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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Tradition«, sagte Theo. Er nahm eine Scheibe Brot, bestrich sie dick mit Butter und legte noch eine Scheibe Schinken drauf.
    »Immer üppig«, sagte Pa.
    »Du solltest auch viel mehr aus dem Vollen schöpfen«, sagte Theo.
    Höchste Zeit, seinem Vater das mit der Philosophie klarzumachen.

    Theo ließ die Schülerversammlung sausen, um noch bei Tageslicht im Haus zu sein. In der Nacht hatte er vom zweiten Zimmer unter Ellerbeks Dach geträumt und war mit Herzklopfen aufgewacht.
    Er schlich sich allein durch den Keller ins Haus. Lucky war in der Werkstatt.
    Die Wände entlang der hellblauen Holztreppe hatten einen ähnlich grünlichen Ölanstrich wie die Wände in seiner Schule. Das fiel Theo erst jetzt auf. Hatte er auch oben zu flüchtig hingesehen?
    Er trat in das Zimmer, das seinem Giebelzimmer gegenüberlag. Es war genauso geschnitten wie seines, nur dass die Tür hier gleich von der Treppe abging. Ein kleiner Absatz davor. Bei ihm drüben gab es eine Diele mit Bildern an der Wand und einer hellen Holztruhe, auf die seine Mutter die gebügelte Wäsche legte.
    Theo ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Es war leer bis auf die schwere Gardine am Fenster. Kein Koffer. Keine Kastanie.
    Er sah Ma am Küchenfenster stehen. Ein Messer in der Hand.
    Das Linoleum unter seinen Schuhen war weich. Hatten sie gestern in dem Zimmerchen auch auf einem weichen Fußboden gestanden?
    Theo betrachtete die Wände. Alte-Leute-Tapeten, hatte Lucky gesagt. Ihn erinnerten die grünen Ranken eher an Urwald und Dinosaurier.
    Zu lange durfte er nicht drauf gucken auf dieses Grün, obwohl es eher dunkel und matt war. Doch die Ranken waren unruhig vor den Augen, die Tapeten schief geklebt. Theo trat an die hintere Wand und fing an zu klopfen. Es klang, als klopfe er auf eine Kulissenwand.
    Der kleine Knopf unter seiner flachen Hand war in dem grünen Geranke kaum zu erkennen. Theo drehte daran und stand in dem versteckten Raum, den sie gestern von außen betreten hatten. Kaum mehr als ein begehbarer Schrank. Jan Ellerbeks Zimmer war größer gewesen als sein eigenes. Der Grundriss ein ganz anderer.
    Theo durchsuchte den Koffer. Ganz unten lagen zwei Dutzend Bücher von Karl May. Das hatte ihn so schwer gemacht. Keine Alben. Hatte der unbekannte Eindringling auch nach Fotos gesucht?
    Und sie mitgenommen?
    Theo verließ Ellerbeks Haus durch den Keller. Als er über die Straße ging, sah er einen silberblauen Streifenwagen näher kommen.

    Lüttich ließ den Wald durchkämmen, kaum dass die Vermisstenmeldung am späten Montagnachmittag eingegangen war. Doch sie brachen die Suche in der Dunkelheit ab, ohne Tanja gefunden zu haben.
    Ihre Mutter hatte in der nächtlichen Abwesenheit ihrer Tochter nichts Ungewöhnliches gesehen. Sorgen machte sie sich erst, als Tanja auch am Nachmittag noch nicht wieder da und ihr Handy abgestellt war.
    »Ein Dreieck des Unglücks«, sagte Ma.
    Theo sah sie an. Was war das wieder für ein düsterer Satz. »Was meinst du damit?«, fragte er.
    »Tanjas Haus. Das von Ellerbeks. Unseres. In alle drei Häusern ist doch das Unglück eingezogen«, sagte seine Mutter. Hatte Theo nicht was ganz Ähnliches zu dem alten Arzt gesagt?
    »Vielleicht taucht Tanja wieder auf. Du weißt doch, wie sie ist.«
    Wie war Tanja? Tussi, hatte er gestern gedacht, als er sie davongehen sah. Sie schmiss sich schnell an Kerle heran.
    Ma stand am Küchenfenster und sah in die dunkle Nacht hinaus. Pa saß oben vor dem Fernseher. »Ist das der Kommissar?«
    Theo stand vom Tisch auf und blickte ihr über die Schulter.
    Er sah Lüttich aus Tanjas Haus herauskommen und auf einen Audi zugehen, der am Straßenrand stand. Dann blieb er stehen und sah zu ihnen hinüber. »Er kommt zu uns«, sagte Ma.
    Theo biss sich auf die Unterlippe. Sollte er Lüttich sagen, was sie in Ellerbeks Haus beobachtet hatten? Dass ein Unbekannter dort drin gewesen war? Bislang waren er und Lucky davon ausgegangen, dass das nichts mit den Morden im Wald zu tun hatte.
    Er war auch jetzt nicht davon überzeugt.
    Als der Kommissar am Küchentisch saß und Pa herunterkam, um sich dazuzusetzen, erzählte Theo nur, dass er Tanja kurz vor achtzehn Uhr gesehen habe. Aufgedonnert, als ginge sie zur Disko.
    Doch sie war zur Kirche abgebogen.
    »Ist da um diese Zeit ein Gottesdienst?«, fragte Lüttich.
    »Nein«, sagte Theo, »doch Tanja hat Gesangsunterricht beim Chorleiter gehabt. Ich habe sie dort mal an einem Mittwochnachmittag getroffen. Vielleicht hat das ausnahmsweise

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