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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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verdatterte Antwort. »Wir treffen uns jeden Dienstag und Donnerstag, und es kommen noch zwei Mütter«, flötete die andere weiter. Ich gab mich geschlagen, denn für einen beruflichen Austausch war das nicht ganz der richtige Rahmen. Außerdem wollte ich mir durch Aufbegehren nicht die beliebte Keule vom Steuerzahler von morgen um die Ohren sausen lassen (mehr dazu siehe: »Bitte hinten anstellen!«) oder die der Diskriminierung. Solche Knaller bekommt die Berliner Café-Besitzerin (und selbst Mutter eines Fünfjährigen) aus Anja Maiers Buch Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter: Von Edel-Eltern und ihren Bestimmkindern des Öfteren zu hören.
    Hier ihre Erlebnisse: »Mir steht’s bis hier mit den Weibern hier im Prenzlauer Berg ... Die kommen hier rein in mein Café, drei Kinderwagen auf 30 Quadratmeter. Dann ist hier dicht. Na, sag ich, einen könnse mit reinnehmen, aber die andern Wagen bitte draußen lassen. Was mir einfällt, macht die Olle mich an, das wäre ja Diskriminierung! Ja, sag ich, wenn Sie hier alle reinrollen, gibt’s keinen Platz mehr für andere Gäste. Na hallo, sagt das Rind, das werd ich jetzt überall rumerzählen, dass man hier mit Kind diskriminiert wird. Ja, sag ich, denn erzählnse dit mal weiter, dann bleiben solche wie Sie endlich weg. Oder neulich, da kommt eine rein, Mittagszeit. Bei mir gibt’s Salate, Bagels, Baguettes. Sagte se: Die Hackfleischsuppe hätt ich gern ohne Fleisch. Icke: Jeht nich, aber bestelln Se doch wat anderet. Sie: Entschuldigung, mein Baby ist hoch allergisch, können Sie verantworten, wenn das Kind einen Schock über die Muttermilch kriegt? Die hab ick rausgeschmissen, klar, is immer noch mein Café. Und dann wieder das Geseire: Ich zeig Sie an, ich wohne hier, und ich werde alle meine Freundinnen davor warnen, zu Ihnen zu kommen.«
    Es ist schon erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit und Halsstarrigkeit manche Mütter Latifundien und Extrawürste einfordern. Verantwortlich dafür ist sicherlich die viel zitierte Gruppendynamik, die gemeinsam stark und mutig werden lässt. Manchmal steckt auch die neue, wichtige Rolle als Frau in der Gesellschaft dahinter, die frau durch ihr Muttersein einzunehmen gedenkt.
    In jedem Fall bin ich nicht zimperlich, fkk-urlaubserprobt und große Schwester von Vieren, aber als ich in meinem Stammcafé folgende Szene zwischen zwei Freundinnen beobachtete, gingen mir fast die Augen über: Mit einem »Die sind so nervig« deponierte eine der beiden ihre Stilleinlagen neben Croissant und Latte Macchiato auf dem Bistrotischchen, packte ihre Brust aus und legte ihr Baby an. »Ich bin da viel lockerer geworden«, kommentierte sie gut gelaunt, »ich bin Mutter, und Stillen ist das Natürlichste der Welt, basta«.
    Tschuldigung, geht das nicht auch anders? Etwa die Brüste unter einer Häkeldecke verstecken, aufs Klo abtauchen, sich abwenden ...? Sicherlich findet da jede ihren Weg und abhängig vom Temperament fällt der intro- oder extrovertierter aus. Doch muss frau derart in die Welt hinausposaunen: »Seht meine nackten Brüste! Sind sie nicht schön!? Bin ich nicht ein geiles Vollweib?« Ich weiß nicht ... Vielleicht bin ich ja doch spießig oder introvertierter, weil ich – zartbesaitetes Seelchen – solches Verhalten rempelig finde. Doch Moment! Vielleicht sollten wir das als Akt der Befreiung sehen und die offenherzig stillende Mutter als Nationalsymbol, wie die barbusige Französin in Eugene Delacroix’ Gemälde »Die Freiheit führt das Volk«! Schließlich nährt sie den Steuerzahler von morgen und darf sich dafür sämtliche Freiheiten herausnehmen!?

Die Monster anderer Eltern
    D iese humorige Überschrift zierte eine Online-Debatte des Magazins Spiegel und sorgte für jede Menge Zündstoff. Um das Thema entsprechend zu flankieren und zum Diskurs einzuladen, beschrieb der Autor Frank Patalong, dass seine Frau – eine Irin – Kinder in Deutschland oft als aufdringliche, laute, arrogante und dominante Fratzen erlebte. Sie würden die volle Aufmerksamkeit der Eltern einfordern, deren Kommunikation unterbrechen, nicht hören. Kurz, sie hätten keine sozialen Regeln gelernt und dürften auch nicht gerügt werden. Beispiele davon, von den Monstern anderer Eltern, kennt jeder:
    Jeder hat schon mal miterlebt, wie ein Kind an der Kasse eines Drogerie-

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