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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Kommissar.
    »Was ist noch im Westen?«
    »Ein vermisstes Au-pair aus Georgien.«
    »Au-pairs sind flüchtige Geschöpfe«, sagte Imke Karle. »Kann ich ein Lied von singen als alleinerziehende Mutter. Im Übrigen lebte Sarah in Harburg. Das ist der Süden.«
    »Aber sie fuhr zur Gitarrenstunde nach Nienstedten. Oder kam der alte Konzertgitarrist zu ihr?«
    »Nein«, sagte Imke, »dafür ist er zu klapprig.«
    »Hat er eine Ahnung, wo ihre Gitarre ist?«
    »Nein. Willst du selbst mit ihm sprechen?«
    Lüttich schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir sollten noch mal Sarahs Bild veröffentlichen lassen und dazuschreiben, dass sie vielleicht eine Gitarre dabeihatte. Wie transportierte sie die? In einem Koffer?«
    »Der Gitarrenkoffer steht in Sarahs Zimmer. Doch eine schwarze Tasche fehlt. Mit Gurten. Damit konnte sie die Gitarre auf dem Rücken tragen. Ihre Mutter sagt, sie sei meist mit der Tasche unterwegs gewesen.«
    »Früher sah man noch junge Leute mit Gitarren auf dem Rücken an den Autobahnauffahrten stehen«, sagte der Kommissar. »Pappschilder mit dem Zielort in der Hand. Heute haben sie alle Billigflugtickets.«
    »Kein Grund zum Traurigsein«, sagte Imke. »Dafür haben wir kaum noch Anhaltermorde.«
    »Man muss das Gute in allem sehen«, sagte Lüttich. »Einverstanden, dass wir es an die Zeitungen geben?«
    »Einverstanden«, sagte Imke Karle.

Kringel
    D irk Kringel kotzte die Currywurst, die er an einem Imbiss auf der Reeperbahn gegessen hatte, auf die eigenen Schuhe. Elend ging es ihm. Der Stoff, der ihm angedreht worden war, tat ihm nicht gut.
    Unten in der Seilerstraße fiel er fast mit der losen Türe ins Haus. Die Treppen schienen eine kaum zu bewältigende Anstrengung zu sein.
    Er schaffte es knapp zu dem Steingutbecken in der Küche und kotzte noch ein wenig Galle. Ließ das lauwarme Wasser über sein Gesicht laufen und zog dann die Schuhe aus, stellte sie ins Becken und ertränkte sie in einer Lauge, die er mit den letzten Tropfen Spülmittel fabrizierte. Die einzigen guten Schuhe, die er besaß.
    Ein unerträglicher Gestank. In der Küche. An seinem Körper. Und er konnte nicht einmal duschen. Der Abfluss in der Badewanne war seit Tagen verstopft.
    Kaum zu glauben, dass er einmal ein Sohn aus gutem Haus gewesen war. Klavier gespielt, die Schule geschafft, Töchter ausgeführt hatte. Obwohl die ihn meist ausgelacht hatten, seiner kleinen spitzen Zähne wegen. »Mäusekönig« war noch das freundlichste Wort gewesen.
    Er hatte sie gehasst, all diese Metzgerstöchter, wenn sie über ihn lachten.
    Doch Hamburg hatte ihm auch nicht gutgetan.
    Scheißdrogen. Er musste weg davon. Noch war Zeit.
    Vielleicht ging er in die Kleinstadt zurück, aus der er kam. Diese verkommene Bude hinter sich lassen. Sauber werden.
    Sollte ihr Besitzer diese Bude wieder übernehmen. Doch der war auch vom Erdboden verschluckt. Wie Max, dieser Kindskopf.
    Dem war wohl nicht mehr zu helfen. Es hieß, dass er einen Job nach dem anderen in den Sand setzte. Das würden sie ihm nicht durchgehen lassen. Dass sie einen derart unfähigen Dealer nicht zum Teufel jagten, konnte nur bedeuten, dass Max zu viel wusste.
    Dirk Kringel ließ sich vorsichtig auf einen der beiden Küchenstühle nieder und versuchte, zu Atem zu kommen. Nach einer Viertelstunde hatte er die Kraft, sich auszuziehen. Er ließ die Klamotten auf den Küchenboden fallen und tappte in das Badezimmer. Ein Glück, dass es keinen großen Spiegel gab in dieser Bude, er hätte den Anblick seines nackten kaputten Körpers kaum ertragen.
    Ein Duschgel mit Kokos stand auf dem Beckenrand. Musste noch von Max sein. Kringel setzte sich vorsichtig in die Wanne und nahm den Brausekopf in die Hand. Und wenn es eine Überschwemmung gab. Er musste sich reinigen.

Gefahrenzonen
    D as Kuvert war so dünn, dass Leni dachte, es sei leer. Doch ein kleiner Zettel lag darin. Krakelige Schrift. Eine Adresse in der Schanze. Ein Tag. Eine Uhrzeit. Kein Gruß. Kein weiteres Wort. Leni hatte kaum Zweifel, dass es eine Nachricht von Max war.
    Sie hätte Lucky alarmieren müssen. So war es abgemacht. Theo. Luckys Mutter. Vielleicht den Kommissar. Leni tat nichts davon.
    Der Tag war heute. Max hatte die Zeit knappstens kalkuliert.
    Die Post hätte sich nicht verspäten dürfen.
    Keine Zeit, Klamotten auszusuchen. Nicht mal Zeit, um das Handy aufzuladen. Leni ließ es auf der Empire Kommode liegen. Neben der Liste für Notfälle, die Paps dort ausgelegt hatte.
    Sie wollte weder Lucky noch Theo an

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