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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Mit hocherhobenem Kinn stellte sie sich herausfordernd vor sie hin.
    Ihr gewölbter Leib bewies, was der Feind seinen Gefangenen antat. »Wenn ihr ihn tötet, dann langsam. Begrabt seine stinkende Leiche in der Erde.«
    Rabenjäger zerrte an den Lederriemen, mit denen man ihn gefesselt hatte. Seine Muskeln strafften sich unter der schweißnassen Haut. »Nein! Nicht begraben! Laßt meine Seele nicht…«
    Walroß trat ihn in die Seite. Rabenjäger krümmte sich und würgte die aufsteigende Übelkeit hinunter.
    Eisfeuer ließ ihn nicht aus den Augen.
    Wird es nur noch Haß zwischen unseren Völkern geben ? Hat er die Kluft zwischen uns so sehr vertieft, daß sie niemals mehr zu überwinden ist?
    Walroß starrte den Feind an. Nach kurzem Nachdenken sagte er: »Ich habe gehört, mein Neffe, Junger Vogel, schrie drei Tage. Sie legten ihm glühende Kohlen auf den Körper. Ich habe gehört, dieser Rabenjäger röstete zuerst seine Beine, dann seinen Penis, und er zwang ihn, ihn zu essen. Ich glaube, wir lassen diesen Rabenjäger sehr langsam, sehr qualvoll sterben. Ich uriniere ihm in die leeren Augenhöhlen. Dann begraben wir ihn. Vielleicht, solange noch ein kleiner Funke Leben in ihm steckt, damit wir auch ganz sichergehen, daß seine Seele unter dem Boden bleibt.«
    Rabenjägers Kiefer mahlten. Seine schwarzen Augen funkelten vor Entsetzen. Angstschweiß lief ihm über den nackten Körper.
    Ein eisiges Grauen überkam Eisfeuer. Meine Schuld, daß du hier bist. Tränen traten in seine Augen.
    Rasch blinzelte er, bevor jemand seine Schwäche bemerkte. »Morgen bei Sonnenaufgang fangen wir an. Wir foltern ihn vier Tage. Vier ist eine heilige Zahl.« Er blickte alle an. »Bis dahin geht in eure Zelte. Schlaft tief und fest, denn in den nächsten Nächten werdet ihr wenig Schlaf finden. Die Schreie des Feindes halten euch wach.«
    »Sogar die Geister der Toten werden sich bei seinen Schreien vor Angst verkriechen«, zischte Gelbes Blatt und spuckte Rabenjäger an. Der Krieger des Feindes zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.
    Walroß meldete sich zu Wort. »Ich bleibe hier und bewache ihn. Ich will ganz sichergehen.«
    Eisfeuer nickte und trieb die anderen mit Handbewegungen aus dem Zelt. Rabenjäger sah ihn an. Haß blitzte in seinen schwarzen Augen auf.
    »So«, flüsterte Eisfeuer und kniete neben ihm nieder. »Jetzt wirst du die Qualen am eigenen Leib erfahren, die du deinen Opfern auferlegt hast.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Sag mir, was du bei diesem Gedanken empfindest.«
    Rabenjäger preßte die Lippen aufeinander. Entsetzen stand in seinem Gesicht. Schweigend drehte er den Kopf zur Seite, um seine Angst zu verbergen.
    Eisfeuer nickte feierlich. »Schwer zu glauben, daß du diese Grausamkeit von mir hast.«
    Er bemerkte das Aufblitzen plötzlichen Begreifens in Rabenjägers angstverzerrtem Gesicht.
    Erschütterung und Zweifel flackerten in seinen Augen auf.
    »Du weißt es also«, flüsterte Eisfeuer. »Hat es dir dein Bruder Wolfsträumer erzählt? Oder vielleicht die Hexe, Reiher?«
    Rabenjägers Augen verengten sich zu Schlitzen.
    Nachdenklich kratzte sich Eisfeuer am Kinn. Er wandte sich ab und nickte Walroß zu. Anerkennend klopfte er ihm auf die Schulter. »Netten Fang gemacht heute, was? Vermutlich bringst du demnächst Eisbären mit der bloßen Hand um. Habe ich recht?«
    Walroß kicherte und spielte mit seinen Speeren.
    »Es wird eine lange Nacht. Ich mache uns etwas zu trinken.« Eisfeuer beugte sich über das Feuer, holte einige Kräuter aus einem Bündel und rührte sie in einem großen Hornlöffel an.
    Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er seinen Sohn. Er wußte, was zu tun war. Er kannte auch die damit verbundene tödliche Gefahr.

KAPITEL 57
    »Halt! Wer ist da?« rief Tanzende Füchsin. Sie hielt ihre Speere wurfbereit in der Hand.
    Im blauvioletten Licht der Dämmerung schlichen drei junge Männer auf dem schmalen Felsenpfad auf sie zu. Sie hielten ihre Waffen fest umklammert. Bei ihrem warnenden Ausruf kauerten sie sich argwöhnisch im Schütze eines Felsens nieder. Trotz des schwachen Lichtes erkannte sie die drei.
    Sie wandte sich an den größten von ihnen, einen Krieger namens Roter Mond. »Ihr wollt die Anderen überfallen. Das stimmt doch?«
    Er biß die Zähne zusammen und schwieg.
    »Du weißt genau, der Träumer hat weitere Überfälle untersagt. Ihr wagt es, euch über seinen Befehl hinwegzusetzen?«
    Roter Mond zuckte die Achseln. »Was geht das dich an, Frau?« Er

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