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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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ich uns unterhalten hatten. Vor die helle Sonne schoben sich ziemlich schnell blauschwarze Wolken, das Meer schäumte, und der Dschungel verstummte.
    Der Himmel sah ungefähr so aus, als würde bei klarem Wetter eine Sonnenfinsternis eintreten, die Luft spannte sich wie eine Fessel unter dem Firmament, und nur kleine Windstöße schüttelten die Bäume im Dschungel. Es war, als wollte der schwarzgelbe Himmel mit seinem Gewicht alles, was unter ihm war, ersticken. Dieses drückende, bedrohliche Vorspiel dauerte nur ein paar Minuten, und dann knallte es: Der schwarzgelbe Himmel bekam Risse, der Donner grollte, und sofort war der Wind da, wild wie in einer Hexenküche. Er fuhr in die Wellen und bügelte sie glatt, verrührte die Brandung zu einer weißen Schaummasse und drückte eine zischende Wand gegen den Dschungel. Dort drinnen begann es zu krachen. Bäume knickten um oder wurden mit den Wurzeln aus der Erde gerissen. Das Meerwasser stieg um mehrere Meter, der Strand wurde zu einem siedenden weißen Schaumbad, und wir alle rannten Hals über Kopf in den klatschnassen Dschungel, stolperten dabei über Hindernisse und hörten nicht einmal unsere eigenen Schreie.
    Unser ganzes Lager wurde auseinander gesprengt. Die Kranken, die auf unserer provisorischen Station lagen, konnten wir gerade noch vor dem anstürmenden Meer in Sicherheit bringen. Die Schutzdächer, die wir an der Grenze zwischen Sandstrand und Dschungel errichtetet hatten, wurden weggerissen, der Wind wehte das Zubehör als flatternde Fetzen in die Dunkelheit, in der wohl nicht einmal eine Schlange ruhig ihr Leben weiter führen konnte.
    Die Sonne taucht in den Tropen stets wie ein roter Stein ins Meer, und jetzt bei Sturm kündigte dieses Ereignis nur die Zunahme der Dunkelheit an. Binnen weniger Minuten entstand undurchdringliche Finsternis, die nur vom zuckenden Licht der Blitze durchbrochen wurde.
    Dieses schreckliche Ereignis dauerte etwa zwei Stunden, und dann war alles vorbei. Das Meer schäumte noch, zog sich aber langsam aus dem Dschungel zu rück, die Blitze verschwanden, der Donner verstummte, wir hörten wieder unsere Stimmen.
    In dieser Nacht schliefen wir jedoch nicht, und wir fanden auch nicht am Strand zusammen.
    Am Morgen stieg die Sonne unschuldig aus dem Meer auf, so als wisse sie überhaupt nichts von dem nächtlichen Unwetter. Der rote Ball erhob sich schnell aus den hohen Wellen, und wir konnten sehen, was passiert war.
    Das Lager war zerstört. Die Leute waren müde, redeten leise miteinander. Tief drinnen im Dschungel, etwa fünfzig Meter landeinwärts, glänzte ein großer, nasser Metallgegenstand, es war die Tragfläche des Flugzeugs. Der Sturm hatte sie dort hingeschleudert. Der Motor war abgefallen, und der riesige Flügel aus Leichtmetall lag da blinkend, umarmt von abgebrochenen Bäumen. Der Dschungel und der Sandstrand dampften wie nach einer Schlacht.
    Unser in den Dschungel gespültes Eigentum konnten wir mühelos wieder einsammeln, und am Nachmittag war der größte Teil der Schutzdächer wieder an seinem Platz. Die tropischen Pflanzen richteten sich auf, der Dschungel schloss seine Wand, die Spuren des Sturms blieben in seinem Inneren verborgen. Diese ungewöhnliche Regenerationsfähigkeit setzte mich in Erstaunen, es war, als hätte am Strand eine heimliche Teufelsanbetung stattgefunden, eine unwirkliche Orgie, von der am folgenden Tag keine Spur mehr zu sehen war.
    Unser Gummifloß war in Ordnung, und wir ruderten gleich am Nachmittag hinaus, um zu sehen, ob das Wrack noch da war.
    Es war verschwunden.
    Die im Sturm entstandenen Meeresströmungen hatten es vom Grund gehoben und mitgenommen. Wir sahen es nie wieder. Nur der in den Dschungel geschleuderte riesige Flügel blieb uns als Erinnerung an die englische Trident-Maschine.
    »No step«, stand als Warnung an dem Flügel. Kleine Schlangen krochen über die Metallfläche, und aus dem Spektakel der Affen war zu schließen, dass sie vom Auftauchen dieses großen und seltsamen Gegenstands ziemlich schockiert waren.
    Forstmeister Laakkio erklärte, dass uns der Flügel noch von großem Nutzen bei der Salzbeschaffung sein würde; die großen Deckplatten aus Aluminium würden sich, wegen ihrer Ausmaße, ausgezeichnet als Kochgefäß eignen. Wir müssten nur versuchen, sie vom Gerippe des Flügels abzumontieren.
    Am nächsten Tag lösten wir die größte obere Platte, von der Fläche her etwa neun Quadratmeter. Wir schleiften sie an den Strand und bogen ihre Ränder um,

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