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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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geistesabwesend, und seine Augen ließen meine Kehle nicht eine Sekunde aus dem Blick. „Du riechst so anders, Sookie“, murmelte er fasziniert und trat einen Schritt näher.
    „Nicht vergessen, Eric: Wir hatten eine Abmachung!“ Mein Lächeln war breit und verkrampft, meine Stimme überschlug sich fast vor Jovialität. „Bill und ich gehen jetzt heim, nicht wahr?“ Ich riskierte einen Blick hinter mich, auf Bill, woraufhin mir mein Herz in die Hose rutschte. Bills Augen standen ganz weit und starr offen: Seine Lippen hatten sich zu einem lautlosen Knurren verzogen, und er hatte die ausgefahrenen Fangzähne in ganzer Länge entblößt. Mit enorm geweiteten Pupillen starrte er Eric unverwandt an.
    „Geh aus dem Weg, Pam“, sagte ich ruhig, aber bestimmt. Pam, durch meine Bitte von der eigenen Blutgier abgelenkt, nahm zum ersten Mal wahr, wie sich die Situation im Büro entwickelt hatte. Sie stieß die Bürotür auf, schob Belinda hindurch und trat neben die Tür, um auch Bill und mich gehenzulassen. „Ruf Ginger“, schlug ich vor, und das, was ich damit meinte, drang selbst durch den Nebel an Begierde, der Pam fest im Griff hatte. „Ginger“, rief sie heiser, und das blonde Mädchen stolperte aus einer Tür weiter unten im Flur. „Eric braucht dich.“ Gingers Miene leuchtete auf, als hätte sie ein Rendezvous mit David Duchovny. Fast so schnell, wie ein Vampir gewesen wäre, stand sie im Büro und rieb sich an Eric. Wie aus einer Verzauberung erwacht sah der große Vampir auf Ginger hinab, als die Frau ihm mit beiden Händen über die Brust fuhr. Er beugte sich vor, um sie zu küssen, und warf mir über den Kopf der Kellnerin hinweg einen raschen Blick zu. „Wir sehen uns wieder“, sagte er, und dann zog ich Bill so rasch durch die Tür, daß unser ganzer Aufbruch nicht länger dauerte als ein Blinzeln. Bill wollte nicht gehen; es war, als würde ich einen widerstrebenden Hund an der Leine hinter mir herziehen. Sobald wir im Flur standen, schien er sich jedoch der Notwendigkeit, schnellstmöglich zu verschwinden, durchaus bewußt, und Seite an Seite eilten wir aus dem Fangtasia und hinüber zu Bills Auto.
    Ich warf einen kurzen Blick an mir herunter: Ich war blutverschmiert und zerknittert und roch seltsam. Igitt. Ich sah Bill an, um meinen Widerwillen mit ihm zu teilen, aber mein Freund starrte mich in einer Art und Weise an, die völlig unmißverständlich war.
    „Nein!“ sagte ich. „Du läßt jetzt dieses Auto an und haust hier ab, ehe noch was passiert, Bill! Ich sage dir frei heraus: Ich bin nicht in Stimmung.“
    Er beugte sich über den Sitz zu mir herüber und schloß mich in die Arme, ehe ich noch protestieren konnte. Dann lag sein Mund auf meinem, und gleich darauf leckte er mir das Blut aus dem Gesicht.
    Ich hatte in diesem Moment furchtbar Angst, aber gleichzeitig war ich auch wütend. Ich packte Bill bei den Ohren und zog seinen Kopf unter Aufbietung all meiner Kräfte von mir weg. All meine Kräfte: das waren mehr, als ich gedacht hatte.
    Bills Augen glichen immer noch Höhlen, in deren Tiefen Geister hausten.
    „Bill!“ kreischte ich. Ich schüttelte ihn kräftig. „Komm zu dir!“
    Langsam trat seine eigene Persönlichkeit wieder in Bills Augen. Er küßte mich sanft auf die Lippen.
    „Gut, können wir dann nach Hause fahren?“ fragte ich und schämte mich dafür, daß meine Stimme so zittrig klang.
    „Sicher“, erwiderte er und klang selbst nicht besonders gefaßt.
    „War das da eben wie Haie, die Blut wittern?“ fragte ich, nachdem ein Schweigen von beinahe fünfzehn Minuten Länge uns fast aus Shreveport hinausgebracht hatte.
    „Ein treffender Vergleich.“
    Zu entschuldigen brauchte sich Bill nicht - er hatte getan, was die Natur ihm zu tun befahl, falls man davon ausgehen konnte, daß Vampire viel mit Natur zu tun haben. Mein Freund machte sich auch gar nicht die Mühe, sich zu entschuldigen. Ich jedoch hätte mich irgendwie über eine Entschuldigung gefreut.
    „Wie es aussieht, stecke ich wohl ziemlich in der Patsche?“ fragte ich schließlich. Es war zwei Uhr morgens, und ich stellte fest, daß die Frage mich bei weitem nicht so störte oder mitnahm, wie es doch eigentlich der Fall hätte sein müssen.
    „Eric wird dich beim Wort nehmen“, sagte Bill. „Ob er dich in Ruhe lassen wird, weiß ich nicht. Ich wünschte ...“ Aber er sprach nicht weiter. Ich hörte Bill zum ersten Mal sagen, er wünsche irgend etwas.
    „60.000 Dollar sind doch für einen Vampir

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