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Vorstoß ins Niemandsland

Vorstoß ins Niemandsland

Titel: Vorstoß ins Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zuckte die Schultern. »Bitte – wenn Ihnen Sinclair-Davis V nicht gut genug klingt, können Sie gerne einen Trivialnamen für diesen Eisplaneten auswählen, der später in die offiziellen Sternenkataloge eingetragen wird.«
    »Wie wäre es mit Snowball?«, fragte Bruder Patrick lächelnd.
    »Da dieser Name jetzt ohnehin nicht mehr aus unseren Köpfen zu verbannen sein wird – warum nicht?«
     
     
    Sun-Tarin lauschte dem leisen Brummen. Er hatte sich an diesen Wohlklang inzwischen gewöhnt. Das Brummen wurde durch eins der kleineren Energie-Aggregate erzeugt, das Teil des Energieversorgungssystems war.
    Es war dem Kridan gelungen, die Energieversorgung zumindest so weit wiederherzustellen, dass innerhalb der Pilotenkabine des Xabong-Raumers eine Temperatur deutlich über dem Gefrierpunkt herrschte. Sein Überleben war also gesichert, auch wenn der Sturm noch länger anhielt. Außerdem hatte Sun-Tarin Nahrungsmittelkonzentrate gefunden, die bei der Xabong-Besatzung offenbar als Notrationen vorgesehen waren. Die regulären Nahrungsmittelvorräte waren von den Vielbeinern geplündert worden. Zumindest nahm Sun-Tarin das an, denn er war auf Staukammern gestoßen, deren Außenwände die typischen Löcher aufwiesen, bei denen man davon ausgehen konnte, dass sich hier ein Vielbeiner mit seinen Beißwerkzeugen und den ätzenden Substanzen in seinem Maul durchgefressen hatte.
    Nicht alle Nahrungsmittelkonzentrate waren für einen Kridan gefahrlos genießbar. Dennoch konnte er bei guter Einteilung längere Zeit in dem Wrack ausharren.
    Seinen Berechnungen nach reichten die Energievorräte bei sparsamem Verbrauch zwei Wochen, die Nahrungsmittelkonzentrate sogar noch länger. Wasser hatte er genug. Schließlich gab es Unmengen an Schnee, der auf das Wrack niederfiel und nur geschmolzen werden musste.
    Regelmäßig erstattete Sun-Tarin seinem Nom-Tanjaj einen kurzen Status-Bericht. Immerhin erfuhr er auf diese Weise, dass die Besatzung der KLEINEN KRALLE bislang nicht von den Vielbeinern heimgesucht worden war.
    Allein der Herr weiß, warum! Mal tauchten diese teuflischen Vielfraße in großer Zahl aus dem Eis auf, und mal sah man lange Zeit nichts von ihnen, obwohl eigentlich die Gelegenheit zu einem Angriff ausgesprochen günstig war. Es war nicht nachzuvollziehen. Je länger Sun-Tarin darüber nachdachte, desto weniger Logik konnte er im Verhalten dieser gefräßigen Biester entdecken.
    Die Zeit schien in dem kleinen Unterschlupf stehen zu bleiben. Draußen toste der Sturm, und es schien fast so, als würde er einfach nicht abflauen wollen. Die Wetterdaten, die ihm sein Ortungsgerät lieferte, ließen Sun-Tarin hin und wieder hoffen. Die Windgeschwindigkeit und der Niederschlag gingen zeitweilig zurück, nur um dann einer besonders heftigen Phase dieses Unwetters als Ouvertüre zu dienen.
    In der Flotte der Tanjaj hatte man über diesen Eisplaneten so gut wie nichts gewusst – und schon gar nicht über sein Klima, das einige gefährliche Besonderheiten aufwies.
    Mehrere Kridania-Tage vergingen, und Sun-Tarin sah schließlich ein, dass er sich die Hoffnung auf schnelle Rückkehr zur KLEINEN KRALLE abschminken konnte.
    Der Tiefdruckwirbel, der den gegenwärtigen Sturm verursachte, schien sehr stabil ausgerechnet in der Region zu wüten, die sich die Besatzung der KLEINEN KRALLE für ihre Landung ausgesucht hatte.
    Sun-Tarin vertrieb sich die Zeit damit, weitere Systeme der Xabong-Technik zu reaktivieren, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Die Grundausbildung in Raumfahrttechnik stieß dabei schnell an Grenzen.
    Während den wenigen und kurzen Gesprächen, die er mit Bras-Kon auf der KLEINEN KRALLE führte, drängte der Nom-Tanjaj seinen Untergebenen immer wieder dazu, etwas über den Zweck der offenbar geheimen Xabong-Mission herauszufinden.
    Dazu wäre es allerdings nötig, den Hauptrechner zu reinitialisieren, was Sun-Tarin bislang erfolglos versucht hatte. Und eigentlich wollte er auch seine stabile Energieversorgung durch Experimente gleich welcher Art nicht gefährden.
    Andererseits war es natürlich auch in dieser Situation seine Pflicht gegenüber dem Raisa und dem Imperium, dass er in erster Linie der heiligen Sache diente, der er sich wie alle Tanjaj verschrieben hatte. Eine Aufgabe, hinter der die Existenz des Einzelnen unweigerlich zurücktreten musste.
    Innerhalb der ersten Kridania-Woche, die er in seinem Unterschlupf verbrachte, versuchte er noch zwei Mal eine Reinitialisierung des Hauptrechners,

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