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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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kurz zuvor gewandert sind.«
    Angewidert verzog sie das Gesicht. Sie erinnerte sich an die Nächte, die sie gezwungenermaßen mit ihm verbracht hatte. »Ich habe mich verlaufen! Ich wußte nicht, wo ich war! Ich konnte nicht…«
    »Unseren eigenen Spuren, Krähenrufer, folgte sie zurück zum Mammut-Lager«, erklärte Rabenjäger.
    »Lügner!« Trotzig sah sie ihn an. In seinen Augen las sie verständnisvolle Zuneigung, aber auch Ironie. Er hielt ihrem Blick nicht stand und schaute weg.
    »Ihr bleibt nichts anderes übrig«, fügte er sanft hinzu. »Sie muß widersprechen. Aber ich bitte dich, Krähenrufer, nimm sie zurück. Sie ist wahrscheinlich keine schlechte Frau, nur ein wenig verwirrt und närrisch.«
    »Ich will nicht zu ihm zurück!« schrie sie. »Ich hasse ihn!«
    Entsetzt hielten die Leute den Atem an und starrten ängstlich auf Krähenrufer. Das gesunde Auge des alten Mannes glühte vor Zorn, während das blinde weiße Auge bösartig hervorzuquellen schien. Der Schamane ballte die Fäuste. Ihrer Kehle entrang sich ein leiser, erbärmlicher Schrei. Sie fiel auf die Knie und erbrach sich. Ihr leerer Magen wand sich in entsetzlichen Krämpfen.
    Sie blickte zu Rabenjäger auf. Ihre Augen waren eine einzige stumme Anklage. Sollte sie ihn der Vergewaltigung bezichtigen? Nein. Wer würde ihr schon glauben? Gedemütigt senkte sie den Kopf.
    »Sie versuchte, zu meinem idiotischen Bruder zu fliehen«, sagte er leise. Es schien ihn anzuwidern, diese Worte überhaupt über die Lippen zu bringen. »Ich bringe sie dahin zurück, wo sie hingehört.«
    »Steh auf!« befahl Krähenrufer, faßte sie grob am Kinn und drückte ihr den Kopf in den Nacken. Er wollte die Tränen in ihren Augen sehen. Unbeholfen versuchte sie aufzustehen, aber die Schwäche überfiel sie erneut. Hilflos stürzte sie auf das Eis.
    »Ich verdamme«, schrie ihr Mann und übertönte sogar Windfraus wütendes Heulen, »den Geist dieser Frau auf den immer abwärts führenden Weg. Niemals steigt er empor zum Heiligen Volk der Sterne.
    Ihr Körper wird nach ihrem Tod begraben, ihre Seele für immer im Erdboden bei Wurzeln und Moder und Fäulnis eingesperrt, weil sie Schande über unseren Clan brachte!«
    Unter gesenkten Lidern hervor beobachtete Füchsin die alten Freunde. Kopfschüttelnd gingen sie zurück in ihre Schneehöhlen. Ein paar junge Frauen blieben noch einen Augenblick verlegen stehen, dann entfernten auch sie sich. Nur Grauer Fels, alt und zerbrechlich und ganz zusammengekrümmt unter den Pelzen, blieb.
    »Krähenrufer«, sagte die alte Frau schüchtern. »Tu ihr nicht weh. Sie ist noch so jung.«
    »Verschwinde!« brüllte er und fuchtelte mit den Armen. »Oder soll ich deine Beine verfluchen, damit sie all ihre Kraft verlieren? Dann kannst du nicht mehr Schritt halten mit dem Clan.«
    Grauer Fels duckte sich erschrocken. »Nein, aber ich …«
    »Dann hau ab!«
    Sie warf einen mitleidigen Blick auf Tanzende Füchsin, drehte sich um und humpelte in ihre Behausung.
    Krähenrufer kniete nieder. Seine schwieligen Hände gruben sich in ihre Arme, sein stechender Blick verhieß nichts Gutes. »Die Leute lachen hinter meinem Rücken über mich. Bestimmt sagen sie, ich sei nicht Manns genug, meine Frau zu befriedigen.«
    »Dann stell dich einmal im Leben der Wahrheit.«
    »Halt den Mund!« schrie er und schlug dermaßen gewalttätig mit dem Handrücken zu, daß ihr Kopf mit einem dumpfen Knall auf dem Eis aufschlug.
    Benommen und erneut mit Übelkeit kämpfend blieb sie liegen. Windfraus eiskalter Atem strich über ihr Gesicht. Sie hörte das scharrende Geräusch von Elfenbein und Stein auf Leder. Der alte Schamane zog sein Messer aus der Scheide.
    Sterben ist gut. Fühlst du, daß ich dich rufe, Der im Licht läuft? Geliebter, ich habe versucht, zu dir zu kommen. Es ist nicht deine Schuld. Quäl dich nicht mit Selbstvorwürfen.
    Sie öffnete die Augen. Krähenrufers lange Obsidianklinge funkelte bedrohlich nahe vor ihrem Gesicht.
    Mit roher Hand riß er sie brutal an ihrem Haarschopf. Entsetzt hielt sie den Atem an. Ihr pochte das Herz bis zum Hals, doch sie versuchte tapfer, ihre Angst hinunterzuschlucken.
    »Träumer?« sagte Rabenjäger und packte die Hand des alten Mannes, die das Messer hielt. »Sie hat Schande über dich gebracht und dich dem Spott des ganzen Volkes ausgesetzt, das ist wahr. Aber jetzt machst du einen Fehler.«
    »Schweig!« Krähenrufers Backen leuchteten unnatürlich rot. Sein Atem ging stoßweise. »Ich töte sie,

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