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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wie eine hinterwäldlerische Hexe.
    Als sie sah, daß ich Macks Messer in der Hand hielt, blieb sie wie angewurzelt stehen, fluchte, wütete und sagte schreckliche Dinge. Ich wartete, bis ihr nichts mehr einfiel. „Hau ab“, sagte ich dann. „Auf der Stelle.“
    Denise starrte haßerfüllte Löcher in meinen Kopf. Dann versuchte sie, die Blutampullen an sich zu reißen, aber ich zischte ihr zu, sie solle sie lieber lassen, wo sie seien. Also zog sie stattdessen wütend Mack hoch, der immer noch halberstickt gurgelnde Geräusche von sich gab, während er an der Kette zerrte. Sie zog ihn mehr oder weniger hinter sich her zum Wagen und schob ihn dort durch die Beifahrertür. Dann fischte sie mit einem Ruck ein Schlüsselbund aus ihrer Hosentasche und ließ sich selbst auf den Fahrersitz fallen.
    Als ich den Motor des Wagens aufheulen hörte, wurde mir mit einem Mal klar, daß die Ratten nun eine andere Waffe hatten. Schneller als ich je in meinem Leben gerannt war, eilte ich zu meinem Vampir, stellte mich neben seinen Kopf und keuchte: „Schieben Sie mit Ihren Füßen!“ Ich griff ihm unter die Arme, und zog mit aller Kraft und er begriff, worum es ging, stemmte seine Füße gegen den Boden und schob. Wir hatten die Baumlinie gerade erreicht, als der rote Wagen auch schon auf uns zuschoß. Denise verpaßte uns um einen knappen halben Meter, weil sie das Steuer herumreißen mußte, um nicht mit einer Kiefer zu kollidieren. Erleichtert hörte ich den schweren Motor des Rattenfahrzeugs in der Ferne verhallen.
    „Mein Gott!“ stöhnte ich und kniete neben dem Vampir nieder, weil meine Beine mich nicht mehr tragen wollten. Gut eine Minute lang tat ich nichts anderes, als heftig ein- und auszuatmen und mich wieder zu beruhigen. Dann bewegte sich der Vampir ein wenig, weswegen ich einen Blick auf ihn warf, wobei ich zu meinem großen Entsetzen sehen mußte, daß dort, wo das Silber seine Haut berührte, kleine Rauchwölkchen von seinen Handgelenken aufstiegen.
    „Oh, Sie Ärmster!“ rief ich aus und war wütend auf mich, weil ich mich nicht sofort um ihn gekümmert hatte. Immer noch schwer atmend machte ich mich daran, die schmalen Silberbänder zu lösen, die alle Teil einer einzigen langen Kette zu sein schienen. „Armes Kind!“ flüsterte ich entsetzt, und mir war gar nicht klar, wie widersinnig diese Worte waren. Ich bin geschickt, und so waren die Handgelenke des Vampirs schnell befreit. Ich versuchte, mir vorzustellen, womit ihn die Rattrays wohl abgelenkt haben mochten, um ihn in die Position zu manövrieren, in der er sich jetzt befand und in der sie ihm hatten die Ketten anlegen können, und spürte, wie ich rot wurde, als ich mir die entsprechende Szene ausmalte.
    Während ich mich an dem Silber zu schaffen machte, das um seine Beine gewickelt war, drückte der Vampir schützend die Arme an seine Brust. Seinen Knöcheln ging es besser, denn die Aderlasser hatten sich nicht die Mühe gemacht, seine Hosenbeine hochzuziehen und die Kette auf der nackten Haut zu plazieren.
    „Es tut mir so leid, daß ich nicht schneller hier war!“ sagte ich entschuldigend. „Aber es wird Ihnen bald wieder besser gehen, nicht? Soll ich Sie lieber allein lassen?“
    „Nein.“
    Das zu hören machte mir Freude, bis er hinzufügte: „Die beiden könnten zurückkommen, und ich bin noch nicht in der Lage zu kämpfen.“ Seine kühle Stimme klang ein wenig unsicher, aber ich hätte nicht sagen können, daß er sich atemlos anhörte.
    So warf ich ihm einen ungehaltenen Blick zu und traf dann, während er sich erholte, ein paar wohlüberlegte Vorkehrungen. Ich setzte mich so, daß mein Rücken ihm zugewandt war - vielleicht wollte er ja ein wenig allein sein, bis es ihm besser ging. Ich weiß, wie unangenehm es ist, wenn man leidet, und jemand starrt einen dabei neugierig an. Ich hockte mich also mit dem Rücken zu meinem Vampir auf den Asphalt und behielt den Parkplatz im Auge. Verschiedene Wagen fuhren fort, andere kamen hinzu, aber hierher zu uns unter die Bäume kam niemand. Als sich hinter mir die Luft leicht bewegte, wußte ich, daß sich der Vampir aufgesetzt hatte.
    Da er nicht gleich etwas sagte, wandte ich den Kopf nach links, um ihn anzusehen. Er saß dichter bei mir, als ich eigentlich gedacht hatte, und seine großen, dunklen Augen blickten direkt in die meinen. Seine Fangzähne hatten sich zurückgezogen, was mich ein wenig enttäuschte.
    „Vielen Dank“, sagte er schließlich steif.
    Offenbar war er nicht

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