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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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der Seite haben, wenn sie Max gegenübertrat. Er gehörte ihr allein.
    Leni ließ ein Taxi kommen. Sie hatte keinen Nerv für Bus und Bahn.
    Sie kam in der Schanze an und hatte noch eine Viertelstunde Zeit.
    Ein Ladenlokal im Keller, das leer zu stehen schien. Die Glasscheibe war von einer grauen Decke verhangen. Leni lehnte sich an das Eisengeländer der kleinen Treppe und behielt die Straße im Auge.
    Sie kriegte kaum mit, dass die Tür zum Ladenlokal aufging und sie hineingezogen wurde. Drinnen war es dunkel.
    »Das ist sie?«, fragte ein Mann, den Leni nicht kann-te.
    Max trat aus dem Dunkel und küsste sie auf die Wange. Er sah verändert aus. Als sei er sein eigener schlecht gelungener Klon.
    »Dann lass ich dich mal allein mit deinem Goldeselchen.« Der Mann öffnete die Tür, um sie von außen abzuschließen.
    »Was soll das?«, fragte Leni.
    »Ich erkläre dir alles«, sagte Max.
    »Wo warst du die ganze Zeit?«
    »In einem Versteck. Vorgestern haben sie mich gefunden.«
    »Wer? Dieser Kerl?«
    »Pscht.« Max guckte sich um. Doch sie waren allein. »Lass uns versuchen, es schön zu haben«, sagte Max. Er legte den Arm um Leni.
    »Bist du verrückt? In diesem Loch?«
    »Ich bin verrückt vor Sehnsucht nach dir«, sagte Max. Er glaubte selbst nicht, was er sagte. Doch er versuchte, Leni auf den Mund zu küssen.
    Leni wehrte ihn ab. »Wer ist der Mann?«, fragte sie erneut.
    »Hinten gibt es einen kleinen Garten«, sagte Max. Er zog an ihrer Hand.
    Der Garten war nichts als ein betoniertes Viereck. Vielleicht acht Quadratmeter groß, Ein Campingtisch. Zwei Stühle. Eine hohe Mauer umgab ihn. Kein Strahl Sonne kam hinein.
    »Das ist kein Abenteuer«, sagte Leni, »das ist Scheiße.«
    »Keine Sorge, es wird schöner«, sagte Max. Er zog eine silberne Schablone aus der Jeanstasche. Lila Tabletten darin. Er drückte eine heraus und schluckte sie trocken. »Was ist das?«, fragte Leni.
    »Kennst du das?«, fragte Max. »Dass es so selten Momente gibt, in denen man sich lebendig fühlt? Und glücklich?«
    Leni dachte an den Hafen im milchigen Sonnenlicht. Den knisternden Hunderter in ihrer Tasche. Die Vorfreude, Max zu treffen. Die ganze Luft hatte nach weiter Welt geschmeckt an diesem Tag.
    »Und diese Veilchenpastillen helfen dabei?«, fragte Leni.
    »Du bist ein kluges Mädchen.« Max lächelte.
    »Ich denke, du solltest nach Hause gehen«, sagte Leni. »Dir wächst hier was gewaltig über den Kopf.«
    »Wir könnten einen geilen Road Movie zusammen erleben«, sagte Max, »du wolltest doch raus aus deinem Schloss.«
    »Du hast ja nicht mal ein Auto.«
    »Dann bleib die Prinzessin in deinem langweiligen Leben.« Max stand auf und kam mit einer offenen Flasche Wein wieder und zwei trüb aussehenden Gläsern, die er auf den Campingtisch stellte.
    »Kannst du die spülen?«, fragte Leni.
    Max nahm die Gläser und verschwand. Sie sahen kaum klarer aus, als er wiederkam und den Wein einschenkte.
    »Du hast nur eine große Klappe«, sagte er, »doch riskieren tust du nichts.« Er legte die Schablone auf den Tisch und hob das Glas.
    Leni schnappte sich die Tabletten. Sie nahm gleich zwei und spülte sie mit einem großen Schluck Wein herunter. Als die Tür aufgeschlossen wurde, schwebte sie ein Stück über dem Boden, kicherte diesen Mann an, der ihr eben noch Angst gemacht hatte, und riss an ihrer Bluse. Der Doktor grinste.
    »Geht doch«, sagte er zu Max und klopfte ihm auf die Schulter.
    Max hörte ihn noch lachen, als er längst gegangen war.

    Theo ging am späten Nachmittag zu Ellerbek hinüber. Das erste Ferienwochenende. Er würde sich in den kommenden sechs Wochen mehr Zeit für den alten Mann nehmen.
    »Geht zu Ende«, sagte Ellerbek, »gut, dass du kommst, Junge.«
    Die Heckenschere lag auf dem Küchentisch. Da hatte sie noch nie gelegen. Sie sah nutzlos aus. Als ob Ellerbek sie nicht mehr brauchte, um den Liguster zu schneiden.
    »Hast deiner Mutter das Herz gebrochen«, sagte Ellerbek.
    Theo dachte, dass er Dr. Bunsen holen musste. Der alte Mann sah aus wie ein einziges Häuflein Elend.
    »Den Kleinen zu vergraben«, sagte Ellerbek.
    Theo führte ihn in das Wohnzimmer und setzte ihn in den Sessel. »Machst du den Ofen an?«, fragte Ellerbek.
    Draußen waren es an die dreißig Grad. Doch der Alte schien zu frieren.
    Theo nahm die Zeitung vom Tisch und zerknüllte sie. Mist, dass er sein Handy nicht dabeihatte, um Ma zu alarmieren.
    »Nimm die kleinen Holzstücke«, sagte Ellerbek, »und dann die

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