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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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hätte kaum was anderes gesagt, wenn er das geglaubt hätte. Doch er ging davon aus, dass Max untergetaucht war.
    »Meine Mutter sagt täglich ›Tu was‹«, klagte Lucky. »Aber was soll ich tun? Ich habe keine Ahnung, wo er stecken könnte.«
    »Das ist nicht fair von deiner Mutter«, sagte Theo.
    Lucky winkte ab. »Max war schon immer ihr Liebling.«
    Er drehte sich zu Theo um, der vor seinem Kleiderschrank stand und in zwei schmale hohe Gläser eine gelbe Flüssigkeit gab. »Warte. Ich hole noch Wasser«, sagte Theo und verschwand nach unten.
    »Was ist das?«, fragte Lucky, als Theo mit einem Glas Wasser zurückkam und ein wenig davon in die schmalen Gläser tropfen ließ. Die gelbe Flüssigkeit trübte sich.
    »Absinth«, sagte Theo, »das Getränk der Dichter und Denker.«
    »Dann solltest du es alleine trinken. Mir genügt ein Astra.«
    »Sei kein Spielverderber«, sagte Theo. Er gab Lucky ein Glas. »Auf ein Leben ohne Leni«, sagte er.
    »Darauf will ich nicht trinken.«
    »Du hast recht«, sagte Theo, »das war blöd.«

    Hortensia Lebanidse war erst jetzt als vermisst gemeldet worden. Doch die Familie, in der sie als Au-pair lebte, hatte sie vor dreizehn Tagen das letzte Mal gesehen. Tensi hatte Urlaub erbeten, um zur Hochzeit einer Freundin ans Schwarze Meer zu fliegen.
    Dort war sie nie angekommen, doch das hatte die Blankeneser Familie mit drei Kindern erst vor wenigen Tagen erfahren und noch eine Weile geglaubt, dass Tensi sie nach zwei Jahren einfach verlassen hatte. Zu viel Arbeit für ein Au-pair in dem großen Haus an der Elbe.
    Der Kommissar rief seinen alten Vorgesetzten Petersen an, ob ihm wohl ein kleiner Besuch in der Schimmelmannstraße zupasskäme.
    Petersens waren gerade dabei, Würstchen auf einen Grill zu legen.
    »Kommen Sie«, sagte Petersen. »Der Kartoffelsalat, den meine Frau vorbereitet hat, reicht für zwanzig Personen.«
    Die Würstchen verbreiteten den typischen Sommerduft, der sich mit dem Geruch von gemähtem Gras vermischte. Der Kartoffelsalat war köstlich. Lüttich hatte zwei Flaschen Weißwein mitgebracht. Er selbst trank alkoholfreies Bier.
    »Ich glaube nicht, dass Hortensia was mit Ihrem Fall zu tun hat«, sagte Petersen, als sie sich in ihren Gartenstühlen streckten. »Diese Mädchen werden ganz schön ausgebeutet. Vielleicht hatte sie die Nase voll.«
    »Doch dann müsste sie ja bei ihrer Familie in Tiflis aufgetaucht sein.«
    »Lüttich, Sie kennen den Vorwurf, dass Sie sich gerne vertüddeln?«
    »Wird darüber auch schon in Veteranenkreisen gesprochen?«
    »Lassen Sie mal diese Hortensia links liegen«, sagte der Alte.

    Theo stand am Fenster und lauschte den Käuzchen. Lucky war gerade gegangen. Gott sei Dank hatte es noch Bier im Kühlschrank gegeben, wenn auch kein Astra. Seine Eltern schliefen längst. Ihr Fenster war wohl auch weit offen. Theo hörte, dass sich sein Vater im Bett wälzte.
    Er wälzt all die ungesagten Sätze, dachte Theo.
    Ma und Pa fingen an, ihm leidzutun.
    Ellerbek fiel ihm ein. Heute hatte er wirklich den Tod im Gesicht gehabt.
    Seit Theo die Geschichte von Ellerbeks Sohn kannte, fühlte er sich verantwortlich für den alten Mann, auch wenn er ihm kaum den Sohn ersetzen konnte. Ob Jan Ellerbek noch lebte?
    Der Abend mit Lucky hatte gutgetan. Ihm. Ihrer Freundschaft.
    Wie war er nur auf diesen taktlosen Trinkspruch gekommen?
    Auf ein Leben ohne Leni. Ein Leben ohne Qual. Die Liebe kannte er doch nur aus Büchern. Doch auch da quälten sich die Helden. Theo seufzte.
    Die Szene im Wald fiel ihm ein. Leni, die Lucky streichelte und Theo dabei nicht aus den Augen ließ und lächelte. Lucky hatte recht. Leni war eine Hexe. Die einen Zauber auf ihn losgelassen hatte.

    »In den letzten zwei Jahren hatte Sarah Unterricht bei einem alten Konzertgitarristen, der sie im April für die Begabtenförderung eines Konservatoriums vorgeschlagen hat. Da ist sie auch angenommen worden. Sollte nach den Sommerferien beginnen.«
    Lüttichs Kollegin Imke saß in Lüttichs Büro und löffelte ihren Joghurt, über den sie gerade Leinsamen gestreut hatte.
    »Ich nehme an, er kommt kaum als Täter infrage«, sagte Lüttich.
    »Das Einzige, was an seinem Körper nicht krumm und kraftlos ist, sind seine Hände. Da hat er Glück gehabt. Er kann noch Gitarre spielen. Doch ich glaube kaum, dass er damit würgt.«
    »Du warst bei ihm?«
    »In seinem Häuschen in Nienstedten. Er ist noch immer völlig geschockt von Sarahs Tod.«
    »Schon wieder der Westen«, sagte der

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