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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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haben schien.
    Die Leute keuchten entsetzt.
    »Damit verfluche ich dich, Der im Licht läuft!« Seine Stimme schwankte, sein Herumgehüpfe hatte ihn ermüdet. »Ich blase deine Seele in die Lange Finsternis!«
    Krähenrufer beugte sich vor und blies mit aller Kraft in den hohlen alten Knochen.
    Der Gestank dieses Atems ließ Wolfsträumer zurückweichen. Er hörte den Aufschrei der Leute.
    Hilflos taumelte er in der fauligen, verwesten Luft und kämpfte gegen den fast unwiderstehlichen Drang an, sich in dem verdorbenen Dunstkreis zu erbrechen.
    Er holte eine Handvoll der gelben Kruste, die er von einem Felsen in der Nähe des Geysirs abgekratzt hatte, aus seinem Beutel. Wie Reiher es ihm gezeigt hatte, bot er sie allen vier Himmelsrichtungen an.
    So laut er konnte, schrie er: »Ich reinige die Verdorbenheit der Luft!«
    Er warf einen gelbverkrusteten Stein in das Feuer. Eine stinkende gelbgrüne Rauchwolke stieg auf.
    Erschrocken zogen sich die Menschen zurück.
    »Und ich blase sie weg!« Wolfsträumer nahm die weißen Kristalle, die er in mühsamer Arbeit unter den Dunghaufen gesammelt hatte, und schleuderte sie ins Feuer. Es zischte, qualmte und flammte explosionsartig auf.
    »Du bist die Dunkelheit!« keifte Krähenrufer. »Dunkel und böse. Du bist der Tod des Volkes! Geh zurück in die Dunkelheit, Hexer !«
    »Dunkelheit?« Wolfsträumer lächelte. »Ich bin das Licht. Ich bin eins mit dem Feuer. Du bist eine Sinnestäuschung.« Während er diese Worte sprach, kniete er nieder und steckte die Hände tief in die glühenden Kohlen. Die Menge schrie auf, als er die Kohlen hochhob.
    »Ich reinige mich von deiner Verdorbenheit, Krähenrufer.« Kühlend hüllte ihn der Traum ein. Er rieb die Schwärze, die Krähenrufer über ihn gebracht hatte, mit den glühenden Kohlen ab und scheuerte sich Arme und Gesicht sauber.
    Die Seelen des Volkes schwammen in einem farbigen Regenbogen. Sie leuchteten voller Entsetzen, Zweifel und Ehrfurcht.
    »Reinige dich«, gebot er und reichte Krähenrufer die glühenden Kohlen. »Träume dich rein, Mann des Volkes! Vertreibe die Verdorbenheit aus deinem Innersten. Hier ist das Licht.« Er spreizte die Finger und zeigte ihm die glühenden Kohlen. »Ich biete dir einen neuen Weg. Strecke die Hand aus und ergreife ihn!«
    Krähenrufer zuckte zurück, schüttelte den Kopf und rief pathetisch: »Nein! Nein!«
    »Tu, wie ich dir geheißen!«
    »Nein!« jammerte er. Die Schwärze schrumpfte, fiel in sich zusammen, vernichtet vom Licht des fauchend qualmenden Feuers und seinem reinigenden Geruch.
    »Eine leere Schale wie eine Larvenhülle«, klagte Wolfsträumer kopfschüttelnd. »Das ist aus dir geworden, Krähenrufer.«
    »Nein!«
    Ehrerbietig hob Wolfsträumer die Kohlen an die Lippen, bevor er sie ins Feuer zurückwarf. Er drehte sich um und sah die Menschen an. »Habt Mitleid mit dieser Kreatur, denn sie hat Unheil über sich selbst gebracht. Vergebt ihr, was sie euch angetan hat.«
    »Hör auf«, murmelte Krähenrufer. Er duckte sich, blickte auf und blinzelte mit seinem gesunden Auge. »Tut das eurem … eurem …«
    Sein Mund stand offen, die rosige Zunge hing unter seinem rosafarbenen Gaumen. Er griff sich an die Brust.
    Wolfsträumer ging zu ihm. Der Traum wies ihm den Weg. »Sein Herz«, sagte er. »Sein Herz rast und bebt. Seine Seele tötet ihn. Er stirbt als Feigling.«
    Krähenrufer schrie auf. Er warf sich auf den Boden.
    Wolfsträumer fühlte die Qual der sich windenden verdorbenen Seele. »Der der schreit.« Er erkannte dessen leuchtende, vielfarbige Seele, als sie aus der Menge heraustrat. »Bring ihn weg. Er stirbt.
    Kümmere dich um ihn. Er muß sich mit seiner Seele versöhnen. Später werden wir ihn alle hinauf zum Heiligen Volk der Sterne singen.«
    Der der schreit hob den alten Mann mit Leichtigkeit vom Boden auf und trug ihn zwischen den Leuten hindurch, ihn wie ein Kind auf den Armen haltend.
    Wolfsträumer hob die Hände und deutete nach Norden. Die ihn umgebenden Seelen verwandelten sich, flatterten ängstlich und änderten ihre Farben. Er senkte die Stimme zu einem beruhigenden Gemurmel. »Von dort kommen die Anderen. Ihr müßt eure Wahl treffen. Unsere jungen Männer werden sterben und ihre jungen Männer morden. Blut wird den Schnee färben, von den Felsen tropfen und im Boden versickern. Nichts wird sie aufhalten. Seht ihr? Schaut dorthin! Seht ihr sie kauern jenseits der Hügel? Hört ihr den Schlag ihrer zahllosen Herzen? Sie kommen näher. Sie vernichten uns.

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