evergreen, den auch Kerstin Gier in ihrem Roman Die Mütter-Mafia beschmunzelt, wenn sie schreibt: »Ich habe mir den Vormittag freigenommen, um mit Karsta zum Kinderarzt zu gehen. Sie hat sich auf dem Clubnachmittag eine Erkältung eingefangen. Sie hat die ganze Nacht gehustet, die Ärmste. Kann es sein, dass ihr diesen Virus eingeschleppt habt, Cornelia?« »Nein, wir doktern gerade noch mit an der Pest herum« ... Danke für diese zynische Flanke.

Tatort »Schule«

Höher, schneller, weiter!
    S ie haben etwas verpasst in Ihrer Jugend? Macht doch nichts, Sie haben ja jetzt Kinder, die können das Manko ausgleichen: Montags wird Pauline in die Kinderschauspielschule gebracht, am Dienstag hat sie Cellounterricht – ganz neue Methode, ohne Noten, aus Japan – mittwochs ist Malkreis und am Donnerstag Englischkurs an der Schule. Pauline ist eine Mitschülerin meines Sohnes, erste Klasse. Ob sie mal mit auf den Spielplatz geht? »Nein, Pauline ist schließlich kein Kleinkind mehr, sie muss was lernen, den Anschluss nicht verpassen, den Ernst des Lebens begreifen«, sagt ihre Mutter. »Was, dein Sohn macht nur Schulsport und sonst nichts?«, wirft sie hinterher und schaut mich mitleidig an. Im selben Augenblick ruft sie ihrer Tochter übertrieben artikuliert zu: »Darling, come to me!« Jetzt bin ich diejenige, die mitleidig schaut. Armes Mädel, weder Mutter noch Vater stammen aus einem englischsprachigen Land. Aber vorbeugen ist besser, man kann gar nicht früh genug mit dem Erlernen einer Fremdsprachen beginnen. »Ich will bei meinem Kind nichts versäumen. Ich habe es spät bekommen und es wird mein einziges bleiben – ihm will ich alles bieten«, erklärt mir die Mutter. »Für mich bedeutet frühe Förderung wahre Liebe für mein Kind«, sagt sie noch und belächelt mich müde, weil ich nach ihren Vorstellungen mein Kind nicht ordentlich herausfordere – intellektuell. Also liebe ich es nicht, denkt sie vielleicht.
    Diese »Liebe« ist inzwischen zu einem florierenden Geschäft in Deutschland geworden. Allein für Nachhilfe zahlen Eltern in Deutschland über zwei Milliarden Euro pro Jahr. Immer mehr Mütter drängen ihre Kinder hysterisch dazu, ein »Erfolg« zu sein. Die Gründe dafür kennen wir, sie werden häufig und hitzig diskutiert: Zum einen wollen die Mütter sich und die Familie durch die Leistung des Kindes aufwerten, getreu dem Motto: Mein Kleiner ist ein wahres Geigentalent, das muss er von uns haben! Das frühkindliche Genie soll abfärben auf die gesamte Familie.
    Zum anderen haben die Mamas Angst um die Zukunftschancen ihrer Kinder und setzen ihren Nachwuchs gehörig unter Druck. Und wer da nicht mitmacht, wird als »schlechte Mutter, die sich einen Dreck um die Zukunft ihrer Kinder schert«, abgestempelt. Ich zum Beispiel. Ich bin eine große Verfechterin des »Freispiels«. Das mochten die meisten Mütter schon im Kindergarten nicht. Da sollte doch lieber etwas pädagogisch Wertvolles stattfinden in dieser Zeit, vielleicht Kinderyoga oder das Erlernen der europäischen Hauptstädte! Aber einfach nur spielen? Wenn ich das heute als Programm für die Freizeit nach der Schule vorschlage, ernte ich meist entsetzte Blicke von den anderen Mamas auf dem Pausenhof. Wozu an die frische Luft? Bäume, Wolkenbilder und Vogelarten kann man mit der neuen Lernsoftware doch viel besser verinnerlichen. Die anderen Kinder haben jetzt keine Zeit mehr für solche Kinkerlitzchen, wie aus Stöcken Höhlen bauen.
    Eingesperrt in ihre narzisstischen Motive, geängstigt von diffusen Zukunfts- und Erziehungsvorstellungen und zusätzlich getrieben von einer öffentlichen Debatte, die Kindheit als eine einzige Katastrophe erscheinen lässt, kutschieren Mamas den Nachwuchs hektisch zu diversen Einrichtungen mit pädagogisch ausgetüftelten Konzepten. Ein Kind, das keine schönen Häuser malt, kommt in die Ergotherapie. Wer keine geraden Sätze spricht,

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