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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Erwachsensein durchfuhr sie. Ihr Leben veränderte sich im Turbotempo, seit sie Max getroffen hatte.
    Max schulterte seine Tasche. »Dann lass uns zur Bank gehen«, sagte er und überlegte, in welchem Moment er Leni küssen sollte. Das musste schon sein, sonst sprang sie ihm noch ab, und schön war sie wirklich.
    »Wo treffen wir uns am Freitag?«, fragte Leni, als sie in der Bankfiliale standen und sie ihre Karte in den Automaten steckte.
    »Weiß ich noch nicht«, sagte Max. »Gib mir deine Handynummer.«
    »Vielleicht kann ich dir am Freitag sogar dreihundert geben«, sagte Leni. Paps ließ sich leicht überzeugen, dass sie was Schickes kaufen müsste. Und dann würde sie ihm irgendein Teil vorführen. Er hatte längst den Überblick verloren, was ihr Kleiderschrank alles barg.
    »Vom Feinsten«, sagte Max. »Dann gib mal die Nummer.«
    »Ich dachte, ich begleite dich zu deinem neuen Versteck.«
    »Dahin geh ich allein«, sagte Max, »und zwar jetzt gleich.«
    Das fand Leni gar nicht gut, doch sie zog einen Kassenbon aus ihrem Portemonnaie und nahm den Stift, den Max ihr schon hinhielt. Dass Max sie leidenschaftlich küsste, kaum dass er den Zettel eingesteckt hatte, überraschte sie total. Die kannte Max aus dem Kino, diese Küsse.

Der alte Ellerbek
    E llerbek hatte schon den ganzen Tag diesen Schwindel gehabt und sich schließlich gegen halb vier aufs Sofa gelegt, als es an der Tür klingelte.
    Der Junge, dachte er, der hat doch einen Schlüssel. Dann fiel ihm ein, dass Theo nach ihm gucken wollte.
    »Besser als die eigene Brut«, sagte Ellerbek, als er die Tür öffnete.
    Beide sahen sie irritiert aus, der Kommissar und der alte Mann. Lüttich stellte sich vor und zog Blechmarke und Ausweis aus der Tasche.
    Ellerbek nahm den Ausweis und studierte ihn lange. »Früher sahen die anders aus«, sagte er. Wann früher? Vor vierzig Jahren?
    »Das wechselt«, sagte Lüttich, »seit Januar sind sie blau.«
    »Kommen Sie wegen der Toten im Wald? Da weiß ich nix.«
    »Sie sind Jan Ellerbeks Vater?«
    Der alte Mann zuckte zusammen. »Kommen Sie rein«, sagte er.
    Er führte Lüttich in die Küche. »Ist was mit dem Jungen?«, fragte er und ließ sich langsam auf einen Stuhl nieder.
    »Ich hätte Ihren Sohn gern gesprochen.«
    »Wenn ich das wüsste, wo der Junge ist. Ich hab lange nichts mehr von ihm gehört. Würde ihn so gern sehen, bevor es ans Sterben geht.«
    Lüttich war vor dem Küchentisch stehen geblieben, doch nun nahm er ungebeten einen Stuhl und setzte sich.
    »Wann haben Sie zuletzt von ihm gehört?«
    »Ist Jahre her. Im Januar hat er mal vor der Tür gestanden. Ich glaube, das war 2004. Jan fährt zur See. Große Pötte. Doch lange nicht mehr für eine Hamburger Reederei. Dass er sich jahrelang nicht meldet, hat es nie gegeben. Wenn er bloß noch lebt. Was wollen Sie von ihm?«
    Lüttich sah in das sorgenvolle Gesicht. Ihm fiel es nicht leicht, von der alten Geschichte anzufangen. Als er es tat, sackte Ellerbek auf seinem Stuhl zusammen. »Schlimm war das«, sagte er leise. »Ich versteh heut noch nicht, was den Jungen damals für ein Teufel geritten hat. Die Leute sind dann mit dem Kleinen weggezogen. Dabei hätten wir eigentlich von hier fortgemusst. Meine Frau ist daran kaputtgegangen.«
    »Ist Ihr Sohn danach noch mal auffällig geworden?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich’s wüsste«, sagte er. »Jan hat Hamburg verlassen, kaum dass er volljährig war. Dass der Lütte das damals überlebt hat, dafür bin ich bis heute dankbar.«
    »Leben Sie hier ganz allein?« Lüttich hörte eine Uhr schlagen.
    »Ja. Solange es geht. Hin und wieder kommt der Theo rüber. Der wohnt mit seinen Eltern im Haus gegenüber.«
    Lüttich stand auf. Auch Ellerbek stemmte sich hoch. Es klingelte, als sie im Flur standen. »Das wird er sein«, sagte Ellerbek, »der Theo.«
    Er öffnete die Tür und Lüttich sah einen schmalen großen Jungen vor sich stehen. Dunkle glatte Haare, die ihm in die Stirn fielen. Ernste Augen. Genau in dem Alter, in dem er befragt werden sollte zu dem toten Mädchen im Wald.
    »Das ist ein Kommissar, Theo«, sagte der Alte.
    »Ich würde Sie gerne sprechen«, sagte Lüttich, »zu dem, was im Wald geschehen ist. Kennen Sie Lukas Oldelev?«
    »Das ist mein bester Freund«, sagte Theo und nahm die Karte, die der Kommissar ihm gab. Was hat Lucky damit zu tun?, dachte Theo, als er Ellerbek ins Haus folgte und in die Küche trat. Doch er konnte sich nichts anderes vorstellen, als dass es

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