Vorstandssitzung im Paradies
beschloss, Maj-Len den Gefallen zu tun, und machte mich auf den Weg in den Dschungel, um uns einen Affen zu fangen. Ich nahm einen kleinen Sack mit, den ich aus dem Stoff der Rettungswesten genäht hatte, und hoffte, dass es mir vielleicht mit einem Trick gelingen würde, einen Affen hineinzulocken.
Ich marschierte tief in den Dschungel hinein und spähte ins Geäst der Bäume, aber gerade an diesem Tag schienen besonders wenig Affen unterwegs zu sein.
So geht es mir immer: Wenn ich an einen See komme und nicht die Absicht habe zu angeln, sehe ich jede Menge Fische: Große Hechte springen direkt vor meiner Nase aus dem Wasser, und es scheint, als gäbe es dort überhaupt mehr Fische als Wasser. Wenn ich dann mit meinem Angelzeug hingehe, ist alles still, keine einziger Fisch springt, es sind nicht einmal welche zu sehen, der See scheint so fischlos zu sein wie das Kühlwasser eines Fernheizungswerkes.
Schließlich traf ich auf eine Herde Affen, es waren Marakats und auch etwas größere Arten. Sie tummelten sich in den Bäumen über mir, und als ich stehen blieb und sie beobachtete, kreischten sie unverschämt, einige bewarfen mich sogar mit Blättern und Aststücken. Affen können unter natürlichen Bedingungen wirklich boshaft sein.
Ich begann, den großen und verzweigten Baum zu er klimmen. Ich stieg mit dem Sack zwischen den Zähnen immer höher hinauf, bis ich durch das Laubwerk kaum mehr den Boden sehen konnte.
Die Affen gerieten in Aufruhr, schwangen sich auf andere Bäume und machten unerhörten Lärm. Ich beachtete sie jedoch nicht, sondern kletterte unverdrossen weiter. Oben im Wipfel, an einer Stelle, wo sich mehrere dicke Äste gabelten, hielt ich inne. Ich schätzte, dass ich mich mindestens zwanzig Meter über der Erde befand – also etwa auf der Dachebene eines fünfstöckigen Hauses. Ich setzte mich in aller Ruhe auf die starken Äste und lehnte mich an den Stamm, der leise schwankte.
Die Affen beschimpften mich mehrere Minuten lang. Dann wurden sie neugierig, sie kamen näher, und die mutigsten sprangen auf die obersten Äste desselben Baumes, auf dem ich, mit dem geöffneten Sack in der Hand, hockte. In Gedanken sagte ich zu ihnen: Ich habe es nicht eilig, kommt ruhig näher und schließt mit mir Bekanntschaft, besonders ihr kleinen Tierchen.
Ich hatte vorsorglich einige Leckereien mitgebracht, die unten im Sack lagen: Es waren Kugeln, die ich aus getrockneten Kokosfrüchten gepresst hatte, solche Dinger fraß der Affe von Reeves und seinen Kumpanen furchtbar gern. Ich wollte mich den Tieren in der Art eines guten Onkels nähern.
Die Affen lamentierten über meine Anwesenheit, hatten aber, wie es schien, keine Angst mehr vor mir. Ich hielt das für ein gutes Zeichen. Allmählich wurden sie immer mutiger, und ich zählte, dass schon etwa zwanzig von ihnen auf meinem Baum saßen, darunter auch jede Menge kleine Affenkinder. Die Älteren waren vorsichtiger und verhielten sich auch ziemlich feindselig mir gegenüber, sie versuchten sogar, mich vom Baum herunterzuschütteln, indem sie auf die Äste sprangen, auf deren Gabelung ich saß. Dann schaukelten sie ihren Körper, bis der ganze Wipfel schwankte. Ich fiel aber nicht, obwohl sie das gern gesehen hätten, wie an ihrem Verhalten deutlich zu erkennen war.
Ich versuchte es jetzt mit verbaler Annäherung, ich sprach beruhigend auf sie ein, und dann warf ich ihnen die erste Süßigkeit zu.
Sie erschraken allesamt entsetzlich und flüchteten von dem Baum, anschließend sahen sie mich aus sicherer Entfernung erschüttert an. Die Kugel schwebte auf die Erde hinunter. Ich warf eine zweite, und auch sie fiel nach unten. Die Affen verfolgten den hellbraunen Ball mit den Blicken. Ich warf noch ein paar weitere Kugeln, und jetzt sah ich, dass bei den kleinen Affen die Neugier die Oberhand gewann, sodass sich ein paar von ihnen rasch hinunterschwangen. Ich konnte durch das dichte Laubwerk erkennen, wie sie sich vorsichtig, ständig auf Gefahren gefasst, den Kugeln näherten, wobei sie hin und wieder einander ansahen oder zu den großen Affen schielten, die ihnen elterliche Warnungen zuriefen. Aber ihr Interesse war unermesslich groß, und einer der Kleinen griff sich schließlich eine Kugel. Er drehte und wendete sie, roch daran und steckte sie dann ohne Zögern in die Schnauze. Die kleinen Zähne zermahlten die Süßigkeit, und ich hatte den Eindruck, als wäre das Tierchen von dem Geschmackserlebnis ungeheuer überrascht. Es wollte sofort mehr und
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