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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sodass eine Art Gefäß entstand. Dann holten wir große Steine, die wir unter die Platte legten, anschließend drehten wir sie um und machten darunter Feuer. Nun füllten wir die Rinne mit salzigem Meerwasser und warteten ab.
    Das Flügelstück erfüllte seine Funktion als Aluminiumkessel. Das Wasser siedete, und als wir in die Mitte der Platte eine Vertiefung hämmerten, sammelte sich darin immer salzigeres Wasser.
    Nach drei Tagen besaßen wir bereits mehrere Kilo Salz, aus Meerwasser gekocht.
    Wir dankten dem grausamen Meer für dieses Geschenk. Von nun an brauchten wir uns nicht mehr nach Salz zu sehnen. Unsere Bedingungen waren nahezu vollkommen.

20
    Nach dem Sturm stabilisierte sich das Leben wieder. Keast und ich machten uns daran, seine Idee weiterzuentwickeln.
    Um die großen SOS-Buchstaben bis in Satellitenhöhe hinauf sichtbar zu machen, müssten wir sie anzünden und sie so an den Himmel projizieren. Aber wie sollten wir den Dschungel in Flammen setzen? Das erschien uns schwierig, denn die Luft war heiß und feucht, und feucht war auch die Vegetation. Der Dschungel würde nicht brennen, sodass diese Möglichkeit ausschied.
    Wir fanden auch keinen Vulkan, der auf unseren Wunsch hin ausbrach.
    Schließlich kamen wir auf die Idee, dass wir riesige Schneisen in der Form von SOS-Buchstaben in den Dschungel roden müssten – wir würden einfach die Bäume abhacken und sie in den so entstandenen Schneisen für ein Feuer aufschichten. Wenn dieses Holz dann getrocknet wäre, könnten wir es anzünden, und so würden die feurigen Riesenbuchstaben entstehen, die nach menschlichem Ermessen bis ins Weltall zu sehen sein müssten.
    Aber es würde eine gewaltige Arbeit sein. Die Buchstaben müssten mindestens einen halben Kilometer Länge haben, damit der Erfolg garantiert war. Keast meinte, dass wir die Buchstaben nachts anzünden müssten, dann würden sie gut genug zu sehen sein. Er war sich sicher, dass auch des Nachts ein Satellit über diese Region hinwegflog, vielleicht sogar mehrere.
    Als ich Zweifel äußerte, ob die Satelliten auch während der Dunkelheit die Erdoberfläche fotografierten, beruhigte er mich: »Doch, das tun sie. Die Wettersatelliten fotografieren nicht nur die Wolken, sondern auch die Sonnenauf und -untergänge. Die dunkle Zeit ist sehr kurz, sodass es nicht sinnvoll ist, jedes Mal die Filmspule anzuhalten, wenn der Satellit die dunkle Hälfte der Erdkugel überfliegt. Die Satelliten umrunden die Erde ja mehrere Male innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Eine Lichterscheinung, die in der Nacht auftaucht, erregt ganz besondere Aufmerksamkeit.«
    Es war eine sonderbare Vorstellung, dass wir drei riesige Buchstaben in den Dschungel »schreiben« würden. Aber so war es nun mal: Wenn wir Europa von uns in Kenntnis setzen wollten, waren wir tatsächlich zu dieser Maßnahme gezwungen. Als Tinte würden wir Feuer benutzen, als Papier die Erde. Der Leser wäre ein lautlos durchs Weltall sausender Satellit.
    Eine grandiose Sache.
    Wir beschafften uns ein Stück Schnur. Dann machten wir uns an die detaillierten Berechnungen. Wir malten SOS-Buchstaben von einem halben Meter Länge in den Sand, maßen mit der Schnur und rechneten die gemein same Gesamtlänge aus. Der Buchstabe S wäre, ausgezogen, 850 Meter lang. Der Buchstabe O wäre noch aufwändiger: Bei unseren Messungen zeigte sich, dass für das O eine Schneise von insgesamt 1,3 Kilometern in den Dschungel geschlagen werden müsste. Im Sand entstand die folgende Berechnung:
    S x 2 x 850 plus O bzw. 1300 = 3000, also drei Kilometer!
    Das Ergebnis verblüffte uns. Wir überprüften die Maße, und jedes Mal kamen wir zu demselben Ergebnis. Wir müssten drei Kilometer Buchstabenschneise in den Dschungel schlagen.
    Da der Dschungel dicht und hoch war, müssten die Schneisen eine entsprechende Breite haben, damit die am Boden entzündeten Feuer bis ins Weltall zu sehen wären. Wir veranschlagten fünfzehn Meter als Bedingung für den Erfolg. Als wir die Gesamtfläche ausrechneten, kamen wir auf ein Ergebnis von fünfundvierzigtausend Quadratmetern bzw. viereinhalb Hektar.
    Wir hätten ein Gebiet zu roden, das der Feldfläche eines finnischen Kleinbauernhofes entsprach. Wie sollten wir die Kraft aufbringen, das alles zu bewältigen?
    »Aber wir sind ja immerhin etwa fünfzig gesunde Menschen«, sagte Keast. »Und wir haben zehn professionelle Waldarbeiter unter uns, außerdem auch einen Forst meister. Moment, das würde bedeuten, auf eine Person würden

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