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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Sieh genau hin, mein Volk.«
    Er drehte sich um. Ein Angstschrei stieg in seiner Kehle hoch, als er die Vision erblickte. Sie kam …
    die Dunkelheit rollte wie eine ungeheure Flutwelle auf sie zu. »Seht ihr?« schrie er. »Die Schwärze weit hinter dem fernen Horizont! Wer kann sich ihr entgegenstellen? Spürt ihr die Macht, die naht?
    Jeder weitere Schritt zerschmettert unsere Welt.«
    Jemand schrie gepeinigt auf. Wildes Stimmengewirr erhob sich.
    »Aber unser ist das Leben …«
    »Wie?« rief jemand mit erbarmungswürdiger Stimme. »Sag es uns!«
    Er wies auf das Große Eis, das sich dunkel vor dem Horizont abhob. »Reiher träumte … Sie sagte, hier erwarte uns nur Leid und Tod. Sie sah uns zugrunde gehen, verbittert, zornig, innerlich verfaulend, uns selbst marternd, sah sie uns in einem Strom von Blut ertrinken. Zugrunde gehen! Wie ein Sandstein wird unser Volk von einem Meer von Feuersteinen zermahlen! Seht ihr, wie wir zugrunde gehen? Seht ihr uns begraben?«
    Seine Zuhörer stöhnten.
    »Ja, begraben! Verschüttet von den Anderen! Die Wege unseres Volkes sind zerstört für immer!«
    »Sag uns, wie wir …«
    »Wolfstraum!« brüllte Singender Wolf, der irgendwo in der Menge stand. »Der Wolf rettet das Volk.«
    »Wolf«, flüsterte er. »Der Wolf …«
    Der der schreit legte den alten Mann auf die warmen Decken eines Zeltes, das dem Tanzplatz am nächsten stand. Ihn schauderte beim Anblick des alten Schamanen.
    »Ruh dich aus«, sagte Der der schreit besänftigend.
    »Ich besaß … magische Kräfte … früher«, murmelte Krähenrufer. »Ich führte das Volk. Führte es gut. Gab mein Bestes. Versuchte es, verstehst du?«
    Der der schreit nickte begütigend. »Wir erinnern uns alle daran.«
    »Mein Bestes.« Krähenrufer schluckte schwer. »Aber das Volk … die Leute verlangten immer so viel… So viel … Sie saugen deine Seele auf… Saugen dich auf… wie die Lange Finsternis … die Hitze aufsaugt. Sie wollen … so viel. Immer … gierig. Fordernd … Darf keinen … keinen Fehler machen. Immer perfekt … Die ganzen Jahre … Mußte … heucheln. Lügen.« Er schloß die müden Augen. »Ich versuchte … mein Bestes …«
    »Das wissen wir«, beruhigte ihn Der der schreit. »Ruh dich jetzt aus, Großvater.«
    »Schmerz«, keuchte Krähenrufer. »Schlimm. Meine ganze linke Seite, mein Arm. Schmerz.«
    »Mach dir keine Sorgen, du wirst…« Der der schreit starrte zu der Stelle hinüber, wo er seine Speere gelassen hatte. Ihn überlief es eiskalt. Sie waren verschwunden. Eine böse Vorahnung befiel ihn.
    »Sterben«, flüsterte Krähenrufer heiser. »Sterben von innen heraus.«
    Aber Der der schreit hörte ihn nicht mehr. Er lief eilig hinaus. Verzweifelt blickte er suchend in die Menge. Alle starrten wie gebannt auf Wolfsträumer, der mit erhobenen Händen von seinem Traum erzählte.
    Der der schreit drängte sich rücksichtslos durch die Menge. Oben! Die Gefahr lauerte von oben! Von Felsen zu Felsen sprang er hinauf auf den Grat. Er mußte irgendwo hier oben sein. Die Menschen achteten nicht auf ihn, sie hatten nur Augen für Wolfsträumer.
    Er mußte oben auf dem Grat sein, alles andere ergab keinen Sinn. Plötzlich entdeckte er ihn.
    »Nein!« Der Schrei brach aus der Kehle von Der der schreit. Gleichzeitig sprang er mit ausgestreckten Händen vorwärts. »Er ist dein Bruder!« Doch er war noch zu weit von ihm entfernt. Der Arm des Mannes bewegte sich bereits nach vorn und schickte den Speer auf seine verhängnisvolle Reise.
    Der der schreit warf sich auf Rabenjäger und zog ihm die Beine weg. Durch den Sturz des Jägers änderte sich die Flugbahn des Speeres leicht. Er streifte ein Kind, das zu Füßen Wolfsträumers kauerte. Der kleine Junge begann jämmerlich zu schreien. Die anderen Speere entglitten Rabenjägers Hand und fielen klappernd zwischen die Felsen. Der der schreit heulte auf vor Wut. Dieser Schrei machte die allgemeine Verwirrung komplett.
    Rabenjäger schlug ihm den Atlatl über den Kopf und ritzte seine Kehle an. »Laß mich los! Ich rette das Volk!«
    »Du tötest uns!« brüllte Der der schreit.
    Ein wildes Handgemenge folgte. Der der schreit bekam einen handgroßen Stein zu fassen und hieb damit in Rabenjägers Rippen.
    Wieder und wieder schlug dieser ihm mit dem Atlatl auf den Kopf und in das Gesicht. In höchster Verzweiflung packte Der der schreit die um sich tretenden Beine Rabenjägers und biß ihn mit seinen stumpfen, lückenhaften Zähnen in die Hüfte. Rabenjäger

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