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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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und aus den Stahlteilen der Tragfläche wurden weitere angefertigt, unter anderem langstielige Astsägen. Die schwarze Hebamme ordnete an, dass die finnischen Waldarbeiter die Gruppen anleiten und ihnen zeigen sollten, wie man Bäume fällt. Die Männer waren natürlich Profis, und so gab es bald sichtbare Erfolge.
    Wir schlugen eine Probefläche in den Dschungel, und zwar eine gebogene Schneise von fünfzehn Metern Breite und fünfzig Metern Länge. Es sollte der südliche Bogen des ersten S sein. Wir hatten beschlossen, die Buchstaben in Nord-Süd-Richtung anzulegen, so wie die geographischen Ortsbezeichnungen auf der Landkarte.
    Für die Probeschneise benötigten wir zwei Wochen. Wir hackten die kleinen Dschungelpflanzen ab und schleppten sie an den Rand der freien Fläche. Die großen Bäume zu fällen war mühsamer, denn einige von ihnen hatten ein Holz, das so hart war wie Stein. Die Äxte mussten immer wieder geschliffen werden, und wir vergossen Ströme von Schweiß. Besonders scheußlich war die Arbeit mit den Mangrovenbäumen in der Uferzone, sie waren groß und hatten weit verzweigte Wurzeln, und zu allem Überfluss standen sie in wässrigem, fast morastigem Boden.
    Die größten Dschungelriesen waren so dick, dass es günstiger war, sie nicht unten, sondern erst in ein paar Metern Höhe abzuschlagen, wo der Stamm bedeutend schlanker war. Wir bauten transportable Gestelle, so dass das Fällen dieser Bäume von weitem so wirkte, als stünden die Männer auf Baugerüsten und reparierten die Bäume mit Äxten. Für einen einzigen dieser großen Bäume brauchten wir zwei, manchmal auch drei Tage, und einmal hatten wir es mit einem so riesigen Exemplar zu tun, dass ganze sechs Tage dabei draufgingen.
    Als wir unsere Probeschneise fertig hatten und begutachteten, kamen wir zu dem Schluss, dass das System vernünftig war und wir in diesem Stil weitermachen konnten.
    Bei der Arbeit auf den Gerüsten legten wir hin und wieder Ruhepausen ein, in denen wir uns über alles Mögliche unterhielten. Ich muss an einen Tag denken, an dem Lakkonen sagte, dass er noch nie einen so irren Job gehabt habe. Lämsä sagte darauf:
    »Ich war einmal am Fluss Kuirujoki in Lappland bei einem noch verrückteren oder zumindest doch sehr ungewöhnlichen Einsatz.«
    Der dortige Großbauer, ein alter bärbeißiger Kerl, hatte seit Jahren mit seinem nächsten Nachbarn im Streit gelegen. Die hundert Hektar Land und das große Haus des Bauern lagen am Fluss oberhalb der Stromschnelle und das Häuschen des verhassten Nachbarn am Unterlauf des Flusses. Woher der Hader rührte, wusste niemand, auch Lämsä nicht, der mit einem Flößertrupp ins Dorf gekommen war.
    Der Großbauer hatte alles unternommen, um seinen Nachbarn am Unterlauf zu ärgern, hatte auch versucht, dessen Hof zu kaufen, aber es war ihm nicht gelungen, den Mann loszuwerden. Schließlich hatte er sich einen seiner Meinung nach großartigen Plan ausgedacht. Er hatte beschlossen, Häuschen und Sauna seines Nachbarn durch die Kräfte der Natur zu zerstören.
    Der Bauer engagierte den gesamten Flößertrupp, insgesamt sechzig Männer, und ließ sie eilends am Oberlauf Bäume fällen.
    »Das war vielleicht ein Job, wirklich hart und total irre«, erzählte Lämsä. »Mit unseren Motorsägen nieteten wir besten Wald um, Vorsicht und Auswahl waren nicht gefragt, sondern wir konnten die Bäume absägen, wie es gerade kam, ebenso die Äste. Als Schnittholz wäre das nie akzeptiert worden, aber der Bauer sagte, dass es ihm bloß darauf ankäme, mehrere tausend Stämme vor Ende der Schneeschmelze an die Stromschnelle zu kriegen. Er ließ acht Traktoren kommen, und mit ihrer Hilfe wurden die Stämme zu meterhohen Stapeln am Ufer aufgeschichtet. Dann, als der Bauer fand, dass genug Holz da war, holte er sich von einer Rodungsfirma vier Raupenschlepper, und eines Morgens kam er mit der Stoppuhr in der Hand auf den Holzplatz und gab allen Raupenschlepperfahrern das Zeichen, dass sie die Stämme in die Stromschnelle schieben sollten, so schnell wie möglich und alle gleichzeitig.«
    Die Aktion lief an: Tausende von Stämmen waren im Nu im Fluss, und die Männer schoben von Hand immer noch weitere nach. Der Bauer hatte sich gedacht, dass auf diese Weise, wenn also auf einen Schlag Unmengen von Holz in den Fluss geworfen werden, am Unterlauf garantiert eine Stauung entsteht und das Wasser so stark ansteigt, dass das Nachbarhaus mit weggeschwemmt wird, ebenso natürlich die Sauna und vielleicht

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