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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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blicken lassen. Doch wo sollte er hin, ohne einen Cent in der Tasche?
    Dass Leni ihm Geld geben könnte, kam ihm erst in den Sinn, als er ihre Rolex am Handgelenk sah. Waren zwar keine Diamanten dran, sah trotzdem teuer aus. Erst mal ließ er Leni die Fahrscheine lösen. Da saß er bereits auf der letzten Bank im Bus. Lieber nicht so mittendrin, wenn der Bus bald voller wurde.
    Noch war er leer. Auch nicht gut. Max hatte das Gefühl, dass der Fahrer zu viel in den Rückspiegel guckte. Vielleicht Lenis wegen. Keine gute Idee, mit einer auffälligen Schönheit herumzuziehen.
    »Kannst du das Hemd zuknöpfen?«, fragte er.
    Leni sah ihn erstaunt an. Doch sie knöpfte das Hemd zu.
    »Sonst fallen wir auf«, sagte Max.
    Leni nickte. Sie war eine Gangsterbraut. Das gefiel ihr. Diese Langeweile zu Hause hätte sie nicht eine Minute länger ausgehalten.
    Der Bus hielt an der nächsten Haltestelle und Max sah Tanja einsteigen und zog die Baseballkappe noch tiefer ins Gesicht. Tanja würde ihn erkennen, mit ihr war er bis zur Zehnten in die Schule gegangen. Max atmete hörbar aus, als Tanja in den vorderen Teil des Busses ging und dort irgendwen begrüßte.
    »Kennst du die?«, fragte Leni.
    »Ehemalige Mitschülerin.«
    »Das Blond ist nicht echt«, stellte Leni fest.
    Max hatte Tanja nur blond gekannt. Schon als Erstklässlerin. Wenn vielleicht auch nicht so hellblond, wie sie jetzt war. Doch er sagte nichts. Er war froh, als sich der Bus eine Haltestelle später füllte.
    »Gehen wir auf den Kiez?«, fragte Leni.
    »In die Schanze. Die ist gleich nebenan. Hab einen Kumpel da.«
    »Und der nimmt dich auf?«
    »Hat Lucky dir erzählt, ich sei auf der Flucht oder was?«
    »Du benimmst dich so«, sagte Leni.
    Am Hauptbahnhof verließen sie den Bus und nahmen die U-Bahn, die am Hafen entlangfuhr. An der Sternschanze stiegen sie aus. Das Haus in der Susannenstraße war gerade renoviert worden. Der untere Teil des Gerüstes stand noch. Der Kumpel von Max kam nicht mehr auf dem Klingelschild vor. »Frag doch in der Tapas Bar nach ihm«, sagte Leni.
    »Wozu?«, fragte Max. Die ganze Erschöpfung der vergangenen Tage kehrte zu ihm zurück. »Die kennen ihn nicht. Der isst keine Tapas.«
    »Vielleicht wurde mal ein Paket für ihn abgegeben.«
    Max schüttelte den Kopf.
    »Ich esse gern Tapas«, sagte Leni. »Komm, lass uns reingehen.«
    »Hast du Geld?«
    »Für Tapas genügt es. Ich habe auch noch eine Kreditkarte von meinem Vater. Ich kann den Laden kaufen.«
    »Du hast ihm die Kreditkarte geklaut?«
    Leni drehte sich zu ihm um und tippte an ihre Stirn. »Es steht mein Name drauf. Nur das Geld wird von seinem Konto abgebucht.«
    Der Wirt kannte den Kumpel von Max nicht. Leni bestellte Tapas.
    Max steckte sich mit Mandeln gefüllte Oliven in den Mund, als ihm ein Gedanke kam, der zu wichtig war, um zu Ende zu kauen.
    »Kommst du auch an Bargeld ran mit deiner Kreditkarte?«
    »Klar«, sagte Leni, »kann ich an jedem Bankautomaten abheben.«
    »Ich habe eine große Sache laufen«, sagte Max, »doch die Kohle kriege ich erst in den kommenden Tagen.«
    »Im Augenblick bist du also blank.«
    Max nickte. Ihm war eingefallen, wo er Unterschlupf finden konnte, doch dem Typen musste er Geld zustecken.
    »Wie viel brauchst du?«, fragte Leni.
    »Vierhundert? Du kriegst es in ein paar Tagen zurück.«
    Davon konnte er auch noch ein Zugticket kaufen. Vielleicht sogar einen Flug. Wer wusste schon, wie die Dinge sich entwickelten.
    »Vierhundert fallen auch meinem Vater bei der Abrechnung auf.«
    »Du kriegst es zurück.«
    »Und was soll ich ihm sagen? Dass ich es kurzfristig einem Typen gegeben habe, den jemand grün und blau geschlagen hat und der jetzt auf der Flucht ist?«
    »Zisch ab«, sagte Max. Er stand auf und stopfte sich noch zwei Scheiben vom Schinken in den Mund.
    »Und wer ist hinter dir her?«, fragte Leni.
    »Alle«, sagte Max. Er guckte zum Wirt. Der telefonierte und sprach spanisch. Das würde er sicher nicht mit der Hamburger Polizei tun.
    »Und warum?«
    »Das darfst du nicht wissen. Das wäre zu gefährlich für dich, Kleines.«
    Max lauschte seinem Satz nach. Kannte er den aus dem Kino?
    »Zweihundert«, sagte Leni, »die holen wir gleich aus dem Automaten. Freitag bringe ich dir noch mal zweihundert.«
    »Dann müssen wir in Kontakt bleiben«, sagte Max.
    »Genau«, sagte Leni.
    »Und du läufst nicht zu Lucky und erzählst ihm alles?«
    Leni stand auf und ging zum Tresen, um zu bezahlen. Ein Gefühl von Lässigkeit und

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