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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sogar der Kuhstall, der allerdings fünfzig Meter vom Ufer entfernt stand. Der Kommissar fand zwei Jahre später entsprechende Zeichnungen unter der Matratze des Bauern.
    Aber es waren zu viele Stämme: Die Stauung entstand fast unmittelbar am Holzplatz, und als der Bauer das sah, rannte er zu den Raupenschlepperfahrern, um ihnen zu sagen, dass sie aufhören sollten. Aber er konnte nur noch einen von ihnen stoppen, dann stand das Wasser schon so hoch, dass er zu den anderen mit einem Boot hätte rudern müssen.
    Das Wasser stieg schnell, das ganze Becken füllte sich, und dann gab der Damm so weit nach, dass das Wasser auch oberhalb der Stromschnelle stieg. Es stieg den ganzen Tag, und spätabends stand es schon bis an die Fensterbretter des Großbauernhauses. Unterhalb des Staus hatte das Wasser natürlich seine normale Höhe, wenn überhaupt. Trotzdem trieb der dortige Siedler seine Kühe aus dem Stall auf die schneebedeckte Weide und kam dann an den Oberlauf, um sich die Situation dort anzusehen.
    Das Wasser stieg auch in der Nacht, sodass sich die Sauna des Großbauern schließlich vom Boden löste und in den Stau schwamm.
    Am nächsten Morgen kamen die Männer von der Forstverwaltung und sprengten den Stau. Das Wasser sank langsam, und durch Nachschieben von Hand konnte der Stau gänzlich aufgelöst werden. Als die Stromschnelle frei war, riss sie die Sauna mit sich, auf der Höhe des Kleinbauernhauses brach ihr Schornstein.
    »Das Haus des verhassten Nachbarn wurde nicht weggeschwemmt, auch nicht die Sauna. Als der Bauer das alles sah, wurde er so fuchsteufelswild, dass er damit drohte, die Raupenschlepperfahrer zu erschießen, aber die waren schon dabei, ihre Maschinen vom Fluss wegzufahren. Der Bauer war so wütend über das Scheitern seines Plans, dass er, nachdem das Wasser halbwegs abgeflossen war, in seinen Kuhstall ging und dort mit der Axt ein Schwein tötete. Wir sahen bloß, wie er, immer noch bis zum Gürtel im Wasser, mit der Axt hineinrannte. Dass er ein Schwein totgeschlagen hatte, merkten wir daran, dass aus der Dungluke des Stalls blutiges Wasser floss, außerdem war von drinnen schrecklicher Lärm zu hören, das Kreischen des Schweins und die Flüche des Bauern.
    Trotzdem hat er uns am nächsten Tag alle entlohnt, und er hat sogar gelacht, nachdem er sich ein bisschen beruhigt hatte«, erzählte Lämsä. »Die Stämme hat er zu Brennholz zerhacken lassen, als Sägeholz waren sie ungeeignet. Im Stall waren ihm übrigens drei Mutterschafe ertrunken, oder vielleicht hat er sie in seiner Wut selber ertränkt.«
    Aber auch unsere Rodungsaktion war sehr ungewöhnlich, vor allem hinsichtlich der Produktivität. Das war für uns jedoch durchaus kein Anlass zum Witzereißen, sondern wir sahen in erster Linie den beabsichtigten Zweck.
    Jedes Mal, wenn ein großer Baum so weit durchgehackt war, dass er bald fallen würde, wurde das ganze Lager zusammengerufen, damit alle das Schauspiel verfolgen konnten.
    Es war wirklich sehenswert.
    Das Gerüst wurde vom Stamm abgerückt, und nur ein Mann blieb oben, um die Arbeit zu vollenden und dem Riesen die letzten Axtschläge zu verpassen. In den Wipfeln dieser zig Meter hohen Bäume saßen zahlreiche Vögel und oft auch Affen, und diese Bewohner verließen ihren angestammten Platz erst im letzten Moment, wenn der Baum schon zu schwanken begann. Dann gerieten die Tiere in Aufruhr, die kleinen Affen flitzten hin und her, versuchten sich über die Äste in Sicherheit zu bringen, und oft purzelten sie von ihrem stürzenden Haus herunter, wobei sie vor Entsetzen schrien. Die verängstigten Vögel flatterten im Baum herum wie die wilden Hexen in den Osternächten in finnischen Kuhställen.
    Bei den letzten Axtschlägen begann der Stamm hörbar zu knacken, noch ein paar weitere, und dann sprang der Mann schnell vom Gerüst, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Und nun konnte man sehen, wie ein Mächtiger des Dschungels starb: Der große Stamm knarrte und begann sich dann ganz langsam zu neigen. Der gewaltige Wipfel entglitt den Blicken der Zuschauer, es war, als würde eine dicke grüne Wolke den Himmel verlassen. Bald sank der Wipfel schneller, der Stamm brach krachend, und der ganze Riese fiel, zum Schluss immer schneller, der Wipfel rauschte wie im Wind, die Vögel schrien verängstigt, und die Holzfäller brüllten triumphierend. Der Baum donnerte zu Boden und zermalmte alles unter sich: mannstarke, kleine Bäume knickten unter ihm ein wie Trinkröhrchen in den Fingern

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