Vorsicht, Zickenzone
dreistöckig, das muss schon sein!«, gibt Mama Nummer zwei zurück.
Solche Gespräche hört man an allen Ecken des Schulhofs, unter den Grüppchen-Müttern. Und man kann sie beliebig fortführen.
Als ob das »Mein Kind ist eingeladen und deins nicht?«-Thema nicht schon genug Stoff für Zickereien bietet, stürzen sich die Mütter gleich aufs nächste Sujet: die Party als solche. Die Auswahl ist groÃ, bunt und knallig, von Ponyreiten, Hello Kitty, Traktorfahren auf dem Bauernhof bis hin zur Spiderman-Fete im Hochseilklettergarten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, dem Geldbeutel auch nicht. Aber am wenigsten dem Ehrgeiz der Mütter. Denn mit der Superduper-Feier sollen nicht nur die angeblichen Träume der Kinder bedient werden, sondern auch die Egos der Mütter. Wer die tollste Party schmeiÃt, darf den Oscar als Supermama mit nach Hause nehmen. Alle anderen dürfen das dann gerne nachahmen, und wer da nicht mitmacht, ist, wie immer, keine gute Mutter.
Das Rennen um die coolste Fete macht auch vor den Geschenktütchen für die Gäste nicht halt. Lutscher, Jojos oder Mini-Tattoos waren gestern, heute sind die Säckchen prall gefüllt mit teuren Spielsachen, die man eigentlich nur auf dem Gabentisch des Geburtstagskindes erwarten würde. Auch da wird sich übertrumpft und gelästert, wenn das eigene Kind von der fremden Party mal wieder nur ein paar Gummibärchen und einen Luftballon mitbringt, »obwohl man doch so viel Kohle in das Geschenk gesteckt hatte«. Unerhört.
Wir haben den letzten Geburtstag im Park gefeiert. Mit Schatzsuche und Pizza vom Italiener nebenan. Das war ein Kompromiss der arbeitenden Mutter, die nicht so gut im Backen ist und ihrem Sohn, der trotzdem sein Lieblingsgericht bekam â wenn auch nicht selbstgemacht. Dafür aber mit Liebe gekauft. Und die Zeit, die sich die Mama beim Pizza-Backen gespart hatte, verbrachte sie mit ihren zwei Jungs im Park beim Kicken. Die eingeladenen Kinder hatten Spaà bei der Geburtstagsfeier. Die nicht eingeladenen hatten hoffentlich auch einen schönen Nachmittag und wurden nicht von ihren Müttern drangsaliert, warum sie bloà nicht auf der Liste standen. Sie wissen schon, DER Liste. Und bei der nächsten Begegnung auf dem Schulhof mit den anderen Mamas, da hab ich einfach meinen iPod in die Ohren gesteckt. Und statt Geläster die Hidden Treasures von Amy Winehouse gehört.
Matschige Mandarinen
D o-it-yourself und Handarbeit liegen im Trend, sagt der Hamburger Trendforscher Professor Peter Wippermann. Er sagt auch, dass es eine Orientierung weg von Produkten hin zu Beziehungen gebe. Die Beziehungen unter Müttern, die guten vor allem, kann er damit nicht gemeint haben. Ich zumindest verspüre keinen Trend in Richtung »good vibes« unter Mamas. Vielmehr gibt es eine natürliche Polarität zwischen einer guten Mütter-Beziehung und Handgemachtem. Und die heiÃt: Hast du nichts Selbstgemachtes, bist du raus! Schluss mit lustig.
Im Alltag mit Kindern wird das vor allem auf Schulfesten sichtbar. Und zwar für alle. Denn da trennt sich die Fertigwaren-Spreu vom selbstbackenden Weizen. Da muss sich die Mutter, die mal wieder einen Beutel abgepackter Nüsse oder eine Tüte Spekulatius (wenigstens vom Bio-Supermarkt) zur Weihnachtsfeier mitbringt, dem Spott der Mamas aussetzen, die der Lehrerin ihren selbstgemachten Mohn-Quark-Stollen unter die Nase reiben. Ich bin so eine. Nee, keine Stollen-Mutter, sondern eine, die immer auf den letzten Drücker noch was vom Supermarkt mitbringt. Ich backe mit meinen Kindern auch Plätzchen, aber die werden sofort an Nachbarn und Omas verschenkt, der Rest verschwindet in den Bäuchen der Familie. Den Kindern in der Schule ist es doch egal, ob die Plätzchen aus Mamas Ofen stammen oder von Coppenrath & Wiese. Den Müttern nicht. Die schielen und tuscheln.
Doch wo soll Selbermachen reinpassen? In einen vollen Arbeitstag samt Hausaufgaben mit Sohnemann, Essen kochen, Wäsche abhängen, Katzenklo säubern, Spülmaschine ausräumen ...? Da kann man sich hinterher nichts Schöneres vorstellen, als stundenlang Teig zu kneten und auszustechen, oder? Warum fragt mich stattdessen nicht eine Mama, ob sie für mich etwas besorgen soll? Oder etwas mitbacken könnte? So stelle ich mir eine gute Beziehung vor. Empathie. Echtes Miteinander. Aber sich über andere lustig zu machen, weil sie keine Zeit
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