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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wohl den Verstand verloren.«
    »Nein. Ich denke darüber nach, seit mich der Büffel fast erwischt hat.« Der der schreit machte ein ernstes Gesicht. »Denk auch mal darüber nach, ja?«
    »Meinst du nicht, wir sollten uns auf Rabenjägers Seite schlagen?« erkundigte sich Lachender Sonnenschein und brachte die Unterhaltung wieder auf das ursprüngliche Thema zurück. Diese Angelegenheit beschäftigte sie schließlich alle am meisten.
    Singender Wolf kratzte sich am Kinn. »Merkwürdige Dinge geschehen. Was ist, wenn er recht hat?
    Was wäre passiert, wenn sich Geysirs Leute gewehrt und gekämpft hätten? Ich wünschte, ich wüßte es. Aber ich weiß es nicht.«
    »Kämpfen liegt uns nicht«, antwortete Der der schreit. »Ich erinnere mich noch gut an eine Geschichte. Die wie eine Möwe fliegt hat sie häufig erzählt. Damals, als zwischen uns und den Anderen noch Krieg herrschte, ist unser Volk hierhergekommen. Es wollte in Frieden leben.
    Sonnenvater führte uns in dieses Land und verbot uns, einander zu töten.«
    »Vielleicht brachte Sonnenvater auch die Anderen hierher? Versteht ihr, als eine Art Prüfung für uns.«
    »Möglich.« Sinnend blickte Singender Wolf in die Ferne. »Vielleicht sprach er durch die Stimme von Der im Licht läuft, um uns einen anderen Weg zu zeigen.«
    »Der im Licht läuft! Der im Licht läuft! Ich kann den Namen nicht mehr hören.«
    »Außer einem kleinen Mädchen ist niemand gestorben. Meine Frau und ich haben überlebt.«
    Singender Wolf schüttelte den Kopf. »Er brachte uns zu Reiher, einer Träumerin. Einer wirklichen Träumerin. Nicht so eine Hochstaplerin wie Krähenrufer.«
    »Krähenrufer«, murmelte Tanzende Füchsin böse. Angewidert schloß sie die Augen.
    »Was er dir angetan hat, war gemein«, gab ihr Singender Wolf recht.
    »Vergiß nicht, Rabenjäger hat ihm dabei geholfen.«
    »Hältst du ihn tatsächlich für verrückt?«
    Sie nickte mehrmals kurz hintereinander. »Irgend etwas verwirrt seinen Geist. Er behauptet, Träume zu haben. Aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    Seufzend blickte Der der schreit auf Tanzende Füchsin. Sein breiter Mund verzog sich nachdenklich.
    »Anscheinend kommen wir immer wieder auf die beiden Brüder zurück, ha? Nichts als Ärger mit den beiden.«
    »Der im Licht läuft hat dir wenigstens nicht nahegelegt, daß du in den Kampf ziehen und dir einen Speer in den Bauch werfen lassen sollst«, erwiderte Grünes Wasser und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ein Führer sollte in erster Linie die Gesundheit seiner Leute im Auge behalten. Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin überzeugt, wir gehen den Anderen besser aus dem Wege.«
    »Der im Licht läuft will den Kampf nicht«, pflichtete ihr Lachender Sonnenschein bei. »Aber er schickt uns die Geister im Großen Eis auf den Hals.« Mit Hilfe der Zähne zog sie einen festen Knoten.
    Prüfend betrachtete sie die fertigen Stiefel.
    »Morgen kommt Rabenjäger zurück. Die meisten jungen Männer wollen sich ihm anschließen. Sie sind alle begierig darauf, die Anderen mit ihren Speeren zu spicken.« Energisch kratzte Singender Wolf auf seiner Schnitzerei. Seine Hand umklammerte krampfhaft den Grabstichel. »Wenn Krieg notwendig ist, ist jetzt die beste Zeit dafür. Wir haben genug Fleisch. Die Erneuerung ist zu Ende.
    Wäre nicht weiter schlimm, wenn wir in der nächsten Zeit nicht jagen können.«
    »Ich gehe nicht mit«, erklärte Der der schreit. Grünes Wasser atmete erleichtert auf. »Ich bleibe bei meiner Familie. Ein Kleines ist auch wieder unterwegs.«
    Singender Wolf sah seine Frau an. »Vielleicht… ich gehe vielleicht.«
    Lachender Sonnenschein setzte sich kerzengerade auf und sah ihn entsetzt an. »Nein, nicht du.«
    »Vielleicht sollte jemand wie ich als Zeuge dabei sein.«
    »Nein«, flüsterte sie und legte ihre Hand liebevoll auf die seine.
    Singender Wolf bedachte seine Frau mit einem zurechtweisenden Blick. »Vielleicht ist es an der Zeit, Gebrochener Zweigs und Reihers Worte zu beherzigen. Die Alten sind klug, darum achten wir sie schließlich. Wir lernen von ihnen. Ich muß beide Seiten kennenlernen. Wenigstens ein vernünftiger Mensch sollte mitgehen und dem Volk später berichten, was tatsächlich geschah. Ich traue Rabenjäger nicht.«
    Eine langes Schweigen senkte sich über die Runde. Endlich wandte sich Singender Wolf an Der der schreit. »Falls ich nicht zurückkomme, singst du dann meine Seele hinauf zum Heiligen Volk der Sterne?«
    Lachender Sonnenschein

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