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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Handy in der Brusttasche seines Hemdes hatte und das Vibrieren spürte. Er hatte es längst auf lautlos gestellt, seit er sich keine Hoffnungen mehr auf Nachrichten von Leni machte.
    Die SMS las er erst, als er am letzten freien Tisch bei Sigi saß. Lucky war noch nicht da. Dafür saßen einige Chormitglieder gleich nebenan. Der Gärtner. Der Kleine mit dem spitzen Gesicht. Ein Hagerer mit grauen Haaren. Leider auch Hardy.
    Die lauten Stimmen der Männer störten ihn bei dem, was er da las.
    »Wir werden es gut haben. Lucky, du und ich. Deine Leni.«
    Seine Leni. Theo wurde es warm. Was war passiert?
    Lucky ließ sich neben ihm auf den Stuhl fallen. »Was glaubst du, was mir Leni gerade geschrieben hat«, sagte er.
    »Leiser.« Theo sah zu dem Tisch mit den Sängern.
    »Wir werden es gut haben. Theo, du und ich. Deine Leni.«
    Theo zog sein Handy aus dem Hemd und zeigte Lucky die Nachricht, die er am liebsten in ein Holzkästchen gelegt hätte.
    »Nun ist sie völlig durchgeknallt«, sagte Lucky. »Was wird wohl erst passieren, wenn sie das mit Max hört.«
    »Sie hat Heimweh«, sagte Theo.
    »Glaubst du? Ist doch so geil da. Geile Zeit.« Lucky guckte zum Nachbartisch. »Ist das Lichtgrün am Sonntag geschlossen?«
    Sigi kam und servierte noch größere Krüge Wein, als sie im Lichtgrün auf den Tisch kamen. Er war blass. Was fehlte ihm eigentlich?
    »Vielleicht haben die Herren eine Sauferei vor und wollen dann lieber zu Fuß nach Hause gehen«, sagte Theo. Er hatte selbst das Gefühl, schon zu viel getrunken zu haben. So einen Rausch gab ihm diese SMS .
    »Für dich auch ein Hefeweizen?«
    Theo nickte. »Wie war es bei Max?«
    »Anders, als ich es mir vorgestellt habe. Kein langer Tisch, an dem die Gefangenen saßen, und ihnen gegenüber die Frauen mit den Kuchen, in die sie ’ne Feile eingebacken haben.«
    »Panzerglas dazwischen?«, fragte Theo.
    Lucky schüttelte den Kopf. »Meine Mutter und ich wurden in einen kleinen Raum gebracht und da haben sie ihn hineingeführt. Tränen. Tränen. Tränen. Auf allen Seiten. Kein dicker Maxe mehr. Ein sanftes Lamm. Max hat wohl echt gelitten in letzter Zeit.«
    »Habt ihr was von deinem Vater gehört?« Theo dachte daran, was Pa über Luckys »Erzeuger« gesagt hatte. Woher kam Pas Selbstgerechtigkeit?
    »Er bemüht sich um einen Besuchstermin.«
    »Kann doch alles noch gut werden«, sagte Theo.
    »Ins Gefängnis muss er auf jeden Fall. Sagt dieser Anwalt.«
    »Guck an«, hörten sie den Gärtner laut in die Runde sagen.
    Was gab es anzugucken? Doch sicher nicht die Weißbiere, die Sigi gerade brachte. Sein Haar glänzte schwarz und betonte die Blässe.
    Drüben hatte sich die Kirchentür geöffnet. Der Chorleiter kam heraus.
    Eine junge Frau mit roten Haaren an seiner Seite. Kein Pumucklrot. Ein sanftes Rot. Keines, das Theo die Augen zukneifen ließ.
    »Dankwart steht neuerdings auf Rothaarige«, sagte der Gärtner. »Ist die Dritte, mit der ich ihn sehe. Die blonde Phase scheint vorbei zu sein.«
    »Was macht er denn jetzt in der Kirche?«, fragte der vierte Mann.
    Der Gärtner lachte dröhnend. »Was macht er jetzt in der Kirche«, wiederholte er. »Wer sagt es ihm?«
    Hardy und der Kleine schwiegen. Ihnen schien das peinlich zu sein.
    »Was macht er denn um diese Zeit in der Kirche?«, fragte Lucky leise.
    »Tanja hängt auch bei ihm herum«, sagte Theo.
    »Talente fördern«, dröhnte der Gärtner nebenan.
    Er verstummte, als er sah, dass der Chorleiter auf das Tre Castagne zukam. Die Rothaarige ging zu einem rostfarbenen Twingo und stieg ein.
    »Kein Wort zu Dankwart«, sagte der Gärtner.
    »Freunde«, sagte der Chorleiter, als er zu ihnen an den Tisch kam, »ich weiß gar nicht, ob wir hier singen dürfen.«

    Leni kauerte auf dem Bett im Gästezimmer. Sie hatte auf eine Antwort gehofft von Lucky und Theo. Draußen am Pool krakeelte ihre Mutter.
    Sie hatte zu viel getrunken. Maman trank.
    Wenn Paps Maman sehen könnte. Julien tat ihr nicht gut.
    Leni nahm ihr iPhone und scrollte bis zu Paps’ Nummer. Doch sie legte das Handy weg. Was wollte sie schreiben? »Ich will nach Hause?«
    Paps ließ sie sicher sofort nach Hause kommen. Ein Triumph über Maman. Doch er würde sie in dieses Villars schicken. Gnadenlos.
    Leni griff nach dem Döschen, das ihr einer der lustigen Jungs vom Strand gegeben hatte. »C’est extraordinaire«, hatte er gesagt.
    Der Lärm draußen wurde lauter. Maman und Julien stritten sich.
    Sonntagabend, und Leni konnte nur noch heulen. Sie

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