Vorstandssitzung im Paradies
letzteres, und zwar deshalb, weil so der Regen nicht so leicht eindringen konnte und weil die Stämme außerdem ziemlich schwer waren. Hätte ich sie waagerecht auf den Grundpfählen befestigen wollen, wäre das ohne genaue Kerbungen und Eckfugen kaum möglich gewesen. Die Lösung erwies sich also als völlig richtig. Ich hatte also einmal wirklich logisch gedacht.
Für das Dach benutzte ich dünnere Stämme, und zwar verlegte ich sie zunächst mit größeren Abständen, obendrauf kamen Palmblätter (diese schichtete ich kreuzweise übereinander, so wie es bei Spankörben gemacht wird, und zum Schluss dann in Wasserablaufrichtung, so wie bei Schindeldächern). Als diese dicken und steifen Blätter verteilt waren, bedeckte ich sie mit einer neuerlichen Schicht Stämme, sodass mir der Wind nicht die ganze Pracht davonwehen konnte. Und dann befestigte ich noch quer darüber dickere Stämme, die in die Eckpfähle ausliefen. Jetzt war ich zufrieden.
In den Wänden hatte ich zwei kleine Fensteröffnungen und Platz für die Tür freigelassen. Aus dem Aluminium des Flugzeugs bog ich mir Angeln zurecht und hängte die Tür ein. Fensterglas besaß ich natürlich nicht, aber ich ersetzte den Mangel, indem ich mir für beide Fenster aus dem Stoff der Rettungswesten ziemlich dichte Vorhänge nähte, die ich zur Nacht schließen und morgens wieder öffnen konnte, wenn ich das Meer oder den Dschungel betrachten wollte.
Danach baute ich den Balkon, und als ich die Hütte schließlich eingerichtet hatte, konnte ich ein kleines Fest feiern.
Gleichzeitig wurden noch drei weitere Hütten fertig, die schwedischen Frauen hatten sich eine gebaut, ebenso Lämsä und Taylor. Nur Lämsä hatte seine Hütte nach demselben Prinzip errichtet wie ich, und bald stellte sich denn auch heraus, dass die beiden anderen gründlich repariert werden mussten, ehe sie sich für die Benutzung eigneten.
Ohne viel zu fragen, zog Maj-Len zu mir, sie brachte eine selbst geknüpfte Hängematte mit und richtete sich häuslich ein. Sie benahm sich ganz so, als wäre sie jetzt eine verheiratete Frau. Ihr schien, als würde sie von den anderen Frauen ein wenig mehr respektiert, und ihre Art, die Einrichtung meiner Hütte mit kleinen Details zu vervollständigen, tat ein Übriges. Ich fand das ganz in Ordnung.
Als die anderen im Lager merkten, welche Vorteile meine Hütte im Vergleich zu den provisorischen Unterkünften bot, folgten einige dem Beispiel. Aber ein beträchtlicher Teil der Leute fand, dass sich die Mühe nicht lohnte, da wir ja sowieso bald die Insel verlassen würden.
Und das schien sich tatsächlich zu bewahrheiten: Knapp fünf Monate, nachdem wir auf der Insel gestrandet waren, war das erste große S in den Dschungel gehauen, und ein kleiner Teil des O war ebenfalls fertig.
Aber wir, die wir bequeme Wohnungen hatten, bereuten trotzdem nicht unsere abendlichen Anstrengungen. Außerdem hatten wir jetzt wieder Zeit, in der Dschungelbar zu sitzen und aufs Meer zu schauen, und nachts schliefen wir gut, denn wir litten bei weitem nicht mehr so unter der Feuchtigkeit des Bodens wie vorher.
Ich befürchtete, das Maj-Len eines Tages genauso reden würde wie Taylor unlängst. Ganz offensichtlich gefiel es ihr nämlich auf der einsamen Insel.
27
Taylor hatte aus Balken ein großes Floß gebaut, das vier, fünf Personen trug, und wenn man es zu den Riffen stakte und paddelte, konnte man von Deck aus wunderbar angeln.
Eines Tages – es nieselte ein wenig – machte sich Taylor mit dem Floß zum Angeln auf. Er nahm zwei Helfer mit, diesmal den Indonesier Janne und Frau Sigurd. Janne hatte selbst den Wunsch geäußert, und so fuhr auch seine Freundin mit hinaus.
Es wehte ein sanfter ablandiger Wind, der das Floß mit den drei Anglern und ihren Geräten zu den Riffen trieb. Wir sahen vom Ufer aus, wie sie ankerten und zu angeln begannen.
Sie blieben mehrere Stunden draußen, hatten bestimmt schon reichlich Fang gemacht und waren soeben im Begriff zurückzukehren, als sich plötzlich ein tropischer Sturm erhob. Der Himmel verdunkelte sich, Donner grollte, und Regen strömte rauschend zu Boden. Die Sicht verschlechterte sich, und wir konnten das Floß bei den Riffen nicht mehr erkennen.
Der Sturmwind blies weiterhin vom Land her, und wir befürchteten, dass die Angler auf ihrem Floß in Schwierigkeiten geraten könnten. Wir beschlossen trotzdem, auf das Abflauen des Sturmes zu warten.
Es wurde Abend, und von Taylors Floß keine Spur. Nun versuchten
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