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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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die Höhe tragen ließ, ein schwarzer Punkt vor endlosem Blau.
    »Bei jedem Gang durch das Lager höre ich unsere Kinder vom Heiligen Volk der Sterne reden. Das gefällt mir. Sie sprechen auch von den Monsterkindern. Auch diese Geschichte mag ich. Vielleicht sollten wir nicht ständig gegeneinander auf den Kriegspfad gehen? Früher einmal waren wir ein Volk.«
    »Unmöglich! Verwandt sein mit einem Feind, der den Körper meines Cousins in zwei Teile geschnitten hat! Auseinandergeschnitten! Seine Seele wandert umher und ruft nach Gerechtigkeit. Und du willst Freundschaft schließen mit diesem Feind? Ich sage dir, dieses verdorbene Volk gehört ausgerottet. Männer, Frauen, Kinder! Allen gehört der Schädel eingeschlagen. Die letzte Spur von ihrer Saat gehört von der Erde getilgt.«
    »Du willst das Kind deiner Tochter gleich nach der Geburt umbringen?«
    Roter Feuerstein zuckte zusammen und brüllte: »Nein, natürlich nicht! Was ist das überhaupt für eine Frage?«
    »Sein Vater ist Hüpfender Hase. Das Kind deiner Tochter wurde auf der anderen Seite des Eises von einem Feind gezeugt. Schau dir den Jungen an, der dort drüben steht.« Er deutete auf einen hübschen Jungen, der mit anderen Kindern spielte. Das fröhliche Lachen der Kinder drang zu ihnen herüber.
    »Was bist du für ein …«
    »Er möchte Krieger werden. Zehn Federn und Breite Brust haben ihn an Kindes Statt angenommen.
    Sie konnten nie ein eigenes Kind bekommen, erinnerst du dich? Schwarze Klaue hat ihn vor Jahren bei einem Überfall auf ein Lager des Feindes entführt. Mitten in der Nacht hat er ihn einfach gestohlen. Er ist ein reinblütiger Feind. Trotzdem brichst du seinen Pflegeeltern das Herz, wenn du ihn tötest.«
    »Du drehst mir die Worte im Mund herum«, murrte Roter Feuerstein.
    »Tatsächlich? Da bin ich anderer Ansicht.«
    »Mir gefällt das Töten auch nicht«, brummte er. »Aber wir müssen für unsere Ehre kämpfen, sonst verlieren wir das Fell wieder. Und dieser Feind mit seinen widerwärtigen Methoden ist die beste …«
    Er verstummte, beschirmte die Augen zum Schutz vor der blendenden Sonne mit den Händen und starrte wie gebannt auf die Hügel in der Ferne.
    Die Brise trug einen gedämpften Kriegsruf zu ihnen. Sofort sprangen die Krieger auf und griffen nach ihren Speeren.
    »Das glaube ich einfach nicht«, murmelte Roter Feuerstein. »Sieh doch!«
    Eisfeuer drehte sich um und sah einen Mann auf das Lager zu kommen. Selbst auf die weite Entfernung hin erkannte er den typischen langen Mantel des Feindes.
    Laute Schreie ertönten im ganzen Lager.
    Der Mann lief unbeirrt weiter, obwohl die Krieger aus den Zelten eilten und ihre Speerspitzen in die Schäfte einlegten.
    »Vorsicht!« rief Eisfeuer und sprang erstaunlich schnell auf die Beine. »Behaltet die Gegend im Auge!
    Vielleicht ist das nur ein Ablenkungsmanöver.«
    Die jungen Männer hörten auf ihn und schwärmten auf die umliegenden Hügel aus.
    Höchstens zwei Speerwürfe weit entfernt blieb der Feind stehen. Er schälte sich aus dem Mantel und legte das Kleiderbündel auf die Erde. Splitternackt hob er sein Waffen auf und ging weiter.
    »Wartet!« befahl Eisfeuer seinen jungen Männern, die bereits die Waffen erhoben hatten. Ein blutrünstiges Leuchten glomm in ihren Augen. Doch sie befolgten seinen Befehl, wenn auch widerwillig. Sie wußten nicht, was der Hochverehrteste Älteste damit bezweckte.
    Eisfeuer ging weiter. Bruchstücke seiner Visionen zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. Ein zorniger junger Mann. Herausfordernd, Trotzig. Sein Herz schlug schneller.
    »Verehrter Ältester?« sagte Walroß, als er an der vordersten Reihe der Krieger vorbeiging. »Nicht weitergehen. Ab hier kann er dich treffen.«
    Eisfeuer schüttelte den Kopf. Er war sich der Blicke nicht bewußt, mit denen sie ihn verfolgten. Seine Augen waren unverwandt auf den Krieger des Feindes gerichtet. Ihre Blicke trafen sich. So nah und doch so weit voneinander entfernt. Als ob sie sich ungeachtet des Raumes und der Zeit durchschauten.
    Wie im Traum schritt Eisfeuer weiter. Sein Herz hämmerte, sein Blut kochte. Endlich stand er dem jungen Mann gegenüber. Seine Krieger waren ihm gefolgt und scharten sich, besorgt um seine Sicherheit, dicht um ihn. Nur der Respekt vor seiner Macht hielt sie noch zurück.
    Der hochgewachsene, muskulöse Feind stand stolz aufgerichtet vor ihm. Er hatte ein schön geformtes Gesicht, ein kräftiges Kinn, eine edle Nase. Die hohen Backenknochen warfen Schatten auf

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