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Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
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haben, keine Lust oder es einfach nicht können? Das ist doch armselig.
    Die Heldin aus Allison Pearsons Roman Working Mum versucht, diesen demütigenden Blicken mit einem Trick auszuweichen. Für das Schulbüfett zum Krippenspiel kauft sie (Vollzeitstelle als Führungskraft in einer Bank) eine Packung Kuchen aus dem Supermarkt. Zu Hause entfernt sie die Folie, schlägt mit dem Nudelholz auf den Kuchen ein und streut zum Schluss großzügig Puderzucker darüber. Warum? Um dem Ganzen einen hausgemachten Look zu verleihen. »Denn auf hausgemacht kommt es mir an. Das Heim ist, wo das Herz ist. Das Heim ist, wo die gute Mutter ist, die für ihre Kinder backt«, lässt Pearson ihre Working Mum sinnieren.
    So weit kommt es noch, dass wir Mamas Kuchen verprügeln, nur damit andere Mütter nicht über uns herziehen. Aber so abwegig ist die Vorstellung nicht, wenn ich an die Blicke denke, die sich so manche Mütter gegenseitig zuwerfen, wenn Mama X mal wieder abgehetzt im dunkelblauen Kostüm zu spät zur Weihnachtsfeier erscheint und eine Kiste Flieger-Mandarinen auf die mit Engel-Servietten und Tannenzweigen gedeckten Schultische legt. »Nee, nicht schon wieder matschige Mandarinen wie letztes Jahr«, raunt die eine Mutter der anderen zu.
    Â»Na, was Selbstgebackenes von der hätte ich nie im Leben angerührt«, flüstert die zurück. Kein: »Schön, dass du da bist. Lange nicht gesehen!«
    Woher diese Stutenbissigkeit? Immer wieder dieselbe Antwort: Weil Muttern denkt, ihr Lebensentwurf ist der einzig wahre. Und dazu gehört eben selbstgebackener Kuchen auf dem Schulfest. Wir können einfach nicht aufhören, um das bessere Modell für die perfekte Mutter zu streiten und zu zicken. Dabei versucht doch jede nur das Beste für ihre Kinder und für sich. Tun doch auch wir Mamas mal so, als lebten wir in einer Demokratie, wo jede ihre Meinung kundtun darf. Ohne dafür von den anderen eins übergebraten zu kriegen. Schließlich weiß keine von uns wirklich, was »besser« für das Kind ist. Und dazu gehört auch das Selbstgemachte. Also, reißen wir uns alle auf dem nächsten Schulfest am Riemen, drücken beide Augen zu bei matschigen Mandarinen und abgepackten Keksen. Und gehen lieber mal aufeinander zu. Offen und herzlich, wie bei einem guten Freund. Schließlich werden wir nie wieder auf so viele unterschiedliche Frauen treffen wie in den Jahren mit (kleinen) Kindern.

Tatort »Freizeit«

Im Café
    Â» W ir müssen draußen bleiben« – das ist ein Hinweis, der früher ausschließlich Hunden galt. Schilder an Supermärkten sperrten sie aus Hygienegründen aus. Manch tierliebender Chef befestigte unterhalb des Blechs oft einen Haken zum Anleinen und einen Wassernapf. Heute sieht man solche Schilder auch an Cafés. Sie gelten allerdings nicht vierbeinigen, sondern vierrädrigen Begleitern. Nämlich Kinderwägen. Aus Platzgründen sollen sie draußen bleiben. Oder weil der Wirt keine nölenden Kinder samt Müttern wünscht, die stundenlang an einem Milchcafé nuckeln, weil sie knapp bei Kasse sind. Diese Haltung war für mich ein absolutes No-Go. Und von dem Tag an, als ich solche Schilder an zwei Cafés in meinem Viertel bemerkte, mied ich diese spießig-intoleranten Orte. Heute sehe ich das ein bisschen anders. Sicherlich ist es frevelhaft, zu erwarten, einen Kinderwagen bei Regen draußen stehen zu lassen. Das finde ich heute immer noch. Andererseits: Haben Sie mal beobachtet, wie Mütter, wenn sie einen Platz für sich entdeckt haben, diesen einnehmen?
    Ich hatte meinen Sohn gerade in den Kindergarten gebracht und war um die Ecke mit einer Kollegin zum Kaffee verabredet. Da ich etwas früh war, schnappte ich mir die Süddeutsche Zeitung und machte es mir mit einem Cappuccino in den braunen Lederpolstern dieser großzügig gestalteten Kaffeebar gemütlich. Da kam eine Mutter mit Kinderwagen, enterte ohne Gruß die gegenüberliegende Seite, und ehe ich mich versah, waren zwei weitere Mütter vorgefahren. Sie küssten sich unter großem Hallo die Wangen, nahmen Platz und packten ihre Sprösslinge aus, Decken, Rasseln und Quietschentchen. »Ist das ein versprengter Zweig einer Krabbelgruppe?«, grinste ich in mich hinein. Als mich wenig später eine der Mütter allen Ernstes fragte, ob ich hier sitzen bleiben wollte, war Ȁh, ja«, meine

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