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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Anderen hob und senkte sich in raschem Rhythmus. Er zitterte am ganzen Leib.
    »Beeil dich«, murmelte der Mann. »Bevor deine Freunde zurückkommen.«
    Singender Wolf warf einen raschen Blick über die Schulter.
    Freunde? Waren das überhaupt menschliche Wesen? Der Wind trug Rabenjägers verächtliches Lachen herüber, vermischt mit dem gequälten Wimmern einer Frau.
    »Mach schnell.«
    Einen endlosen verzweifelten Augenblick lang sahen sie sich an. Singender Wolf spürte das Mißtrauen und die Angst des Mannes. Er nahm seine Speerspitze, der Andere schloß ganz fest die Augen.
    Singender Wolf stieß die Spitze in das Fleisch des Mannes, schnitt ihm die Brust auf und legte das noch immer schlagende Herz frei. Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Kehle, als er die Arterien durchschnitt. Blut spritzte ihm ins Gesicht und auf die Kleidung. Sorgfältig schnitt er das Herz heraus.
    Heiß, feucht und bebend lag es in seinen Händen.
    Das Gesicht des Anderen hatte einen friedlichen Ausdruck angenommen, die Augen starrten in die Ewigkeit. Als Singender Wolf aufstand, drohten seine Beine zu versagen, aber er riß sich zusammen und eilte zum Fluß. Bis zu den Knien watete er in das eiskalte Wasser. Kleine Wellen umplätscherten ihn.
    Er legte das Herz in den Fluß, sah zu, wie es versank und sprach leise die Worte: »Bring ihn nach Hause, Geist des Meeres. Er starb als tapferer Mann.«
    Er beobachtete, wie sich das Herzblut mit dem Grün des Wassers vermengte, bis es schließlich nicht mehr zu sehen war. In einer hilflosen Geste zog er das Leder über seiner Brust zusammen, preßte die Hand fest auf sein Herz und weinte.
    Sie zogen weiter am Großen Fluß entlang nach Norden und trieben die Anderen wie die Hasen vor sich her. Rabenjäger stolzierte hochmütig einher. Den Kriegern, die seiner Ansicht nach Anerkennung verdienten, zeigte er lächelnd sein Wohlwollen. Feiglinge wie Singender Wolf, die mitleiderregend hinter dem Trupp hermarschierten und nur töteten, wenn es galt, ihr eigenes Leben zu verteidigen, bedachte er mit finsteren Blicken.
    Die länger werdenden Nächte gemahnten alle an die bevorstehende, hinter dem östlichen Horizont lauernde Lange Finsternis und zwangen sie dazu, sichere Lagerplätze aufzusuchen. Immer häufiger blickte Singender Wolf über die Schulter in Richtung Süden. Seine Sehnsucht nach zu Hause wuchs ständig.
    Eines Nachts zu dieser Zeit hatte sie der lange Kriegszug bereits sehr ermüdet kampierten sie in einem kleinen, von Hügeln umschlossenen Tal. Von Osten her hörten sie das Rauschen und Tosen des Großen Flusses. Das weißschäumende, aufgewühlte Wasser war selbst in der Dunkelheit deutlich zu erkennen.
    Singender Wolf, der nicht mehr die Gunst Rabenjägers genoß, entfachte ein wenig abseits von den anderen ein kleines Feuer. Er verbrannte welke Blätter und getrockneten Dung. Gleichzeitig legte er Weidenzweige zum Trocknen aus, um später ein wärmenderes Feuer anzünden zu können. Von oben blickte das Heilige Volk der Sterne herunter auf sein winziges Feuerlicht. Er fragte sich, was das Volk der Sterne wohl denken mochte ob es angesichts seines eigenen, eine bluttriefende Spur hinterlassenden Volkes die Augen verschließen würde. Entmutigt sah er zu den anderen kleinen Feuerstellen hinüber. Lachende Männer hatten sich dort versammelt. Wild gestikulierend protzten sie mit ihren triumphalen Kriegserlebnissen.
    »Warum forderst du mich mit deinem Trotz heraus?« Rabenjäger hockte sich an Singender Wolfs Feuer. Im Schein der Flammen strahlte sein junges Gesicht eine ungeheure Tatkraft aus. Die schwarzen Augen schienen Singender Wolf durchbohren zu wollen.
    »Was ist nur aus uns geworden, Rabenjäger? Ich habe dich Dinge tun sehen, die mich nie mehr ruhig schlafen lassen. Wie kannst du Babys den Schädel einschlagen, alte Männer und Frauen aufspießen, so daß ihnen die Eingeweide aus dem Körper quellen? Ich habe gesehen, wie du ihre Gedärme gepackt und daran gezogen hast, während sie gellend schrien. Warum? Welchen Zweck verfolgst du damit?«
    Rabenjäger nickte langsam. Auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Falten. »Ich verstehe, was du meinst.
    Auch mich widert an, was ich tue. Aber die Anderen sind uns zahlenmäßig weit überlegen. Ich habe es gesehen. Hier.« Er deutete an seine Schläfe. »Ich habe es gesehen.« Mit großem Ernst blickte er Singender Wolf offen ins Gesicht. »Begreifst du? Ich hatte Visionen.«
    »Nein, ich begreife gar nichts mehr.« Hilflos

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