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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Rickie?«
    »Er hat oft bei Ellerbeks gespielt. Seine Eltern lebten ja gegenüber. Jan war so etwas wie sein Babysitter. Das Kind hat ihm völlig vertraut.«
    »O Gott«, sagte Theo.
    »Rickie konnte ein Satansbraten sein«, sagte der Arzt. »Er war erst vier, aber ziemlich aufgeweckt für sein Alter.«
    »Sie glauben, einer von den beiden könnte zurückgekommen sein?«
    Bunsen hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Warum sollte einer von ihnen diese Mädchen töten?«, fragte Theo.
    »Dafür habe ich keine Erklärung«, sagte der alte Arzt. »Doch du solltest das alles dem Kommissar erzählen.«
    »Im ganzen Haus gibt es keine Fotos«, sagte Theo. »Nur eines von Ellerbeks Frau, das im Schlafzimmer steht.«
    »Es hat zwei schwere Lederalben gegeben«, sagte Bunsen, »die hat Ellerbek mal mit mir durchgeblättert, als er mich noch ins Haus gelassen hat. Ich erinnere mich, dass in einem der Alben viele Fotos von Jan waren, auch welche, auf denen er zusammen mit Rickie zu sehen war. Zum Schluss wollte Ellerbek von Ärzten ja gar nichts mehr wissen.«
    Der alte Arzt wirkte bedrückt, als Theo ihn verließ.
    Theo zog die Kapuze seiner Regenjacke über, als er auf der Straße stand, und blickte in das Zimmer hinein, das in ein warmes rotes Licht getaucht war, als käme das von einem Kaminfeuer.
    Bunsen saß noch in seinem Sessel.
    Es sah aus, als habe er die Hände vor das Gesicht geschlagen.

    Nils Freygang hatte den ganzen Schwanengesang auswendig gelernt und auch noch Schuberts Winterreise. Er wollte der beste Sänger sein, endlich anerkannt und zugehörig. Einer von ihnen, dachte er.
    Der Chorleiter war ihm noch immer wohlgesonnen, doch es schien ihm, als ob die anderen im Chor Abstand hielten. Der Kommissar hatte einen Verdacht heraufbeschworen. Rattengesicht, dachte er. War ihm dieser Spott nicht nachgelaufen, seit er ein kleiner Junge gewesen war?
    Am Ende war er immer verhöhnt worden. Auch von Tanja. Auch sie hatte ihn verhöhnt, als sie ihre Brüste entblößte.
    Er trauerte um sie, die ihn einmal angelacht hatte. Nils Freygang stellte ihr ein Licht aufs Grab. Ein rotes Ewigkeitslicht.

    Leni lachte, als er ihr die Schablonen zusteckte. Diesmal waren sie rot, diese Tabletten. Was würden sie bewirken? Sie holte den Geldschein hervor und schob ihn rüber und tänzelte aus dem Lokal.
    Dass sie nicht längst auf die Kiezbars gekommen war. Die Jungs hinter der Theke hatten nicht nur Drinks.
    Max, dachte sie, du fehlst mir, wir könnten es nett miteinander haben.
    Dein kleiner Bruder ist ein Weichei gegen dich.
    Sie mied Lucky und Theo, seit die nur noch von Zukunft und Entzug sprachen und versuchten, sich an ihre Fersen zu hängen. Auch der Kommissar ging ihr auf die Nerven, der bei ihnen gewesen war und Paps angestachelt hatte.
    Sie bestimmte selbst, wann sie in Gefahr war.
    Leni warf zwei der roten Tabletten ein und glaubte, fliegen zu können. Ein Glück, dass sie nicht gleich von der Brücke am Bahnhof sprang, um ihre Flügel zu heben und davonzuschweben und aufzuschlagen.

    Den Namen, den Max endlich nannte, wollte keiner von ihnen glauben. Das konnte nicht der Hintermann des Doktors sein, der kleine miese Löcher in der ganzen Stadt angemietet hatte, um dreckige Geschäfte mit Drogen zu machen! Eine lokale Größe. Parteiensponsor. Hohes Tier im Interessensverband der Pharmaindustrie. Hatte der höchstpersönlich neue Absatzmärkte geschaffen? Oder irrte sich Max?
    Lüttich ließ einige Kollegen recherchieren. Ein paar Festplatten beschlagnahmen. Eine Wohnung am Hafen durchsuchen. Schließlich nahmen sie den Herrn in seiner Villa in Wellingsbüttel fest.
    Max hatte sich nicht geirrt. Er saß geläutert im Holstenglacis. Dort hatte er gut und sicher gesessen. Doch nun dachte der Kommissar daran, dem Haftrichter vorzuschlagen, Max bis zu seinem Prozess auf freien Fuß zu setzen. Der Kommissar glaubte nicht, dass von Max noch einmal Gefahr ausginge. Die häusliche Wärme würde ihm guttun in diesem späten, dunklen Herbst.

    Das Bisamrattenfell, das die tote Tanja auf dem Kopf getragen hatte, war von einem dunklen Braun. Winterfell vermutlich, obwohl auch das Sommerfell der Bisamratte weich war und dicht. Das Fell war zu einer Mütze im Kosakenstil verarbeitet worden. Im seidenen Innenfutter fand sich das Schild eines Kürschners, der sein Geschäft Ende der Sechzigerjahre geschlossen hatte.
    »Wer würde denn auch heute noch freiwillig Pelz tragen«, sagte Lüttich.
    »Genügend Leute«, sagte seine

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