Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
dem Bunker holten, fielen wir hin, und die Frauen lachten sich fast tot.
    Zur Abwechslung schwenkten wir die Kanone herum und zerschossen die Bäume in der Umgebung. Der blaue Rauch, der über dem Gelände hing, war inzwischen so dick, dass wir husten mussten.
    Dann kamen wir auf die Idee, das Schießen militärisch zu organisieren. Iines Sotisaari stellte sich mit Lämsä an die Kanone. Lämsä schob die Granate ins Rohr, Iines verriegelte das Schloss und schoss. Wir anderen schleppten neue Granaten heran und stießen mit den Füßen die leeren Hülsen beiseite. Auf diese Weise konnten wir das Tempo enorm steigern. Das Kanonenrohr glühte, wir schwitzten und lachten dabei, bis wir Tränen in den Augen hatten.
    Als der Rauch so stark war, dass wir uns nicht einmal mehr gegenseitig richtig sehen konnten, machten wir eine Pause und setzten uns auf das Dach des Bunkers. Wir waren müde und hatten kaum mehr die Kraft zum Lachen.
    Aber das war noch nicht alles. Uns fielen die Schnecken ein, die wir gesammelt hatten. Birgitta kam auf die Idee, dass wir sie in Spiritus legen und dann essen könnten. Wir alle waren von dem Gedanken begeistert, und so machten wir uns daran, sie durch den Flaschenhals zu schieben. Es klappte problemlos, die Schnecken plumpsten in den halben Liter unverdünnten Spiritus, den wir übrig gelassen hatten. Mehr als zwanzig Stück passten in die Flasche.
    Wir schraubten den Verschluss zu und schüttelten die Flasche kräftig. Anschließend ließen wir sie mehrere Minuten lang stehen, ehe wir die Schnecken ausschütteten. Alle waren tot.
    Wir aßen sie mit gutem Appetit. Besonders manierlich sah unsere Mahlzeit aber vermutlich nicht aus.
    Schließlich schliefen wir neben unserer Flasche auf dem Bunkerdach ein.
    Spätabends fanden uns die anderen. Bei Beginn der Schießerei war das ganze Lager vom Strand in den Dschungel geflüchtet, wie uns später berichtet wurde. Die Militäranlage befand sich ein paar Kilometer vom Lager entfernt, ziemlich dicht am Ufer, und bei jedem unserer Schüsse hatten die anderen sehen können, wie die Granate ins Meer sauste. Sie hatten gezählt, dass wir insgesamt sechsundsiebzig Stück verschossen hatten. Geendet hatte das Ganze mit einer heftigen Salve von dreiundzwanzig Schuss, die Granaten waren hinter den Korallenriffen aufgetroffen.
    Mehrere Männer hatten sich, bewaffnet mit Jannes Sturmgewehr, auf den Weg gemacht, um die Herkunft des Kanonenfeuers zu erkunden, und als sie uns kurz vor Einbruch der Dunkelheit schließlich gefunden hatten, hatten sie ihren Augen nicht trauen wollen: Vier Frauen und zwei Männer lagen stockbesoffen kreuz und quer auf dem Dach eines Bunkers, einer der Schlafen den hatte sich voll gekotzt, und hier und da lagen dicke tote Schnecken. Drei leere Stahlflaschen standen herum, und unzählige Geschosshülsen waren über die ganze Gegend verstreut.
    Die Männer aus dem Lager hatten versucht, uns wachzurütteln, aber es war ihnen nicht gelungen. Einer war schließlich als Wache mit dem Maschinengewehr am Bunker zurückgeblieben, die anderen waren zurück gekehrt und hatten die restlichen drei Spiritusflaschen mitgenommen.
    Erst am nächsten Morgen wachten wir auf und fühlten uns hundeelend. Wir schleppten uns ins Lager, wo die anderen beschlossen, uns zu bestrafen. Die Mehrheit fand, dass wir mit unserer idiotischen Schießerei die Sicherheit aller gefährdet hatten, und außerdem hatten wir kostbaren Spiritus vergeudet, indem wir ihn ausgetrunken hatten – der Rest wurde wohlweislich einkassiert und für medizinische Zwecke beiseite gestellt.
    Nach den Gesetzen des Lagers lautete das Urteil für Lämsä und mich Prügel, für Lily, Birgitta, Maj-Len und Iines Untertauchen.
    Aber über die Art, wie die Hiebe verabreicht werden sollten, gab es unterschiedliche Auffassungen. Irgendjemand schlug vor, dass wir schlicht und einfach einen Schlag in die Fresse kriegen sollten, aber die Ärzte waren anderer Meinung. Schließlich einigten sich unsere Richter über die Methode.
    Lämsä und ich wurden an einen Baum gebunden, und dann bekam jeder von uns zehn Lianenhiebe auf den Rücken. Die Schande war groß, und schmerzhaft waren die Hiebe außerdem. Die Frauen wurden voll ständig bekleidet ins Meer geworfen, dreimal. Dann war die Sache erledigt. »Ich würde es trotzdem glatt nochmal machen«, sagte Lämsä später am Abend. »Es war einfach gigantisch.«

18
    Der britische Copilot Edward Keast war ein stiller Mann, und obwohl wir schon länger als

Weitere Kostenlose Bücher