Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
sehen.
    Als wir die mit Stahlleisten verstärkte Kiste öffneten, fanden wir darin hohe Metallflaschen. Die Verschlüsse waren festgerostet, aber es gelang uns, einen von ihnen zu öffnen, indem wir ihn mit der stumpfen Seite des Beils bearbeiteten.
    Die Flasche enthielt eine Flüssigkeit. Wir schnupperten daran. Unsere Befürchtung, dass es Flüssiggas sein könnte, bewahrheitete sich nicht. Der Geruch, der aus der Öffnung wehte, ließ eindeutig auf Spiritus schließen.
    »Das ist medizinischer Spiritus«, konstatierte Birgitta. »Womöglich ist er vergiftet«, sagte Lily, als Lämsä die schwere Flasche an die Lippen setzte. »Bald werden wir es wissen«, sagte er und nahm ein paar kleine Schlucke. Er verzog das Gesicht und reichte mir die Flasche.
    Wir sahen ihn gespannt an. Er saß auf dem Betonwall des Bunkers und schien selbst auf die Wirkung der Flüssigkeit zu warten. Nach einer Weile streckte er die Hand nach der Flasche aus und sagte:
    »Gift ist es jedenfalls nicht.«
    Lämsä trank zwei große Schlucke und verzog wieder heftig das Gesicht. Auch ich setzte die Flasche an die Lippen und kostete. Das Zeug war furchtbar stark. Ich kam zu dem Schluss, dass es tatsächlich Spiritus war. Er brannte im Mund und im Rachen, und als er im Magen angelangt war, begann er angenehm zu wärmen. Ich nahm einen zweiten Schluck, Lämsä bereits seinen dritten.
    Das hochprozentige Getränk stieg uns schnell zu Kopf. Wir holten Wasser und verdünnten es, dann boten wir auch den Frauen davon an, und sie kosteten ebenfalls. Wir kamen richtig in Stimmung.
    Wir setzten uns hinter dem Bunker auf die Lafette der Kanone und tranken weiter. Die Rindenschalen mit den Schnecken stellten wir über dem Eingang des Bunkers ab.
    Lämsä untersuchte die Kanone. Er sagte, dass er seinen Wehrdienst im Küstenartillerieregiment von Vaasa abgeleistet habe und somit dies und das über Kanonen wisse. Wir waren bereits so betrunken, dass wir zwischen Küstenartillerie und einem leichten Feldgeschütz keinen großen Unterschied mehr sahen. Lämsä öffnete den Verschluss der Kanone und zerlegte ihn. Er hatte Schwierigkeiten, ihn wieder zusammenzusetzen, aber nach vielen Versuchen gelang es ihm. Er hämmerte mit der stumpfen Seite des Beils gegen die Kanone, bis der Verschluss halbwegs funktionierte.
    So, als hätte er etwas Wichtiges vergessen, ging er anschließend zum Bunker. Bald kam er mit einem Arm voll Granaten zurück. Ich lachte ihn aus, weil er, betrunken wie er war, mit seiner Last hinfiel, und ich sagte, dass die Granaten unmöglich noch funktionstüchtig sein konnten, denn in den vielen Jahren hatte die Feuchtigkeit garantiert die Zündkapseln zerstört.
    Aber Lämsä kümmerte sich nicht darum. Er schob eine Granate ins Rohr und verriegelte den Verschluss. Er musste das Beil ansetzen, ehe es klappte.
    Als ich sah, was Lämsä da tat, sagte ich zu den Frauen, dass sie vorsichtshalber beiseite treten sollten. Die Kanone könnte explodieren, denn das Rohr war verrostet. Gleichzeitig warnte ich Lämsä davor, weiter an dem Ding herumzuspielen.
    Plötzlich donnerte es.
    Lämsä hatte geschossen. Aufgrund des Rückstoßes schlug das Geschütz um etwa einen Meter nach hinten. Der Geschossknall dröhnte in unseren Ohren, und als wir in die Richtung blickten, in die das Rohr zeigte, sahen wir, dass die Granate im Dickicht mehrere Baumstämme zerrissen hatte und dann gen Himmel weitergeflogen war. Zum Glück hatte der Aufschlagzünder nicht funktioniert.
    »Jetzt lassen wir’s hier mal ein bisschen krachen«, prahlte Lämsä. Er nahm einen tüchtigen Schluck Spiritus und schob dann das zweite Geschoss ins Rohr. Ich ging zu ihm, und gemeinsam richteten wir das Geschütz aus, drehten das Rohr in südliche Richtung, zum Meer, und schossen.
    Fröhliches Gedröhn erfüllte den Dschungel. Die Frauen bekamen Angst, aber als wir ihnen Spiritus gaben, wurden auch sie mutiger. Wir schossen noch zweimal, und alles schien bestens zu funktionieren. Iines Sotisaari wollte ebenfalls schießen, und Lämsä und ich hatten nichts dagegen, wir ermunterten sie sogar. Iines schoss, und dann tranken wir wieder Spiritus. Nun schoss Birgitta, dann Lily und zuletzt Maj-Len. Die Frauen bogen sich vor Lachen, aber zu hören war nichts, denn das Gedröhn der Kanone übertönte alles, jetzt waren Lämsä und ich an der Reihe, dann wieder die Frauen. Nach jedem Schuss tranken wir Spiritus, wir fanden ihn überhaupt nicht mehr stark. Als Lämsä und ich neue Granaten aus

Weitere Kostenlose Bücher