Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
Freundin die Gitarre stillschweigend als Andenken behielt.
    »Es ist ein teures Instrument«, sagte seine Kollegin, »eine spanische Konzertgitarre. Sarah hatte vor, auf ein Konservatorium zu gehen.«
    »Wussten wir das schon?«
    »Nein. Ich denke, Sarahs Mutter war bisher einfach nicht in der Lage, über die Zukunftsträume ihrer toten Tochter zu sprechen.«
    »Finde mal heraus, bei wem sie Gitarrenunterricht gehabt hat.«
    Lüttich legte auf und blickte auf den Bildschirm seines Computers. Eben hatte er die Liste der als vermisst gemeldeten Personen aufgerufen. Sollte er Max Oldelev hinzufügen? Oder war Max nur ein untergetauchter Krimineller?
    Lüttichs Blick blieb an dem Namen Hortensia Lebanidse hängen.
    Eine Vermisstenanzeige, die am Vormittag im Polizeikommissariat 26 im Hamburger Westen aufgegeben wurde. Elbvororte.
    Lebanidse. War das georgisch? Oder ukrainisch? Ein Mann mittleren Alters war eine Stunde später als vermisst gemeldet worden. Auch der Westen. Was kamen denen denn die Leute abhanden mitten im schönsten Juli.
    Lüttich scrollte zurück. Hortensia Lebanidse aus Blankenese. Er nahm das Telefon und rief die Kollegen vom Sechsundzwanziger an, um zu hören, was es mit der achtzehnjährigen Hortensia auf sich hatte.

    Sie waren zu dritt in den Wald gegangen. Ein Spaziergang, den Leni vorgeschlagen hatte. Dieser Sommerabend flirrte und tauchte die Wipfel der Bäume in ein goldenes Licht. In ein paar Tagen fingen die Sommerferien an. Theos Freude darüber war gedämpft.
    Keiner von ihnen hatte Ferienpläne, wenn Leni auch daran dachte, in den Süden Frankreichs zu fahren. Doch das hatte sie erst am Ende der Ferien vor, im August, um dann wenigstens sechs Wochen in Gassin zu bleiben und die nahen Strände von Saint Tropez aufzusuchen.
    Ihr Vater drängte sie, nach den Ferien wieder in die Schule zu gehen. Leni plante, erst in den letzten Tagen des Septembers nach Hause zu kommen. Wenn es zu spät war für den Neubeginn. Ein genialer Coup, der ihrer Mutter sicher gefiele.
    »Da ist der Tümpel, in dem Theos Gummistiefel den ewigen Frieden gefunden hat«, sagte Lucky.
    »Kommt bloß nicht auf die Idee, diesen Frieden zu stören«, sagte Theo.
    Alberne Heiterkeit, die sie vortäuschten.
    »Glaubt ihr, Max ist tot?«, fragte Leni.
    »Sei bloß still.« Luckys Stimme klang dünn.
    »Gibt es hier im Wald nur die Tümpel?« Leni ließ sich ins Moos fallen. Eine kleine Fläche, die weich und einladend aussah. Lucky tat es ihr nach und legte sich neben Leni. Theo setzte sich auf einen Baumstumpf. »Weiter nach Norden sind Moore und Sümpfe«, sagte er.
    »Moorleichen«, sagte Leni. Sie sang es beinah.
    »Lass das«, sagte Lucky.
    Leni nestelte an den Knöpfen des karierten Hemdes, das Lucky trug, und begann, ihn zu streicheln. Sie sah Theo dabei an und lächelte.
    »Und wo hat die Leiche gelegen?«, fragte sie.
    »Wir haben keine Leiche gesehen«, sagte Theo. »Nur das Absperrband und dahinter den weißen Trupp von der Spurensuche.«
    Er wandte seinen Blick ab von Leni und Lucky und sah sich um.
    Wo wohl die Stelle war, an der Ellerbeks Sohn den kleinen Jungen vergraben hatte? Doch diese Geschichte behielt Theo für sich.
    Ein kleiner dünner Schrei ertönte. Sie zuckten alle drei zusammen.
    »Ist das ein Kauz?«, fragte Leni.
    »Eher der Todesschrei einer Maus.« Lucky stand auf und knöpfte sein Hemd zu.
    »Die Käuze höre ich von meinem Fenster aus«, sagte Theo, »aber immer nur in der Dämmerung und nachts.«
    »Hu Huhuhu Huuuh«, heulte Lucky.
    »Ich hab keine Lust mehr«, sagte Leni, »lasst uns zurückgehen.«
    Als sie aus dem Wald kamen, stand Ellerbek neben seiner Hecke, die Schere lag auf dem Boden. Der alte Mann sah erschöpft aus.
    »Ich komme morgen vorbei«, rief Theo ihm zu.
    »Du bist echt einer von diesen Guten«, sagte Leni. »Fahren wir noch ins Lichtgrün?«
    Beide schüttelten sie den Kopf. »Ich komme noch mit zu dir«, sagte Lucky zu Theo und überraschte ihn damit.
    Lenis Augen wurden schmale Schlitze.
    »Männerfreundschaft«, sagte sie.

    »Sie ist eine Hexe«, sagte Lucky. Er lehnte am offenen Giebelfenster.
    Er hatte artig Guten Abend gesagt und dann waren sie ohne weitere Verzögerung in Theos Zimmer gegangen. Theos Eltern hatten vor dem Fernseher gesessen und einen Film über Klapperschlangen gesehen.
    »Sie versucht, uns gegeneinander auszuspielen«, sagte Theo.
    Es dämmerte. Ein erstes Käuzchen war zu hören.
    »Glaubst du, dass Max tot ist?«, fragte Lucky.
    »Nein.« Theo

Weitere Kostenlose Bücher