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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Parkplatz mit Bäumen umstanden war. Bei den Bäumen am Rande des Parkplatzes hörte der Asphalt auf, und es lag wieder Kies auf dem Boden. Sam beleuchtete den Kundenparkplatz gut, und im surrealistischen Glanz der hohen Laternen wirkte alles sehr verfremdet.
    Ich erkannte den roten, zerbeulten Sportwagen des Rattenpärchens und wußte so, daß die beiden noch in der Nähe waren.
    Dann entdeckte ich endlich auch Jasons Pick-up. Er war pechschwarz, an den Seiten verziert mit riesigen aquamarinblauen und rosa Flammen. Jason fiel nun einmal gern immer und überall auf. Hastig zog ich mich an der hinteren Wagenklappe hoch und taste auf der Ladefläche nach Jasons Motorradkette, einer langen, dicken Kette, die er für den Fall, daß er in eine Schlägerei geraten sollte, immer bei sich führte. Ich wickelte mir einen Teil der Kette um die Hand und trug den Rest so nah am Körper, daß er beim Gehen nicht klirrte und mich womöglich verriet.
    Dann dachte ich kurz nach. Der einzige Ort, der halbwegs Zurückgezogenheit bot und an den die Rattrays meinen Vampir folglich gelockt haben könnten, befand sich am hinteren Ende des Parkplatzes, dort, wo bereits Äste der umstehenden Bäume über die geparkten Autos ragten. Also schlich ich so rasch, aber auch so geräuschlos es irgend ging in diese Richtung.
    Alle paar Sekunden blieb ich stehen, um zu lauschen. Bald schon konnte ich Stöhnen und leise Stimmen hören. Ich schlängelte mich zwischen den geparkten Autos hindurch und entdeckte die drei genau dort, wo ich sie auch erwartet hatte. Der Vampir lag mit schmerzverzerrtem Gesicht rücklings auf dem Boden, und eine glitzernde Kette floß ihm im Zickzack von den Handgelenken bis zu den Knöcheln. Silber! Neben Denises Füßen lagen bereits zwei kleine Ampullen voll Blut, und vor meinen Augen befestigte sie eine weitere leere Vakuumröhre an der Nadel, die unterhalb der Aderpresse, die über dem Ellbogen des Vampirs schmerzhaft in dessen Arm schnitt, in der Haut steckte.
    Die Ratten standen mit dem Rücken zu mir, und der Vampir hatte mich noch nicht gesehen. Ich wickelte die Kette von meiner Hand, bis ein guter Meter dicker Kettenglieder frei schwang, wobei ich mich fragte, wen ich mir als ersten vorknöpfen sollte. Beide Ratten waren recht klein, und beide waren hinterhältig.
    Ich erinnerte mich an die verächtliche Art, in der Mack mich als unwichtig abgetan hatte, und daran, daß er mir nicht ein einziges Mal ein Trinkgeld hatte zukommen lassen. Zuerst also Mack!
    Bis zu diesem Abend hatte ich nie an einer Schlägerei teilgenommen, und irgendwie freute ich mich richtig darauf.
    Mit einem Satz sprang ich hinter einem Pick-up hervor, holte aus, und die Kette traf Mack, der neben seinem Opfer am Boden kniete, mit voller Wucht in den Rücken. Mit einem Aufschrei sprang er auf. Denise blickte nur einmal kurz auf und beschäftigte sich dann weiterhin mit ihrer dritten Vakuumröhre. Macks Hand fuhr hinunter zu seinem Stiefel und kam glitzernd wieder hoch. Ich schluckte. Der Typ hielt ein Messer in der Hand.
    „Aber nicht doch!“ sagte ich und grinste ihn an.
    „Du durchgeknallte Kuh!“ brüllte er daraufhin und hörte sich ganz so an, als freue er sich darauf, sein Messer auch zum Einsatz zu bringen. Ich war zu beschäftigt, um meine geistigen Schutzmechanismen aufrechterhalten zu können, und bekam eine klare Vorstellung dessen, was Mack mir anzutun gedachte. Das brachte mich zur Raserei. Fest entschlossen, ihm so viel Schmerzen zuzufügen wie irgend möglich, warf ich mich auf ihn. Aber er war auf meinen Angriff vorbereitet gewesen und sprang vor, das Messer in der ausgestreckten Hand, während ich erneut mit der Kette ausholte. Er zielte auf meinen Arm, traf aber knapp daneben. Die Kette dagegen wickelte sich, von ihrem eigenen Schwung beflügelt, mit ungeheurer Geschwindigkeit um seinen mageren Hals wie die Arme einer begeisterten Liebhaberin. Das Triumphgeheul, mit dem Mack das Messer gegen mich gerichtet hatte, wandelte sich in ein Gurgeln. Er ließ das Messer fallen, riß mit beiden Händen verzweifelt an der Kette und sank japsend auf dem rauhen Pflaster in die Knie, wobei sein Kniefall mir mein Ende der Kette aus der Hand riß.
    Da ging sie also hin, Jasons geliebte Motorradkette. Rasch bückte ich mich, schnappte mir Macks Messer und hielt es so, als wüßte ich, wie man damit umgeht. Denise hatte nämlich Anstalten gemacht, sich auf mich zu werfen, wobei sie in den Lichtern und Schatten der Sicherheitslampen aussah

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