Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
eines Betrunkenen. Wenn der Wipfel auf dem Boden auftraf, drückte er mit seinem Gewicht das Ende des Stammes nach oben, manchmal bis zu zehn Metern hoch. Der Baum ruckte noch kurz am Boden hin und her, so als suche er seine endgültige Stellung. Dabei erinnerte er an einen sterbenden Blauwal, der mit seinen letzten Kräften einen kleinen Kahn im Ozean hin und her wirft. Und dann war es vorbei, der Riese lag lautlos im Dschungel und zeigte die helle Unterseite seiner dunklen Blätter, er wirkte wie ein im Feld getöteter Krieger, dessen Schild umgedreht auf dem leblosen Körper liegt.
    Jetzt stürzte das ganze Lager schreiend herbei, alle betasteten den Stamm, sangen und freuten sich über den Erfolg. Den Holzfällern wurde Kokosschnaps kredenzt, und das Fest nahm seinen Anfang.
    Manchmal uferte die Begeisterung regelrecht aus, dann wurde viel gegessen, am Strand getanzt und Kokos getrunken, sodass die Arbeit erst am folgenden Tag wieder aufgenommen werden konnte.

24
    Die finnischen Waldarbeiter bauten für das Lager eine Sauna. Sie hoben am Rande des Dschungels eine tiefe Grube aus, die sie mit Balken abdeckten. Es war wie eine Art Unterstand, eine Erdsauna. Sie war innen so geräumig, dass fünf Männer auf einmal Platz hatten. Der Ofen war in der Ecke aus Steinen aufgeschichtet, und geheizt wurde nach dem Prinzip der Rauchsauna. Von nun an saunierten die meisten Lagerbewohner einmal, manchmal sogar zweimal in der Woche. Auch die finnischen und schwedischen Frauen und sogar die Engländer fanden Gefallen an der Sache.
    Der Saunaofen war so groß, dass er, wenn man ihn am Abend tüchtig heizte, sogar noch am nächsten Morgen genug Wärme für ein Schwitzbad abgab. Es war üblich, dass die Frauen dann zur Morgenwäsche in die Sauna gingen.
    Eines Morgens waren die Schwedin Birgitta und die britische Stewardess Cathy gemeinsam in der Sauna. Sie lagen auf den Bambusbänken und schwitzten still vor sich hin.
    Plötzlich hörten sie ein merkwürdiges Schnaufen aus dem hinteren Rauchfang, und als sie im Licht eines brennenden Spans nachsahen, welche Ursache das Geräusch hatte, schrien sie entsetzt auf.
    Der Kopf eines großen Wildschweins schob sich her ein. Das Tier ächzte in der engen Öffnung, und der Aufschrei der Frauen erschreckte es zu Tode. Es brach herein, schrie vor Entsetzen, und die Frauen schrien auf ihren Bänken nicht minder entsetzt. Die Türöffnung der Erdsauna war abgedeckt, sodass das Wildschwein diesen Ausweg nicht sah. Es tobte durch den Raum, dass von den Wänden Sand und Erde auf seinen Rücken rieselten. Die nackten Frauen hockten auf ihren Bänken und wagten sich nicht hinunter.
    Obwohl im Inneren der Sauna geschrien wurde, was die Kehlen zweier Frauen und eines Wildschweins hergaben, drang kein Laut nach außen. Die Frauen mussten mit ihrer Not allein fertig werden.
    Die Lagerbewohner machten sich zum Bäumefällen auf, und das Fehlen der beiden Frauen wurde nicht einmal bemerkt.
    Das Wildschwein und die Frauen verbrachten den ganzen Tag in der Erdsauna. Drinnen war es erstickend heiß, aber die Frauen wagten es nicht, ihre Bänke zu verlassen, und vielleicht war das auch gut so, denn große verschreckte Wildschweine können unter Umständen sehr gefährlich sein.
    Die Späne gingen zur Neige, und den Rest des Tages verbrachten die drei in völliger Finsternis. Das Wildschwein wühlte an der Wand herum, und am Nachmittag beruhigte es sich so weit, dass es zwischenzeitlich sogar einschlief. Die Frauen machten während der ganzen Zeit kein Auge zu, denn sie fürchteten, sie würden dem Wildschwein direkt vors Maul fallen, wenn sie auf ihrer Bank einschliefen. Die Bretter bebten von Zeit zu Zeit, und daraus schlossen die Frauen, dass das Schwein zu Füßen der Bänke herumwühlte. Sie hofften mit bebenden Herzen, dass die Bänke standhielten und dass jemand ihre Abwesenheit bemerkte und sie aus der prekären Situation rettete.
    Als die anderen abends von der Arbeit zurückkamen, fiel ihnen die Abwesenheit der beiden Frauen auf.
    Das ganze Lager machte sich auf die Suche, und schließlich entdeckte man die Vermissten in der Sauna.
    Der Indonesier Janne holte sein Sturmgewehr und ging hinein, um das Wildschwein zu erschießen. Die Frauen waren gerettet. Das Schwein wurde geschlachtet, und große Stücke Fleisch wurden über dem Feuer geröstet. Alle aßen mit gutem Appetit, nur Cathy und Birgitta, die den ganzen Tag mit dem Schwein in der Sauna verbracht hatten, rührten das Fleisch nicht an.
    Von

Weitere Kostenlose Bücher