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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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bewahren. Er stolperte über runde, glattpolierte Steine. Seine fellumwickelten Füße fanden auf der glatten Oberfläche keinen Halt. Hinter ihm summte Grünes Wasser ein Geisterlied, um sich Mut zu machen. Sie nahm das Baby unter der Kapuze hervor und stillte es im Gehen.
    Immer wieder blieben sie stehen und drängten sich dicht um Wolfsträumers Lampe. Jedesmal fühlten sie sich nach der kurzen Rast und ein wenig Essen wie neugeboren. Die Dunkelheit schuf eine Kameradschaft zwischen ihnen, verband sie untrennbar miteinander. Dieses neue Gefühl verschaffte ihnen Erleichterung in der vom Stöhnen der Toten erfüllten schwarzkalten Finsternis.
    Bei der fünften Rast machte sich unter den Leuten Resignation bemerkbar. Sie redeten und lachten nervös. Der der schreit wagte, an die von Wolfsträumers Lampe schummrig erhellte Decke hinaufzusehen. Die kleinen Flammen malten züngelnde Bilder auf das Eis, aber zu seiner übergroßen Erleichterung starrten ihn keine leeren Augenhöhlen an.
    An sehr schwer begehbaren Stellen schlug Der der schreit kleine Stufen in die Felsen, damit die Alten und Kinder leichter darüber klettern konnten.
    Plötzlich ertönte vor ihnen ein gräßliches Kreischen. Es donnerte wie ein Gewitter durch das Eis. Der Boden schwankte. Die Menschen verloren den Halt und stolperten und stürzten.
    »Großmutter?« rief Roter Stern mit vor Entsetzen brechender Stimme.
    »Ich bin hier, Kind«, antwortete Gebrochener Zweig.
    »Nimmst du meine Hand? Ich habe Angst.«
    »Mach dir keine Sorgen wegen der Geister, Kind. Wolfsträumers Macht hält sie auf Abstand. Wir sind sicher vollkommen sicher.«
    Das Beben endete, und das Kreischen verebbte zwischen den Eiswänden.
    Der der schreit nickte. Zu gern hätte er den Worten Gebrochener Zweigs Glauben geschenkt.
    Vorsichtshalber atmete er jedoch nicht durch den Mund, damit ihm nichts hineinfliegen konnte irgendein Geist könnte auf diese Weise Besitz von ihm ergreifen und seine Seele zur ewigen Dunkelheit verdammen.
    Ein oder zwei Stunden später legten sie erneut eine Pause ein.
    Eng kauerten sie sich aneinander. Der der schreit warf einen mißtrauischen Blick auf den jungen Mann, der einmal Der im Licht läuft gewesen war. Gingen sie tatsächlich unter dem Großen Eis? Befanden sie sich auf dem Weg in eine neue Welt? Als Wolfsträumer einen neuen trangetränkten Flechtendocht entzündete, leuchtete einen Moment lang Großvater Eisbärs schimmernder Pelz auf.
    Im schwachen Licht der Lampe erhaschte Der der schreit einen Blick in Tanzende Füchsins Gesicht.
    Ihre wie aus Stein gehauene Miene war so kalt wie das Eis und ebenso unversöhnlich. Doch in ihren braunen Augen, die unverwandt auf Wolfsträumer ruhten, erkannte er Sehnsucht und größten Schmerz. Ihre Seele lag bloß. Erschrocken zog Der der schreit Grünes Wasser an sich und umarmte sie zärtlich, dankbar für ihre Liebe.
    Erst jetzt fiel ihm auf, daß Tanzende Füchsin als letzte in der Schlange ging. Das war der gefährlichste Platz, am weitesten entfernt vom Licht der Lampe. Wer würde merken, wenn sie von irgendeinem Ungeheuer angefallen oder von den Seelenessern gefangen wurde? Was für eine Frau war diese Tanzende Füchsin? Was war aus ihr geworden? Früher hatte Krähenrufer sie von dem Mann, den sie liebte, ferngehalten. Heute befand sich Wolfsträumer in ihrer Nähe, doch nun hatte er eine Mauer aufgerichtet. Die Qual in ihren Augen zeugte von der Gewißheit, diese Mauer niemals überwinden zu können. Der der schreit fröstelte.
    Mühsam tasteten sie sich weiter, immer weiter. Ständig kletterten sie über Felsbrocken, durchquerten ausgewaschene Löcher. Immer vorwärts. Ihre Stimmen gaben dem dunklen Ort der Angst einen menschlichen Anstrich.
    »Bückt euch.« »Achtung Stufe.« »Paßt auf.« Lange Zeit glaubte Der der schreit sich nur einzubilden, unter dem Eis zu sein. Wie in Trance wankte er weiter. Nur das fortgesetzte Gemurmel von Gebrochener Zweig drang als Realität in sein Unterbewußtsein. »Wolfstraum.« Ununterbrochen hallte dieses Wort in seinem Kopf wider untrennbar mit der Dunkelheit verbunden.
    Endlich kam die Menschenschlange zum Stehen. Sie richteten sich ein Lager für die Nacht und fielen erschöpft in einen unruhigen Schlaf.
    Aufwachen. Dunkelheit. Lausche dem Poltern und Kreischen der Geister, die im Dunkeln ihr Unwesen treiben. Das schwache Flackern von Wolfsträumers Lampe bedeutet Leben. Schlaf weiter, Der der schreit. Wolfsträumer hält die Geister fern.
    Wie lange

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