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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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»Ich wünschte, ich könnte es.«
    Unruhig scharrte sie mit den Füßen. Der Geruch des Fleisches quälte ihren leeren Magen. »Was interessiert das dich?«
    »Erinnerst du dich, wie ich damals zurückkam?«
    »Du brachtest Großvater Eisbärs Fell mit. Von dem, der Knochenwerfer getötet und gefressen hat.«
    Er nickte. »Das war für dich bestimmt. Für deinen Vater. Ich … ich wollte ihn bitten, dich mir zu geben.« Plötzlich bebten seine Lippen. Rasch preßte er sie fest zusammen. »Wenn … nun ja, falls du mich gewollt hättest.«
    Die Antwort blieb ihr im Hals stecken. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Sie hatten in ihrem ganzen Leben kaum drei freundliche Sätze miteinander gewechselt.
    »Aber du lagst bereits unter Krähenrufers Decke. Da gab es für mich nichts weiter zu sagen.« Tief sog er den Duft des Fleisches ein. »Merkwürdig, wie sich die Dinge entwickeln. Besonders zwischen meinem Bruder und mir. Du liebst ihn. Unsere Eltern, Möwe und Robbenflosse, liebten ihn auch. Und warum? Hmmm? Alles, was er macht, macht er nur halb. Verstehst du? Es ist, als lebe er nur zur Hälfte auf dieser Welt.«
    »Haßt du ihn deshalb so?«
    Rabenjäger nickte. Leise sagte er: »Ja.« Unvermutet brach er in lautes Lachen aus. »Aber wir werden ja sehen. Die Dinge haben sich geändert. Die wie eine Möwe fliegt ist gestorben. Ich habe Großvater Eisbär getötet. Bald bin ich der mächtigste Mann des Volkes.«
    »Du bist anmaßend.«
    »Was? Ich habe recht.« Er prüfte das Fleisch und setzte sich anschließend so hin, daß er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Und ich möchte dich an meiner Seite haben.«
    Sie biß sich auf die Zunge. Nun wußte sie mit letzter Sicherheit, daß sie vor ihm auf der Hut sein mußte. An seiner Aufrichtigkeit zweifelte sie nicht. Er meinte jedes Wort so, wie er es sagte.
    »Aber Krähenrufer. Er verflucht…«
    Langsam schüttelte Rabenjäger den Kopf. »Mich nicht, nein. Was er dir angetan hat, weiß ich. Ich hörte ihn eines Nachts. Und ich hörte dein Gewimmer. Ich würde dir niemals so weh tun.«
    Diese Worte warfen sie vollends aus dem Gleichgewicht. Sie schluckte hart, eine seltsame Enge schnürte ihr die Luft ab. »Ich … ich verstehe nicht…«
    »Ich will dich zur Frau, Tanzende Füchsin. Nur für dich tötete ich Großvater Eisbär. Krähenrufer ist ein närrischer alter Mann. Ich brauche ihn noch, zugegeben. Trotzdem ist er ein Narr. Glaub mir, ich werde mit ihm fertig.«
    »Aber seine Macht. Seine Zauberkräfte …«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst daran, oder?«
    »Ich …«
    »Denk über mein Angebot nach. Das ist alles, worum ich dich bitte.« Lächelnd sah er sie an. »Ich mache dich sehr glücklich. Ich sorge für dich. Verschaffe dir den dir gebührenden Platz im Rat unseres Volkes. Du kannst keine bessere Wahl treffen.«
    »Und wenn ich dein Angebot ablehne?«
    Er seufzte tief. »Ich bekomme dich doch. Es wird für uns beide zwar ein bißchen schwieriger, aber es ändert nichts. Natürlich muß ich dich erst zu Krähenrufer zurückbringen, aber …«
    »Ich gehe nicht zurück.«
    »Oh, ich denke schon.«
    »Nein. Ich verschwinde, sobald der Sturm nachläßt.«
    »Überleg doch.« An den Fingern zählte er die einzelnen Punkte ab. »Du hast niemanden mehr. Außer ein paar Onkeln und Tanten in der Sippe von Büffelrücken war dein Vater dein letzter lebender Verwandter. Wenn ich dich zurückbringe, prangert dich Krähenrufer öffentlich an. Er belegt dich mit einem entsetzlichen Fluch, und alle haben Angst vor seinen Drohungen. Du bist eine Ausgestoßene.
    Jeder hält sich von dir fern. Du wirst erniedrigt und mußt um jeden Brocken betteln falls die Leute überhaupt so barmherzig sind und dir etwas zuwerfen.«
    »Mag sein.«
    »Außerdem«, fuhr er unbeirrt fort, »kann dich jeder Mann auf jede Weise nehmen und wann immer er will.« Er bedachte sie mit einem kühlen Blick. »Jeder Mann, jederzeit.«
    »Das würdest du machen?«
    Er holte tief Luft und seufzte. »Ich denke schon. Sicher sogar.« Bedächtig schüttelte er den Kopf. »Es ist eigenartig. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber sosehr ich dich auch liebe, ich kann die Vorstellung nicht ertragen, daß du unter Lichts Decken liegst.«
    »So sehr haßt du ihn?«
    »O ja.« Er lächelte versonnen.
    »Lieber vernichtest du mich? Lieber ruinierst du mich, als mich zu Der im Licht läuft gehenzulassen?«
    »In Wahrheit erspare ich dir ein gräßliches Schicksal.« Er kümmerte sich wieder um das

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