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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Küchenfenster. Vielleicht fing er doch allmählich an zu phantasieren und das Licht der Taschenlampe heute Nacht hatte es auch nicht gegeben.
    »Was gibt es von Max?«, fragte er, als sie durch Ellerbeks Garten geduckt zur Kellertür gingen. »Dürft ihr zu ihm?«
    »Morgen«, sagte Lucky, »ich fahre mit meiner Mutter hin.«
    An der Kellertür sah alles aus wie immer. Keine Kratzer. Oder kannte auch ein anderer das Geheimnis dieser Tür?
    Theo schob das Schloss hin und her und drückte die Klinke nach oben.
    Die Tür öffnete sich. Der Moder des Kellers kam ihnen entgegen. Durch zwei kleine Fensterluken fiel ein dämmriges Licht.
    » Vergangene Nacht habe ich eine Taschenlampe durch s Haus spazieren sehen«, sagte er. »Vom Erdgeschoss bis unters Dach. Vielleicht war es Jan Ellerbek. Oder aber ein Einbrecher.«
    »Das sagst du erst jetzt? Ich hab nicht mal eine Waffe.«
    Theo nahm zwei Holzscheite vom Stapel im vorderen Keller. Auch ein paar Kohlen lagen noch da. Der Brennstoffvorrat von Ellerbek. Wie sehr hatte der alte Mann ein ehrliches Feuer geliebt.
    »Hier hast du eins«, sagte er und gab Lucky das eine Scheit.
    »Ich habe immer gedacht, dass ich der größere Held von uns beiden bin«, sagte Lucky, »und nun hast du das Kostüm von Superman an.«
    Theo blieb stehen. Er lauschte. Nein, da war nichts. Nur ein Knacken, wie es in einem Haus vorkam, das über fünfzig Jahre alt war.
    Sie stiegen die schmale Kellertreppe hoch und traten in den Flur. Gegenüber vom Windfang. Dort hatte er das Licht der Taschenlampe in der Nacht zum letzten Mal gesehen.
    Ihm fiel jetzt erst auf, dass der schwere dunkelgraue Mantel von Ellerbek noch an der Garderobe hing. Hatte der den ganzen heißen Sommer dort gehangen? Hirschhornknöpfe. Einer baumelte lose.
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte Lucky.
    »Nach was Ungewöhnlichem suchen«, sagte Theo. »Und uns das Zimmer unterm Dach vornehmen. Da steht ein verschlossener Koffer.«
    »Und was glaubst du, was drin ist? Goldtaler?«
    »Vielleicht irgendwas, das uns hilft, Jan Ellerbek zu finden.«
    »Suchen wir den denn?«, fragte Lucky.
    »Das Amtsgericht scheint ziemlich lahmarschig zu sein.«
    »Ich fürchte, die kriminelle Energie in meiner Familie ist von Max verbraucht worden«, sagte Lucky. »Ich bin nicht auf Abenteuer aus.«
    »Lass uns einfach gemeinsam durchs Haus gehen«, sagte Theo, »mehr musst du nicht machen.«
    Er ging voran. Im Wohnzimmer nahm er die gerahmte Zeichnung von der Wand und zeigte Lucky den hellen Fleck, den die kleine Pendeluhr hinterlassen hatte. »Das war der Bestatter«, sagte Lucky, »mein Opa hat nach Omas Beerdigung gesagt, der sei ein Schlitzohr.«
    »Dein Opa hält doch alle für Schlitzohren.«
    Lucky kommentierte das nicht. Er stand etwas ratlos in Ellerbeks Wohnzimmer herum. Theo setzte sich in den Sessel.
    »Wollen wir es uns gemütlich machen?«, fragte Lucky. »Wäre gar nicht schlecht, ein Ausweichquartier zu haben, wenn sie einem alle mal wieder auf den Geist gehen.«
    »Eben hattest du noch Schiss, das Haus überhaupt zu betreten.«
    »Dann heb mal deinen Hintern und lass uns gucken, ob die Luft auch wirklich rein ist«, sagte Lucky. Er nahm das Scheit wieder an sich.
    Theo ließ seines neben dem Sessel liegen.
    Sie stiegen die hellblaue Treppe hoch in den ersten Stock.
    Ellerbeks Schlafzimmer blieb wenig ergiebig. Die eine Hälfte des Bettes war mit weißer Wäsche bezogen. Knitterfalten auf dem Kissen, dort wo Ellerbeks Kopf gelegen hatte. Dass diese Spuren einen Menschen so lange überlebten! Auch der Geruch im Haus erinnerte Theo an Ellerbek. Ein altmodisches Duftwasser. Herb. Würzig. Wie der Geruch von Lagerfeuer im Wald.
    »Hast du mal in den Schrank geguckt?«, fragte Lucky.
    Theo schüttelte den Kopf. Lucky öffnete die ersten zwei Türen des viertürigen Schrankes. Eine nackte Kleiderstange, leere Fächer. Nach dem Tod seiner Frau hatte Ellerbek ihren Teil wohl ebenso ausgeräumt, wie er auch die Bettwäsche abgezogen hatte. Auf dem Boden des Schrankes lagen in einer Klarsichttasche Kissen und Federbett.
    Im Schrank des alten Mannes herrschte Unordnung. Unterwäsche und Hemden waren nachlässig gefaltet. Ein paar Pullover, Krawatten, Socken. Nur die Anzüge hingen akkurat an der Stange. Ein schwarzer, zwei graue. Ein beige kariertes Jackett.
    In einer weißen Porzellanschale lagen Manschettenknöpfe. Auf dem Nachttisch stand die gerahmte Fotografie von Ellerbeks Frau. In der einzigen Schublade waren Medikamente.
    Kein Bild von

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